Jazz:Neues Trio, neues Glück

Walter Lang Trio

Thomas Markusson, Walter Lang und Magnus Öström (von links).

(Foto: Magnus Bergström)

Pianist Walter Lang hat mit Bassist Thomas Markusson und Schlagzeuger Magnus Ölstrum das erste gemeinsame Album veröffentlicht. Mit "Tens" sind sie nun in Bayern auf Tour

Von Oliver Hochkeppel

Was Brad Mehldau auf der großen Bühne, das ist der Münchner Pianist Walter Lang im Kleinen: Mit seinem feinen, immer mehr die melodische als die perkussive Seite des Klaviers betonenden Anschlag, seiner Vorliebe für Rubato-Effekte, seinen melismatischen Harmonieführungen und seiner Lust an der exzessiven Steigerung ist er ein Neo-Romantiker des Jazz. Was damit zusammenhängen könnte, dass der gebürtige Schwabe mit Klassik, Volksmusik und den Beatles aufwuchs und eher zufällig am berühmten Berklee College of Music in Boston und damit beim Jazz landete. Die Liebe zur emotionsgeladenen Melodie und die vergleichsweise sparsame Verwendung von dafür umso stärker betonten Noten - weshalb das markante Single-Note-Spiel in der Rechten charakteristisch für ihn ist - ist ihm geblieben.

So ist es wohl kein Zufall, dass er lang so viele Sängerinnen und Sänger begleitet hat, von Melanie Bong, Lisa Wahlandt, Aya Murodate, Jenny Evans, Stefanie Schlesinger bis zum gerade erst wieder ein Album ("Dark Licht") nachlegenden Duo mit Philipp Weiss reicht die Liste. Kein Widerspruch ist auch sein Mitgliedschaft im Trio Elf, das als eine der ersten Bands und sehr erfolgreich elektronischen Dancefloor-Sound für den Jazz adaptierte. Auch hier war Lang für die melodisch-romantische Seite zuständig. Am besten aber kommt seine lyrische Seite natürlich im eigenen Trio zum Ausdruck, wo fast ausschließlich seine eigenen Kompositionen gespielt werden. Seit 1999 besteht das, in der ersten Dekade mit dem Belgier Nick Thys am Bass und Langs langjährigem Weggefährten Rick Hollander am Schlagzeug. 2008 formierte Lang es mit dem Göteborger Bassisten Thomas Markusson und dem Berliner Schlagzeuger Sebastian Merk neu. Wieder zehn Jahre später war nun ein Ersatz für Merk fällig. Lang schwebte ein berühmter Name vor, er rief den Auserwählten einfach an, schickte ihm alle alten Alben - und bekam sofort eine Zusage.

So ist nun Magnus Öström der neue Schlagzeuger des Walter Lang Trios, der als Mitglied von e.s.t., dem Trio seines Jugendfreundes Esbjörn Svensson, bis zu dessen Unfalltod 2008 ein Weltstar des Jazz war und auch mit seiner eigenen Band wie mit dem "Nachfolgetrio Rymden gut im Geschäft ist. Apropos: Dass Walter Lang, wie eingangs erwähnt, sozusagen ein Brad Mehldau im Kleinen ist, stimmt nur für die Alte Welt. In Japan ist er ein Star, alle fünf Alben des vorigen Trios sind auf dem dortigen Label Atelier Sawano erschienen, seit einiger Zeit spielt er im Trio des bei ECM veröffentlichenden japanischen Schlagzeugers Shinya Fukumori.

Jedenfalls ist der Zugang von Öström ein Glücksfall, wie man am ersten beim renommierten Münchner Label Enja erschienenen Album hören kann, das wegen des Zehnjahresrhythmus von Langs Besetzungen und als eine Art Best-of aus dessen Repertoires "Tens" heißt. Vor allem, weil es kaum einen weniger aufdringlichen und dienlicheren Schlagzeuger gibt. Auf "Tens" spielt Öström fast ausschließlich mit Besen, freilich nicht im Swing-Stil, sondern fast rockig, was Langs poetischen Stücken eine zugleich weiche wie starke Grundierung verleiht. Und er verzichtet komplett auf Soli, die den Fluss dieser eher elegischen Musik stören würden. Stattdessen stehen ganz die Melodien im Vordergrund, die stets "singbar sein sollen und die ich mir selbst gerne anhören würde", wie Lang sagt. Was von Fröhlich-Beschwingtem wie "The Beginning And The End" oder "Snow Castle" bis zu melancholischen Nocturnes wie "Meditation in F minor" oder "No Moon" reicht, von Folk-Balladen wie "Kansas Skies" bis zu asiatischen Anklängen ("Misty Mountains") und wuchtig sich auftürmenden Klanggebirgen ("Wonder"). Trotz Corona geht es damit nun auf eine ordentliche Tour mit vier Terminen in Bayern.

Walter Lang Trio: "Tens" (Enja Yellowbird), Mi., 23. Sep., 20.30 Uhr, Stadttheater Amberg, Fr., 25. Sep., 19 und 20.45 Uhr, Leerer Beutel Regensburg, So., 27. Sep., 18 Uhr, Stadttheater Landsberg, Mi., 30. Sep., 20 Uhr, Grundschule Neubiberg

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