Es gibt nicht wenige Multiinstrumentalisten im Jazz. Erstaunlicherweise ist die Zahl derer, die Gesang und Klavier gleichwertig beherrschen, sehr überschaubar. Bei den Frauen geht es noch, da fallen einem schnell Diana Krall oder Ida Sand ein. Bei den Herren wird es schon schwieriger, geht man nicht zurück bis zu Fats Waller. In diese Lücke stößt jetzt der gerade erst 19-jährige Pablo Struff aus Murnau. Der Sohn der Schauspielerin Nicole Spiekermann und des Maskenbildners und Künstlers Alexander Struff hatte das Glück, dass die Eltern 2006 eher zufällig ein Klavier ins Haus bekamen. Schnell zeigte sich, dass der fünfjährige Filius überragendes Talent und ein absolutes Gehör besaß. Mit elf Jahren wurde er als Jungstudent für Jazz-Klavier von der Münchner Musikhochschule aufgenommen, wo ihn erst Leonid Chizhik, dann Tizian Jost unterrichteten.
Ob seine beiden Lehrer begeistert waren, dass Struff zu seinen frühesten Einflüssen neben Keith Jarrett auch Konstantin Wecker rechnet, ist fraglich. Die ungewöhnliche Kombination zeigt aber schon, dass der Gesang für Struff eine wichtige Rolle spielt. Mit 15 hatte er seinen ersten öffentlichen Auftritt, mit seiner Mutter erarbeitete er bald darauf ein Lyrik-Programm, aus dem inzwischen drei wurden. 2018 spielte er, noch vor dem Abitur, erstmals im Trio mit den Routiniers Florian Oppenrieder und Patrick Scales, inzwischen hat er eines mit den noch jüngeren Felix Freude und Jakob Jäger. Stilistisch hat sich Struff mittlerweile weit geöffnet, außerdem komponiert er viel und greift dabei bis ins Orchestrale und Elektronische aus. In der Jazzbar Vogler ist er jetzt erst einmal wieder solo als singender Jazzpianist zu erleben.
Pablo Struff, Do., 9. Juli, 20 Uhr, Jazzbar Vogler, Rumfordstr. 17, reservation@jazzbar-vogler.com