Jamaram mit neuem Album:"Wir sind halt Chaoten"

Die Münchner Band Jamaram veröffentlicht ihr neues Album "Jameleon". Die Produktion war wie eine Klassenfahrt - und raus kam angeblich das "gelungenste Album".

Renate Silberbauer

Jamaram - eine Münchner Band, deren Musikstil sich nicht mit einem Wort beschreiben lässt. Auf ihrem neuen Album "Jameleon", das am 26. März in die Läden kommt, finden sich Reggae, Hip-Hop- und Dancehallbeats, Latino-Gewitter, Afrobeats und Popsongs. Eine kunterbunte Mischung. Die Band gibt es seit 2000 und besteht momentan aus acht Mitlgiedern. Gründungsmitglied Max "Murxen" Alberti (Drums, Percussion) spricht über die Anfänge Band, ihr Münchner Zuhause und das "gelungenste Album überhaupt".

sueddeutsche.de: Es heißt, der Bandname Jamaram kommt von Euren ersten Auftritten, die Ihr größtenteils nur improvisiert habt (jam = frei improvisieren). Ist an diesem Gerücht etwas dran?

Max Alberti: Ja klar. Genaugenommen haben wir nur improvisiert. Wir hatten zwar schon immer geprobt, dann aber ziemlich schnell Auftritte in kleinen Clubs an Land gezogen. Da standen wir auf der Bühne und haben nur gejammt. Tom (Sänger von Jamaram) hat zum Beispiel über die Schuhe der Mädels in der ersten Reihe gesungen. Den Leuten hat es gefallen und wir wurden öfter gebucht. Ein Konzertveranstalter wollte dann mal unseren Bandnamen wissen und da sind wir auf Jamaram gekommen.

sueddeutsche.de: Eine ungewöhnliche Methode: Einfach auf die Bühne gehen und warten, was passieren wird.

Alberti: Wir sind halt Chaoten, die das Ganze aber perfektioniert haben. Glücklicherweise sind wir acht Leute in der Band und ergänzen uns gegenseitig so gut, dass unser Chaos bisher immer funktioniert hat. Außerdem sind wir Draufgänger. Viele Bands lehnen Konzerte ab. Wir spielen einfach überall: in kleinen Clubs, in riesigen Hallen, Openair oder in der Fußgängerzone. Das ist charakteristisch für uns.

sueddeutsche.de: Obwohl Jamaram offensichtlich das Chaos liebt, habt Ihr auch eine ernste Seite. Seit Jahren engagiert Ihr euch für Aids-Waisenkinder in Afrika und sammelt bei jedem Eurer Konzerte Spenden für die Hilfsorganisation Go Ahead.

Alberti: Zu diesem Projekt sind wir eigentlich gekommen wie die Jungfrau zum Kind. Wir haben eine Freundin, die arbeitet schon seit zwei, drei Jahren in Uganda und hat Go Ahead ins Leben gerufen. Als sie uns gefragt hat, ob wir sie irgendwie unterstützen könnten, haben wir natürlich gleich ja gesagt und bei einem Konzert eine Kasse rumgegeben. Seitdem machen wir das bei jedem Konzert. Da kommen im Jahr schon um die 10.000 Euro zusammen. Damit kann man in Afrika einiges bewegen.

sueddeutsche.de: Am 26. März kommt Euer fünftes Album namens Jameleon auf den Markt. Es wird als "das beste und ausgereifteste Werk" angekündigt. Kannst Du das erklären?

Alberti: Nach vier Alben merkt man, wo die Stärken der Band liegen, und wo sie eher nicht liegen. In der Vergangenheit haben wir einfach zu viel gemacht. Auf dem neuen Album sind die Songs auf den Punkt gebracht. Es ist poppiger geworden und der Sound ist gelungen.

sueddeutsche.de: Wie entsteht ein Album mit einem "gelungenen Sound"?

Alberti: Bei diesem Album haben wir uns von unserem Uganda-Trip inspirieren lassen. Wir waren einen Monat in Uganda, haben dort Workshops gegeben und mit den Musikern vor Ort gespielt. Dabei sind ganz viele Songs, Ideen und Melodien entstanden. Diese ganzen Eindrücke haben wir in das neue Album gepackt. Jameleon ist sozusagen eine Hommage an Uganda und die Leute, die dort leben.

