Süddeutsche Zeitung

Jazzfest München:Nationale Ausstrahlung

Konzerte und Panels: Das Jazzfest München zieht um - und neue Partner an.

Von Oliver Hochkeppel

"Hören, feiern, reden - Jazzfest eben!" So euphorisch ("Die Musik kommt zurück") kündigt Andy Lutter als Vorsitzender der veranstaltenden Jazzmusiker Initiative München (J.I.M.) im Flyer die 32. Ausgabe des "Jazzfests München" an. Verständlich, nach zweieinhalb Jahren mit Komplett- und Live-Ausfall und dem Verlust des sicheren Hafens im Gasteig, den man nach langer Wanderschaft gefunden hatte.

Zumindest bei der Ortssuche brauchte man sich freilich nur einmal kurz umdrehen, um fündig zu werden: An den ersten beiden Tagen des diesmal kompakt vom 3. bis 5. November laufenden kleinen Festivals ist man im Sudetendeutschen Haus gegenüber des Gasteigs zu Gast, am Schlusstag geht es in den Blitzclub im Deutschen Museum, womit das traditionsreiche, aber inzwischen auch mit etwas Patina belegte Fest einen hippen, jungen Party-Anstrich bekommt.

Das Sudetendeutsche Haus ist auch deshalb perfekt, weil es nicht nur über einen exzellenten Konzertsaal verfügt, sondern auch über Tagungs- und Aufenthaltsräume. Das ist wichtig, weil das Jazzfest diesmal auch Gastgeber von "Jazz Now! 2022" ist, dem biennalen 26. Forum der Deutschen Jazzunion. Bevor es also abends in die jeweils drei Konzerte geht, diskutiert tagsüber die Jazz-Fachwelt auf Panels, in Workshops, im "World Cafe" und zu Impulsvorträgen über aktuelle Themen - von fairer Vergütung über Diversität bis zur Jazzvermittlung, samt Vorstellung einer neuen bundesweiten Jazzstudie.

Eine Kooperation, die zum seit Jahren forcierten Streben der Jazzfest-Macher passt, diese Plattform für die lokalen Szene um die mittlerweile selbstverständlichen nationalen und internationalen Verflechtungen und Einflüsse zu erweitern. Das veranschaulicht auch das Programm. Den Auftakt bestreitet mit "The Hot Stuff Jazzband" eine deutsch-amerikanische Classic-Jazz-Truppe, die mit "goes Disney. . ." auch das Entertainment hochhält. Das Quintett des jungen Saxofonisten und Flötisten Nico Theodossiadis tritt als amtierender Gewinner des Förderpreises des Bayerischen Jazzverbandes an. Und der Münchner Schlagzeuger Guido May präsentiert sein "International Quartet" mit dem New Yorker Star-Saxofonisten Jure Pukl.

Am Freitag holt die österreichische, in New York beheimatete, seit 2004 in der WDR Bigband spielende Altsaxofonistin Karolina Strassmayer nicht nur ihren Mann, den New Yorker Schlagzeuger Drori Mondlak, und den amerikanischen Vibrafon-Großmeister David Friedman zu sich auf die Bühne, sondern auch Thomas Stabenow, den Bass-Veteran der Münchner Szene.

Danach tritt Pianist Leo Betzl mal nicht mit seinem Trio an, sondern im "dialogue" mit dem Tenorsaxofonisten Valentin Preißler. Schließlich gibt es ein Wiedersehen mit dem Sänger Mel Canady, der mit seiner Band Chessboard "the jazz of soul" herauskitzelt. Clubbig wird es wie erwähnt am Samstag geben. Erst mit Simon Popps reinem Percussion-Trio Hypnotic, dann mit der von einer E-Band und Background-Sängern begleiteten jungen Sängerin Olga Dudkova, schließlich mit dem Duo-Projekt Booom von Trio Elf-Drummer Gerwin Eisenhauer mit der Sängerin Layla Carter, das den passende Abschluss-Partysound verspricht: "technojazz".

Jazzfest München, Do. bis Sa., 3. bis 5. Nov., 20 Uhr, Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, und Blitzclub, Ludwigsbrücke, Tel. 21 83 73 00

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