Bamberger Symphoniker in der IsarphilharmonieDer Maestro beantwortet die Frage aller Fragen

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Einer der gefragtesten Dirigenten seiner Generation: Jakub Hrůša mit den Bamberger Symphonikern. Von September an wird er auch das Royal Opera House leiten.
Einer der gefragtesten Dirigenten seiner Generation: Jakub Hrůša mit den Bamberger Symphonikern. Von September an wird er auch das Royal Opera House leiten. (Foto: Astrid Ackermann)

Bevor er seine neue Stelle beim Royal Opera House antritt, zeigt Jakub Hrůša, was die Bamberger Symphoniker an ihm haben. Und auch die Geigerin Bomsori Kim triumphiert.

Kritik von Paul Schäufele

Als Mensch gewordenes Fragezeichen wird Jakub Hrůša am Pult stehen, die Linke in der Luft. Die Stille nach dem Konzert ist wichtig, denn Hrůša und seinen Bamberger Symphonikern ist in der Münchner Isarphilharmonie gelungen, was selten gelingt: mit Musik nicht nur emotionale, sondern auch intellektuelle Räume zu öffnen. Solche Kunst macht Hrůša zu einem der gefragtesten Dirigenten seiner Generation, von September an wird er als Musikdirektor das Royal Opera House in London leiten; den Bambergern bleibt er bis mindestens 2029 erhalten.

Schlüssel zu dem dichten Programm in München ist das nur wenige Minuten lange Stück „The Unanswered Question“ von Charles Ives, das ein Gefühl existenzieller Ratlosigkeit zu Musik macht. Es verweist auf das, was kommen wird.

Erich Wolfgang Korngolds Violinkonzert wirkt danach wie eine Insel nostalgischer Schönheit, die immer Gefahr läuft, von Kitsch-Wassern überspült zu werden. Bomsori Kim umgeht die Gefahr. Zwar präsentiert auch die südkoreanische Violinistin die Kantilenen mit warmem Ton und weitem Vibrato. Doch ihre Kunst des geschmackvollen Portamentos und der konzentrierten Phrasierung lässt sie triumphieren. Die makellos ausgesungene Romanze entführt in höhere Sphären, während das vitale Jig-Finale wieder auf der Erde ankommt. Virtuosität wird zur Selbstverständlichkeit, Kim spielt wie nebenbei und bekommt dafür großen Zuspruch. Mit einer leuchtenden Gesang und Feuertanz verbindenden Polnischen Caprice von Grażyna Bacewicz verabschiedet sie sich.

Triumphiert in der Münchner Isarphilharmonie: die Südkoreanerin Bomsori Kim.
Triumphiert in der Münchner Isarphilharmonie: die Südkoreanerin Bomsori Kim. (Foto: Astrid Ackermann)

Schostakowitschs selten gespielte elfte Symphonie danach aufs Programm zu setzen, hat seine Berechtigung. Wie Korngold war auch Schostakowitsch Filmkomponist, und zu Recht hat man die Elfte schon als Filmmusik auf der Suche nach einem Film charakterisiert. In diesem Fall über die gescheiterte Revolution des Jahres 1905 und das Massaker des zaristischen Militärs an den Aufständischen. Hrůša erweist als sich Architekt, der aus dem unförmigen Material ein stabiles Werk macht, zusammengehalten durch den erdigen, seelenvollen Klang seines Orchesters und die präzise Gestaltung von Höhepunkten. Zum Schluss wird das Licht gedimmt, und noch einmal erklingt Ives Frage-Musik. Das Publikum applaudiert stehend, der bewegte Dirigent dankt. Wie gut, dass es diesen Orchester-Austausch gibt, er bereichert München wie Bamberg.

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