Italienisches Wochenende:Benvenuti e salute!

Viele italienische Wiesnbesucher reisen mit dem Wohnmobil an - und parken, wo sie wollen. Polizei und Anwohner erwarten ein turbulentes Wochenende.

Von Astrid Becker

(SZ vom 27.09.2003) - "Das italienische Wochenende" - im Wortschatz der Polizei ist es längst ein feststehender Begriff. Der Ansturm der Italiener auf die Wiesn-Halbzeit scheint sich sogar weiter zu verstärken. Weil viele mit Wohnmobilen anreisen, befürchten die Beamten trotz aller Vorsorge Wildparkerei rund um die Festwiese. Ein Problem, gegen das die Beamten relativ machtlos sind.

Die Zahlen sprechen für sich: 15 Prozent aller Wiesn-Besucher in diesem Jahr sind nach Schätzungen der Wiesnwache Italiener, 80 Prozent aller Wohnmobile, die zur Wiesnzeit nach München kommen, stammen erfahrungsgemäß aus Italien. Bis vor zwei Jahren hatten viele von ihnen auf dem Wohnmobil-Parkplatz in der Arnulfstraße, in direkter Nähe zur Theresienwiese, Quartier bezogen. Weil dort jedoch riesige Wohn- und Bürokomplexe geplant sind, steht diese Campingmöglichkeit nicht mehr zur Verfügung. Die Stadt richtete daraufhin zwei Sonderparkplätze an der Siegenburger Straße mit 250 Stellplätzen in der Nähe der Rudi-Sedlmayr-Halle und am De-Gasperi-Bogen im Messegelände in Riem mit mindestens 700 Stellplätzen ein. Zudem wurden heuer das Umfeld der Theresienwiese und die Umgebung des ehemaligen Parkplatzes am Containerbahnhof erstmals zu Sperrzonen für Wohnmobile erklärt. Ein Entgegenkommen an die Anwohner, die seit Jahren darüber klagen, von den italienischen Campingfahrzeugen zugeparkt zu werden, wie ein Sprecher der Polizei sagt.

"Riem ist einfach zu weit weg"

Doch trotz aller Vorsorge scheint das Konzept nicht so recht aufzugehen. Bereits am Freitagmorgen, wesentlich früher als im Vorjahr, waren die 250 Stellplätze an der Rudi-Sedlmayr-Halle voll belegt. 16 Euro müssen die Gäste pro Platz und Tag dafür berappen, 2,50 Euro extra kostet die Benutzung der Toiletten. Mindestens das Doppelte müssen sie als Verwarnungsgeld hinlegen, wenn sie verbotenerweise in den Sperrzonen rund um die Wiesn parken. Aber sogar die Gefahr, abgeschleppt zu werden, hält die italienischen Wohnmobilfahrer nicht von der Wildparkerei in den Sperrzonen ab, befürchten die Beamten. "Riem ist einfach zu weit weg", erklären sie übereinstimmend. Bereits im vergangenen Jahr sei der dortige Sonderparkplatz mit rund 450 Wohnmobilen kaum ausgelastet gewesen.

"Wildes Campen im Stadtgebiet" kommt noch viel teurer als Falschparken: 100 Euro Strafgebühr. Aber selbst diese Summe scheint kaum jemanden abzuschrecken. Dazu kommt: "Wir müssten das Campen erst mal nachweisen - und die Grenzen zwischen Falschparken und Wildcampen sind nicht so einfach zu ziehen", sagt ein Sprecher. Zudem müssten die Fahrer der rollenden Schlafquartiere - unabhängig von der Art des Verstoßes - angetroffen werden, um das Verwarnungsgeld persönlich abzukassieren. "Eine Parkkralle so wie im Ausland, die den Vorteil hätte, dass der Fahrer auf die Wache kommen müsste, gibt es ja bei uns nicht."

Bleibt der Polizei als vordringliche Aufgabe also nur, die italienischen Wohnmobilbesitzer vor dem Parken in der Stadt abzuhalten und nach Riem umzuleiten. "Das wird aber nicht in jedem Fall gelingen - wenn die einmal stehen, sind sie nicht mehr wegzubekommen." Nach den Erfahrungen der Polizei sind es häufig Männergruppen, die mit dem Wohnmobil nach München reisen. "Und die beginnen schon mit dem Trinken, noch bevor sie überhaupt zur Wiesn gehen." Um sie von der Möglichkeit Riem zu überzeugen, hat die Verkehrspolizei ihr Personal aufgestockt. Genaue Zahlen sind nicht zu erfahren, nur, dass viele der Beamten italienische Sprachkenntnisse besitzen. Beamte aus Italien selbst - wie die vier, die bei der zum Bundesgrenzschutz gehörenden Bahnpolizei am Hauptbahnhof während der Wiesnzeit im Einsatz sind - gibt es in diesem Bereich nicht.

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