Italienisches Restaurant Planegg "Mi casa su casa":Kleine Patzer und Todsünden

Im "Mi casa su casa" in Planegg bekommt man von allem etwas: Ruhe und Lärm, Spezialitäten und Ärgernisse.

Gertrude Fein

Wenn der Italiener sagt "mi casa su casa", was im Dialekt soviel heißt wie "Mein Haus ist Ihr Haus" kann das ein Ausdruck höchster Gastfreundlichkeit sein, aber auch nur eine konventionelle Höflichkeitsfloskel. Allzu wörtlich sollte der Gast diesen ansprechenden Willkommensgruß nicht nehmen, auf jeden Fall dann nicht, wenn es sich beim Gastgeber um einen Wirt handelt.

Italienisches Restaurant Planegg "Mi casa su casa": Preiswerte Alternative: frische Pizza aus dem Steinofen.

Preiswerte Alternative: frische Pizza aus dem Steinofen.

(Foto: Foto: Haas)

Im MI CASA SU CASA in Planegg wird der Gast herzlich willkommen geheißen samt Kindern und Hunden. Für Kinder gibt es sogar Spielsachen. Aber, selbst wenn sich der Chef und sein Team noch so lässig und persönlich geben, am Schluss wird hier wie in jedem anderen Gasthof die Rechnung präsentiert. Nix mi casa su casa.

Das Beste an diesem Ristorante sind nicht die "offene Showküche" oder die "frischen mediterranen Gerichte mit Freestyleelementen", mit denen es im Internet wirbt, das Beste ist eindeutig die traumhafte, große Dachterrasse. Ruhig sitzt es sich hier unter Grünpflanzen und großen Schirmen, Lärm und Abgase bleiben weit unten. Diese Terrasse ist das genaue Gegenteil zum Gastraum in der ersten Etage des Etablissements. Hier ist es laut. Wie bitte? LAUT. Die kahlen Wände und die gardinenlose, lange Fensterfront verstärken alle Gespräche und Geräusche gnadenlos. Viele Gäste scheint das weiter nicht zu stören, denn das Lokal ist immer gut besucht, und auch von den Tischen direkt an der Straße bleibt selten einer leer.

Eines der großen Geheimnisse in der Gastronomie ist es, dass manche Lokale vom Publikum angenommen werden, obwohl sie laut, teuer und von schwankender Qualität sind, während andere, oft bessere Wirtschaften gemieden werden als hätten sie Katzenfleisch im Gulasch. Nun ist das "misuca", wie die Eingeborenen es nennen, beileibe kein schlechter Laden, aber Mängel hat es genug.

Sahnesauce mit Haut vom Warmhalten

Als Beispiel dafür, dass die Preise nicht ganz der Leistung entsprechen, können die gemischten Vorspeisen dienen: Zehn Euro 50 für etwas Coppa, Schinken und Bresaola, ein paar Peperoni, eingelegte Paprikastreifen und Oliven, zwei Käsebrocken, Zwiebelringe und ein fades Salatgewirr. Auch die kleine Portion mit Spinat gefüllter Panzerotti (8,80) bildete keinen gelungenen Einstieg. Die Nudeltaschen waren zu weich, die Kalbfleischstreifen zu fest und die angenehm mit Pfeffer abgeschmeckte Sahnesauce zierte eine Haut vom Warmhalten.

Bei den Hauptgerichten ergab sich eine bessere Bilanz. Ausgezeichnetes Fleisch und eine wohlschmeckende Soße zeichneten die üppige Portion Ossobuco aus (16,50); die Bratkartoffeln dazu waren fade. Auch die zarten Calamaretti vom Grill, auf einer Menge wohl marinierter Rucola angerichtet, hätten etwas Gewürz vertragen (12,95). Die gute Goldbrasse vom Grill war umgeben von allerlei gemischtem Gemüse (15,90). Im Gegensatz zu den verschmorten Zucchiniblüten auf dem großen, saftigen Thunfischsteak war das Gemüse dazu - ein Berg aus Bohnen, Erbsen, Tomaten, Karotten, Kartoffeln in der Schale - von angenehmer Konsistenz (17,90).

Mittags bietet das "Mi Casa..." verschiedene, recht preiswerte Menüs an. Das mit der Nummer IV "low fat" (7,90) bestand aus Salat vom Büfett und Zander im Kräutersud pochiert, mit Gamberoni. Das Meerestier war die sehr dekorative, köstliche Hälfte eines großen Gambero. Angerichtet auf Rote-Beete-Carpaccio, also dünnen Scheiben von Roten Rüben, machte diese Kreation mächtig was her. Allerdings schmeckte der zarte Fisch sehr stark nach der erdigen Rübe. An diesem Tag war anscheinend Rote-Beete-Tag, denn auch von anderen Tellern leuchtete es rot.

Jede Menge Pizze mit dünnem, knusprigem Teig gibt es auch. Die reichlich mit Frutti di mare belegte war sehr ordentlich (8,45), ebenso die Pizza Como mit Mozzarella, Rucola und Parmesan, wenigstens solange, bis Sand zwischen den Zähnen knirschte (7,95).

Mit Schokomousse überzogene Profiterole - eine Todsünde

So etwas kann als kleinere Sünde durchgehen. Eine gar nicht kleine Sünde ist es, wenn die Frage nach dem Hauswein damit beantwortet wird, es gäbe Lugana, Sauvignon blanc oder Chardonnay. Für den Schoppen schlichten Lugana stehen dann 5,80 Euro auf der Rechnung. Das ist schon etwas dreist, denn auf der Karte ist durchaus preiswerterer Hauswein zu finden.

Eine ähnliche Erfahrung machten wir beim Dessert: Wir wollten wenig davon, nur so zum Probieren. Die vom Kellner vorgeschlagene kleine Auswahl für vier Personen bestand aus einer Platte mit vier großen Würfeln Tiramisu, ein paar Klecksen von etwas, das wohl Panna cotta sein sollte, ein paar Erdbeeren und vier mächtigen Profiterole - das summierte sich am Ende zum doch stattlichen Preis von 18,50 Euro. Dabei waren die dick mit köstlichem Schokoladenmousse überzogenen Profiterole sogar eine Todsünde, aber jedes Fettröllchen auf den Hüften wert.

MI CASA SU CASA, Bahnhofstraße 22, 82152 Planegg, Telefon 80074888. www.micasasucasa.de. Geöffnet täglich von 8 bis 1 Uhr, Sonntag ab 9.30 Uhr.

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