Was läuft in München im Jazz?Vollender der Globalisierung

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Der 24-jährige Gitarrist Elias Prinz, einer der Shooting Stars von der Münchner Musikhochschule, stammt aus dem Allgäu.
Der 24-jährige Gitarrist Elias Prinz, einer der Shooting Stars von der Münchner Musikhochschule, stammt aus dem Allgäu. (Foto: Daniel Laurent)

Auch die lokalen Künstler spielen auf internationaler Augenhöhe: Münchner Jazz-Highlights in den kommenden Wochen

Von Oliver Hochkeppel

Personell wie inhaltlich ist der Jazz seit jeher ein Vorreiter der Globalisierung. Wenn man also von der lokalen, der nationalen und der internationalen Jazzszene spricht, dann ist das oft genauso unbeholfen und willkürlich wie die Stil-Zuschreibungen im mittlerweile weitgehend offenen Genre.

Man kann das sehr schön an Enemy sehen, der Band, mit der wir den Überblick über einige Münchner Jazz-Highlights der kommenden Wochen beginnen wollen. Im Trio des grandiosen britischen Pianisten und Organisten Kit Downes spielt sein Landsmann James Maddren Schlagzeug und der seit vielen Jahren in Berlin lebende Schwede Petter Eldh Bass. Ihr erstes gemeinsames Album mit dem französischen Titel „Vermillion“ ist beim Münchner Label ECM erschienen, ihr Management sitzt in Regensburg. Ihre Musik freilich ist unabhängig von Ort und Zeit. Mal lyrisch, mal eruptiv, immer mitreißend und spannend (Unterfahrt, 20. März).

Die Illustration der Internationalität funktioniert auch bei jungen Einheimischen. Der 24-jährige Gitarrist Elias Prinz, einer der Shooting Stars von der Münchner Musikhochschule, stammt aus dem Allgäu. Hat sich aber früh dem französisch geprägten Gypsy Swing eines Django Reinhardt verschrieben, allerdings in einer eigenen Ausprägung und mit eigenen Kompositionen. Ganz im Sinne des Meisters, der sich ebenfalls immer weiterentwickeln wollte. Am 20. März im Vogler, und am 21. März zum Auftakt der neuen „Swing Manouche“-Reihe im Einstein (neben der Unterfahrt) stellt Prinz im angestammten Trio mit dem französischen Rhythmus-Gitarristen Jean-Baptiste Delattre und der Münchner Bassistin Ida Koch plus Streichern sein Debüt-Album „Dinalie Mineure“ vor.

Eine der interessantesten hiesigen Sängerinnen: Eva Ahoulou ist eine Münchnerin mit ivorischen Wurzeln und tritt mit ihrer vom Bassisten Harald Scharf geleiteten Begleitband im Vogler auf.
Eine der interessantesten hiesigen Sängerinnen: Eva Ahoulou ist eine Münchnerin mit ivorischen Wurzeln und tritt mit ihrer vom Bassisten Harald Scharf geleiteten Begleitband im Vogler auf. (Foto: Oliver Hochkeppel)

Bleiben wir bei „Einheimischen“. Zum Possible Piano Trio tun sich in der Unterfahrt mit Tastenmann André Schwager, Bassist Thomas Stabenow und Schlagzeuger Guido May drei der profiliertesten Münchner Jazzer zusammen, die alle schon mit internationalen Stars unterwegs waren (22. März). Und im Vogler kann man direkt hintereinander zwei der interessantesten, auf gewisse Weise verbandelten hiesigen Sängerinnen erleben: am 21. März bei Maloom die Münchnerin mit ivorischen Wurzeln Eva Ahoulou mit ihrer vom Bassisten Harald Scharf geleiteten Begleitband - die bis 2022 die Band von Norisha war, der in München hängen gebliebenen Amerikanerin und Ex-Profi-Volleyballerin Norisha Campbell, die ihren Souljazz jetzt in neuer Besetzung präsentiert (22. März)

Große (internationale) Namen dominieren dann das Monatsende. So spielt am 25. das Trio des Branford-Marsalis-Pianisten Joe Calderazzo in der Unterfahrt, am 26. konkurriert der US-Saxofon-Star Chico Freeman  in der Unterfahrt mit dem britischen Piano-Rising-Star Joe Webb im Vogler. Und am 27. wird es ganz schlimm:  Deutschlands neben Till Brönner bekanntester Jazz Michael Wollny stellt in der Isarphilharmonie sein neues Trio-Album vor, während es in der Unterfahrt der Schweizer Stimmakrobat Andreas Schaerer mit seinem Quartett A Novel of Anomaly gleichtut und im Vogler der US-Souljazz-Saxofonist Jerry Weldon gastiert (der freilich dort auch noch am 28 auftritt).

Alles parallel zur Jazzwoche Burghausen übrigens, die dann wenigstens schon rum ist, wenn sich Wynton Marsalis und sein Lincoln Center Orchestra in der Isarphilharmonie (31. März) oder der norwegische Supertrompeter Mathias Eick mit seinem Quartett (auch mit neuem Album) in der Unterfahrt (1. April) die Ehre geben.

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