Japanisches Restaurant Neuhausen "Wasabi":Crashkurs Japan

Wer 100 Prozent Japan sucht, der findet das im Wasabi: Das Essen ist traditionell, gesprochen wird fast nur japanisch.

Tobias Dorfer

Dieser Text ist leider veraltet, das Restaurant gibt es inzwischen nicht mehr.

Japanisches Restaurant Neuhausen "Wasabi": Jo Udagawa bereitet vor den Augen seiner Gäste das Sushi zu.

Jo Udagawa bereitet vor den Augen seiner Gäste das Sushi zu.

(Foto: Tobias Dorfer)

Um diese Angst schon einmal zu nehmen: Nein, es schmeckt nicht alles nach Meerrettich. Der Scharfmacher Wasabi, die grüne Paste, die gemeinhin gerne zu Sushi gereicht wird, dient zwar als Namenspatron des gleichnamigen Restaurants in der Volkartstraße - doch auf den Tellern ist er allenfalls schmückendes und schmeckendes Beiwerk. Jeder kann nach eigenem Gusto die Speisen schärfen. Frei nach Alfred Biolek: Nachsalzen kann man immer, wegsalzen nicht.

Sushi-Imbisse sind in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen. An jeder Ecke gibt es die japanische Spezialität heute. Höchste Zeit, einmal ein richtiges japanisches Spezialitätenrestaurant zu testen. Und nicht nur Sushi zu probieren.

Das Wasabi liegt ein wenig abseits vom Lärm der Nymphenburger Straße in München-Neuhausen. Bei schönem Wetter stehen Tische und Stühle für diejenigen bereit, die in ihrer Mittagspause Lust auf Japan haben. Ein unscheinbarer Eingang - doch dahinter öffnet sich Japan pur.

Das Lokal ist klein, daher sitzt man etwas enger. Und wenn man nicht direkt den Einzeltisch am Eingang zur Küche hat, können die Nebensitzer wahrscheinlich jedes Wort verstehen. Aber das ist gar nicht schlimm, denn man will ja als Testesser nicht nur japanisch speisen - sondern Japan mit allen Sinnen erleben.

Separée für romantische Stunden

Und das kann man im Wasabi. Die Wände sind voll von japanischen Kunstwerken. Aus den Lautsprechern klingt asiatische Musik und die Gäste kann man, zumindest an diesem Abend, nahezu vollständig der japanischen Staatsangehörigkeit zuordnen.

Von allen Tischen aus hat man einen guten Blick auf den Tresen. Dahinter bereitet der Inhaber Jo Udagawa, die frischen Sushi-Rollen zu, schneidet Fisch, rollt Reis in Seetang ein und findet nebenher immer genügend Zeit für einen Plausch mit den Gästen. Wer lieber ungestört sein möchte, für den haben die Udagawas einen ganz besonderen Ort: Neben dem Tresen befindet sich, hinter einem Vorhang, ein kleines Zimmerchen mit einem kleinen Tisch und Bambusmatten auf dem Boden - getränkt in warmem Licht. Natürlich sollte man die Schuhe ausziehen, bevor man sich dort niederlässt. Für den obligatorischen Ausflug auf die Toilette haben die Inhaber Hausschuhe bereit gestellt.

Herausforderung Essstäbchen

Stäbchen liegen auf den Tischen. Klar, schließlich isst man japanisch - diese Herausforderung nehmen wir an! Wir beginnen mit Maguro Natto, das ist Thunfisch mit fermentierten Sojabohnen (6,80 Euro). Nach ein wenig Übung geht das mit den Stäbchen schon ganz gut. Der Thunfisch ist roh, was nicht weiter wundert. Dafür sind die Bohnen gekocht und kleben, als sei Käse mit im Spiel, aneinander. Das Ganze schmeckt ein wenig fad - aber dafür steht ja Sojasoße auf jedem Tisch. Agedashi-Tofu (6 Euro) ist ein Stück Tofu, das in einer Sojabrühe schwimmt. Auch lecker, aber nur für all jene empfehlenswert, die schon einen Fortgeschrittenenkurs im Stäbchenessen belegt haben.

Vor fünf Jahren eröffneten Jo Udagawa und seine Frau ihr Restaurant - mit dem Ziel, die Münchner nicht nur mit Standard-Sushi zu beglücken, sondern ihnen die ganze Bandbreite japanischer Kochkunst aufzutischen. Bislang gelingt ihnen das ganz gut. Zumindest bei uns.

Beim Sakekawa-Salat (6,50 Euro) lockt uns die frittierte Lachshaut. Aber irgendwie schmeckt Lachsfleisch doch besser. Ansonsten verbirgt sich hinter Sakekawa ein normaler Salat mit ein Paar Kirschtomaten. Die Sushi-Röllchen entschädigen uns dann jedoch für den Salat-Ausrutscher. Besonders die Maki-Röllchen mit eingelegtem japanischem Kürbis sind richtig lecker. Wahlweise kann man Maki auch mit Thunfisch, Lachs, Avocado oder Gurke bestellen.

Ein Eis aus grünem Tee

Dazu wählen wir noch Tokujo (22,50 Euro), ein Best-Of der japanischen Sushi-Kunst. Nigri-Sushi, also Fisch auf gekochtem Reis, ist darunter. Außerdem gibt es die bekannten California-Rollen und Gunkanmaki. Dahinter verbergen sich kleine Rollen aus Seetang, in denen sich Fischeier befinden. Beißt man auf die roten Kügelchen, verteilt sich eine wässrige Flüssigkeit im Mund, die nach Fisch schmeckt. Dazu trinken wir standesgemäß grünen Tee (2 Euro).

Schließlich lockt uns noch das Grüne-Tee-Eis mit frischen Früchten (5,50 Euro) - eigentlich der Höhepunkt des gesamten Abends. Wer zuvor Bedenken hatte, ein Sorbet aus grünem Tee könne fad, langweilig gar schmecken, der irrt gewaltig. Das Sorbet ist möglicherweise das einzige Gericht, bei dem man den Wasabi besser weglässt.

Insgesamt sind wir mit knapp 80 Euro an diesem Abend dabei. Das ist nicht ganz billig, aber das Geld ist gut investiert. Denn neben einem leckeren Menü haben wir einen Crashkurs in die japanische Lebensart gewonnen. Und das ist eigentlich unbezahlbar.

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