Festival:Auch ohne Partys mitreißend

Festival: Sie war der letzte Protegé von Prince: Judith Hill.

Sie war der letzte Protegé von Prince: Judith Hill.

(Foto: Joe Lemke)

Die 38. Ingolstädter Jazztage bieten wieder nationale und internationale Stars auf.

Von Oliver Hochkeppel, Ingolstadt

Letztes Jahr ging gar nichts, heuer immerhin das meiste. Nur die "Jazz Partys" im NH Hotel, wo Musiker und Publikum hautnah wie kaum woanders aufeinandertrafen, sind noch nicht wieder möglich. Und die beiden größten angekündigten Stars, Jamie Cullum und Melody Gardot, touren erst wieder erst im nächsten Jahr. Ansonsten haben die 38. Ingolstädter Jazztage wieder das Gewohnte zu bieten. So haben sie bereits wie üblich mit der Verleihung des Ingolstädter Jazzförderpreises (heuer an die Sängerin Birgit Zinner) begonnen. Und am 4. November startet das gewohnt hochkarätig bestückte internationale Programm.

Dabei ist zunächst einmal viel Soul und R&B angesagt. Erst mit der - auch am Klavier und an der Gitarre überzeugenden - Sängerin Judith Hill, die der letzte Protegé von Prince war, was man auch deutlich hört. Danach mit Jarrod Lawson, der sich nach nur zwei Alben schon als legitimer Erbe von Stevie Wonder oder D'Angelo ins Gespräch gebracht hat. Tags darauf geht es mit gefühlten Heimspielen weiter. Denn die immer erfolgreicher zwischen Klassik und Jazz werkelnde Pianistin und Sängerin Olivia Trummer stammt zwar aus Stuttgart, hat aber hier gelehrt und auch schon den Jazzförderpreis bekommen. Und Deutschlands Vorzeige-Schlagzeuger Wolfgang Haffner, der parallel im Stadttheater spielt, ist zwar Franke, war aber schon so oft hier, dass er fast eingemeindet werden kann - heuer kommt er mit dem Tour-Auftakt seiner veritablen Dreamband unter anderem mit Randy Brecker und Bill Evans. Noch ihm ist dann der immer noch erst 18 Jahre alte, indonesisch-amerikanische Joey Alexander mit seinem Trio an der Reihe, ein echtes Jazz-Wunderkind, der schon mit elf die Jazz-Charts erstürmte und mit 14 ein grandioses Monk-Album vorlegte.

Rebekka Bakken trifft den Gitarristen, mit dem sie vor 20 Jahren ihre ersten Plattenaufnahmen machte

Gar nicht leicht, aber am Samstag muss man sich zwischen zwei Doppelkonzerten entscheiden: Entweder für mitreißende Klaviermusik mit der virtuosen "Free-Classic & Jazz"-Zauberin Younee und dem mediterran-orientalischen Powerplay des Omer Klein Trios. Oder für deutsche Star-Power: Mit der jazzrockigen Passport-Crew des unermüdlichen, jetzt 85-jährigen Klaus Doldinger und dem großartig abgedrehten, psychedelischen Hip-Hop-Jazz-Projekt Web Web von Max Herre und Roberto di Gioia. Zwischen vielen Stilen und Sounds hin und her pendeln kann man am 11. wieder beim traditionellen "Jazz in den Kneipen", unter anderem zur spektakulären Fusion-Schlagzeugerin Anika Nilles, zum nordisch-innovativen Emil Brandqvist Trio, zur alles in puren Jazz verwandelnden Sängerin Lisa Wahlandt oder zum jungen Augsburger Techno-Jazz-Trio Klangphonics. Eine vermutlich berührende Reunion kann man schließlich beim Abschlusskonzert am 13. in der St.Pius Kirche erleben: Die norwegische Ausnahmesängerin Rebekka Bakken trifft erstmals wieder auf den österreichischen Gitarrengott Wolfgang Muthspiel, mit dem sie vor 20 Jahren in New York ihre ersten Plattenaufnahmen gemacht hatte.

38. Ingolstädter Jazztage, bis Samstag, 13. November, verschiedene Spielorte, www.ingolstaedter-jazztage.de

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