Das ist schön:Klingende Selbsthilfe

Im vergangenen Jahr musste das Jazzfest München ausfallen. Nun findet es wieder statt - mit mehr Publikum als zunächst gedacht.

Von Oliver Hochkeppel, München

Im Corona-Herbst des vergangenen Jahres ist eine weitere lange Tradition abgerissen: Auch das Jazzfest der Jazzmusikerinitiative München fiel aus. Seit mehr als 30 Jahren war und ist das die einzige Gelegenheit für die heimische Jazzszene, sich geballt, eben im Festivalformat, zu präsentieren. An der Geschichte dieser Veranstaltung kann man gut sehen, wie sehr der Jazz stets um seinen Rang kämpfen musste. Von der eigenen Stadtspitze lange ignoriert und nur vom zuständigen Bezirksausschuss gefördert, gehörte auch die Standortsuche chronisch dazu. Lange Jahre der Wanderschaft bedurfte es, bis die "Selbsthilfegruppe", also das inzwischen seit vielen Jahren unter der Leitung des Pianisten Andi Lutter werkelnde Veranstalterteam im Gasteig, also dem städtischen Kulturzentrum, seine Heimat und mit dem Kulturreferat, dem Bayerischen Rundfunk und einigen Sponsoren zuverlässige Partner fand.

Nun ist das Jazzfest also tatsächlich in die 32. Ausgabe gegangen, wohl zum vorerst letzten Mal in der Black Box des Gasteigs. Ein wichtiges Signal in Zeiten, in denen es die immer noch wachsende Zahl exzellenter Jazzer immer schwieriger hat, schon alleine wegen den eher nachlassenden Gelegenheiten, auftreten zu können. Kurioser Funfact: War das Ganze ursprünglich nach der 3-G-Regel mit Abstand, Maskenpflicht und Kapazitätsbeschränkung auf 80 Besucher geplant, so ist durch die 2-G-Pflicht nun alles anders. Die Pandemiebekämpfung erlaubt jetzt volle Kapazität und keinen Abstand mehr. "Obwohl wir uns überhaupt nicht freuen über die Benachteiligung der Ungeimpften", befindet Lutter, "sind das andererseits fast gute Nachrichten: genügend Plätze und keine Maskenpflicht".

Was auch für das große Finale an diesem Samstag gilt. Wie schon in den vergangenen Jahren wird der Münchner Rahmen da gesprengt: Nach den heißesten jungen Locals (das Valentin Renner Sextett unter anderem mit Bastien Rieser, Anton Mangold und Nils Kugelmann) darf man ein Wiedersehen feiern: Der Gitarrist Martin Scales, viele Jahre lang ein Fixstern der Münchner Szene, bevor er nach Frankfurt zog, kehrt mit seinem Trio in die alte Heimat zurück. Eine kernige "french connection" ist das, mit Jean-Yves Jung an der Hammondorgel und Jean-Paul Höchstädter am Schlagzeug. Den Rausschmeißer machen schließlich Berliner Gäste, das TAB Collective mit den großartigen singenden Frontleuten Pat Appleton und Ken Norris. Es ist Platz genug da, um noch kurzfristig vorbeizuschauen. Und das ist schön.

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