Schöne Exponate gibt es dazu in der Ausstellung, etwa einen Original- Stammtisch aus der früheren Mathäser-Bierstadt am Stachus oder den Tresen aus dem Giesinger Bauerngirgl, der zur aussterbenden Spezies der Boazn gehörte. "Die Individualisierung schreitet voran", sagt Ursula Eymold, "die Familienfindung in der Boazn ist nicht mehr zeitgemäß." Dafür trinkt man jetzt kleine Biere aus der Flasche in Clubs. In "Bier. Macht. München" werden sie symbolisiert durch den ehemaligen Tresen und die Klotür des Atomic Cafés, das ja auch schon Stadtgeschichte ist.
Das und mehr lernt man kennen beim Rundgang. Stellvertretend für die Frontfrauen des täglichen Bierkampfs etwa die legendäre "Schützenliesl" Coletta Möritz, die es als Bedienung im Sterneckerbräu zu Weltruhm brachte und die von Kaulbach gemalt wurde. Oder die 28 Grundformen des Rausches nebst der dafür aufzubringenden Kosten vom harmlosen "Spitzl" (24 Kreuzer) bis hin zum veritablen "Saurausch" (zwei Gulden 42 Kreuzer) auf einer Bildertafel aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Ein eigener Raum befasst sich mit dem "Münchner Bierjahr" vom Salvator bis zum Weihnachtsbock. Und wie sehr das Bier mit der Politik in der Stadt verknüpft ist, das wird einem bewusst, wenn man Günter Becksteins Stimme hört, wie er als damaliger bayerischer Ministerpräsident seine berühmte Zwei-Mass-Doktrin verkündet. Oder wenn man Bilder aus dem letzten Kommunalwahlkampf sieht, wo sich die drei Kandidaten Dieter Reiter (SPD), Josef Schmid (CSU) und Sabine Nallinger (Grüne) beim Anzapfen bewähren müssen. Überhaupt scheint es die wichtigste Eigenschaft eines Oberbürgermeisters zu sein, der Stadt als erster Schankkellner zu dienen - beim Wiesnanstich nämlich.
(Im Bild: Ohne Kellnerin kein Bier: "Schützenliesl" von Kaulbach)