Jäger im Visier:Rache für Bruno

Ein Anwalt namens Bruno klagt gegen den Freistaat, weil er den Abschuss des Bären "JJ1" nicht verhindert hat. Das nützt dem Tier zwar nichts mehr, könnte aber die Bärenbrüder schützen.

Ekkehard Müller-Jentsch

Bär JJ1, besser bekannt unter seinem Kosenamen "Bruno", wird nun doch die Gerichte beschäftigen. Der Münchner Rechtsanwalt Rudolf Riechwald, ein ausgewiesener Experte für Verwaltungsrecht, hat beim Verwaltungsgericht München Klage gegen den Freistaat und die Regierung von Oberbayern eingereicht.

Der Jurist, der mit zweitem Vornamen übrigens Bruno heißt, schießt in seiner Klageschrift nicht nur scharf gegen die verantwortlichen Behörden, sondern nimmt auch Bayerns obersten Jäger Jürgen Vocke ins Visier.

Riechwald: "Es ist wichtig, dass richterlich festgestellt wird, dass die Abschussverfügung rechtswidrig war, denn es besteht Wiederholungsgefahr - mehrere Junge der selben Bärenmutter aus Italien werden sich demnächst auf Wanderschaft begeben."

Der Advokat stützt seine Klage unter anderem auf die bayerische Verfassung, der zufolge Tiere als Lebewesen und Mitgeschöpfe geachtet und geschützt seien. "Der Sinn und Zweck dieser Vorschrift beinhaltet auch ein subjektives öffentliches Recht des einzelnen Bürgers, sich gegen derartige gravierende Rechtsverletzungen fundamentaler europarechtlicher Natur- und Tierschutzvorschriften zur Wehr zu setzen, um die Natur in ihrer Ursprünglichkeit als Individuum genießen zu können."

"Politiker, Juristen und Wildbiologen haben versagt"

"Den Abschuss des seltenen Braunbären bezeichnet Riechwald als absolut unverhältnismäßig, die behauptete "Notstandslage" habe nicht bestanden. Die "äußerst unvollständigen Akten, die wegen der international empfundenen Peinlichkeit der Angelegenheit von der Regierung von Oberbayern offenbar bereinigt wurden", würden allerdings die wahren Vorgänge nicht darlegen und die handelnden Personen nicht benennen.

Sie zeigen aber in deutlicher Weise, dass zahlreiche Beamte und öffentliche Bedienstete sowie so genannte Wildtier-Experten nach langen Beratungen nicht in der Lage waren, den fundamentalen Grundsätzen des europäischen Wildtierschutzes und dem rechtsstaatlichen Verhältnismäßigkeitsgebot Genüge zu leisten", kritisiert der Anwalt. "Und hierbei haben sie auch noch unnötig erhebliche Ausgaben zu Lasten des Staates getätigt."

Vor allem der Präsident des Landesjagdverbandes, Vocke, spiele in diesem Zusammenhang eine äußerst unrühmliche Rolle. "Dem Jagdtrieb gewisser Leute wurde Vorrang vor dem Lebens- und Tierschutz des Bären gegeben", sagt Riechwald. Anschließend sei alles getan worden, damit diese spezielle Gruppe aus Berufsjägern und Polizisten mit Jagdschein in den Medien nicht als Bärentöter dargestellt werden konnten.

Der Anwalt will deshalb erreichen, dass in dem Prozess alle Unterlagen auf den Tisch kommen. Dann werde sich zeigen, dass es relativ leicht gewesen wäre, den Bär einzufangen, "wenn Politiker, Juristen und sachverständige Wildbiologen nicht versagt hätten".

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