Auf der nächsten Seite: Die Produktion eines Albums ist für Jamaram wie eine Klassenfahrt.

Zwei zusätzliche Lieder auf der Tour

sueddeutsche.de: Welches Lied findest Du am schönsten?

Alberti: Am besten gefällt mir natürlich mein eigener Song Cuentito. Aber auch Oh my gosh, das Feature mit der französischen Reggae-Band Dub Incorporation ist super geworden. Ich bin ein großer Fan von denen und für uns ist es eine Ehre, dass Dub Incorporation auf unserem Album ist. Die ruhigen Songs auf dem Album finde ich auch sehr gut. Wenn wir live auf der Bühne stehen, ist ja eher Party angesagt, aber wir können eben auch anders. Und das zeigen die ruhigen Lieder.

sueddeutsche.de: Wie läuft bei euch die Produktion eines Albums ab, nachdem es zumindest theoretisch schon existiert?

Alberti: Wir haben uns dieses Mal auf einem Bauernhof in Niederbayern eingemietet und in vier Wochen das Album aufgenommen. Das war wie eine Klassenfahrt: Wir sind den ganzen Tag zusammen und nehmen Songs auf, am Abend kocht jemand und dann feiern wir noch oder lesen uns Geschichten vor. Da hat man keinen Druck und kann in Ruhe arbeiten. Wie bei anderen Bands läuft es bei uns aber trotzdem nicht ab. Es ist schon vorgekommen, dass wir im Studio festgestellt haben, dass ein Song so nicht funktioniert und dann wird er halt umgeschrieben oder durch einen anderen ersetzt.

sueddeutsche.de: Obwohl ihr 2009 erst ein Album veröffentlicht habt, kommt nun schon das nächste. Das ist für eine Band eher ungewöhnlich.

Alberti: Wir hatten uns vorgenommen, wieder ein Studioalbum aufzunehmen. Das letzte Album bestand ja aus Live-Mitschnitten unserer letzten Tour. Damit hatten wir jetzt weniger Arbeit. Unsere Fans hatten sich ein Live-Album gewünscht und diesen Wunsch haben wir mit dem letzten Album erfüllt.

sueddeutsche.de: Am 9. April kommt Ihr nach München und tretet im Backstage Werk auf. Wie ist ein Auftritt Zuhause?

Alberti: München ist natürlich unsere Heimat und ein Konzert hier ist wie ein großes Familientreffen. Wenn man in der Stadt aufgewachsen ist, kennt man über drei, vier Ecken wirklich jeden und München wird zum Dorf. Bei den Konzerten trifft man Hinz und Kunz und freut sich über das Wiedersehen.

sueddeutsche.de: Aber Ihr tretet hier relativ selten auf.

Alberti: Früher sind wir viel öfter in München aufgetreten. Zum Beispiel auf dem Tollwood Festival waren wir regelmäßig. Aber seit einiger Zeit bemühen wir uns, auch größere Hallen zu füllen. Da macht es wenig Sinn, einmal im Monat in München ein Konzert zu geben und jedesmal nur einen Bruchteil der Karten zu verkaufen. Es liegt also nicht daran, dass wir München nicht mehr sehen können, sondern hat wirtschaftliche Gründe.

sueddeutsche.de: Auf was dürfen sich Eure Fans in Zukunft freuen?

Alberti: Natürlich auf die neue Tour, die jetzt ansteht. Dabei werden auch zwei neue Songs zu hören sein, die nicht auf der Platte sind. Wenn wir für eine Tour proben, entstehen meist neue Lieder. Die nehmen wir oft mit auf Tour. Auch während der Tour entstehen ganz oft neue Songs. Wir treffen uns nach Auftritten immer im Backstage-Bereich mit Freunden und irgendwelchen Hallodris und jammen. Wir sind eben Jamaram.

In München treten Jamaram am 9. April um 21.30 Uhr im Backstage Werk auf. Tickets kosten im Vorverkauf 14 Euro und an der Abendkasse 17 Euro. Weiter Infos zum neuen Album und zur Tour auf www.jamaram.de

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