Italienisches Restaurant Haidhausen "La Baia":Statt Schmarrn

Lesezeit: 3 min

Im italienischen Restaurant La Baia in Haidhausen werden Gäste wie Freunde behandelt - und der Kaiserschmarrn bekommt Konkurrenz.

Sarina Pfauth

Dieser Text ist leider veraltet, das Restaurant gibt es inzwischen nicht mehr.

Experiment auf dem Holzofen und Alternative zum Kaiserschmarrn: Pizza, belegt mit Eis und Sahne. (Foto: Foto: Sarina Pfauth)

Der Wirt, Massimo Villella, kam als 15-Jähriger alleine nach Deutschland. Er wollte die Sommerferien bei seinem Cousin verbringen, der in München ein Restaurant führte. Massimo jobbte in der Küche, wusch Teller - und verliebte sich. Nicht in eine Frau, sondern ins Gastgewerbe. Fortan träumte er von einem eigenen italienischen Restaurant.

Seine Eltern schimpften und flehten, aber Massimo ließ die Schule sausen und kehrte nicht mehr nach Italien zurück. Das ist nun 20 Jahre her. Heute führt Massimo Villella zusammen mit seinem Bruder Daniele, Pizzabäcker und Koch, das italienische Restaurant "La Baia" in der Milchstraße.

Rot-weiß-karierte Tischdecken

Massimo Villella sitzt gleich neben der Tür und jeder, der sie öffnet, wird sofort wie ein alter Freund begrüßt. Auf den Tischen liegen rot-weiß-karierte Tischdecken, in Messingständern brennen rote Kerzen. An der Stirnseite des Raumes hängt eine große Schwarz-Weiß-Fotografie, ein Schnappschuss von einem Richtfest in Italien, 60er Jahre. Kräftige Männer mit dunklen Haaren lächeln in die Kamera und essen Spaghetti. Für dieses Foto haben schon viele Gäste viel Geld geboten. Vor Weihnachten hat einer zehn Mal angerufen, weil er das Bild seiner Freundin zu Weihnachten schenken wollte. Aber Massimo Villella will das Foto nicht hergeben.

Die reguläre Karte im La Baia ist übersichtlich, die meisten Gerichte wechseln täglich. Was die Küche aktuell anzubieten hat, ist auf langen Schiefertafeln an den Wänden zu lesen. Den Angeboten ist zu entnehmen, dass der Koch gerne mit Steinpilzen, Trüffeln und Fisch hantiert - und auch gerne experimentiert. Pizza wird zum Beispiel mit Scampi und Safran, schwarzen Trüffeln oder Rindercarpaccio belegt (je 12,50).

Aperitif mit Plastikpalme

Der Kellner ist lustig, freundlich und nennt seine Gäste "Ragazzi". Eine Empfehlung vermag er aber nicht abzugeben: "Welche Vorspeise würde denn gut zu den Spaghetti mit Steinpilzen passen?" - "Keine Ahnung". Wir entscheiden uns also ohne Hilfe für Bruschetta Pomodoro (5,20 Euro) und ein Menü für 19,90 Euro, das mit Rucola-Salat mit Kirschtomaten und Parmesan startet.

Der Campari Orange (5,80 Euro) versetzt uns für kurze Zeit in die 80er Jahre zurück - er wird mit Strohalm und Plastikpalme serviert. Der nachfolgende Salat ist knackig, die Tomaten süß und der gehobelte Parmesan großzügig auf dem Rucola verteilt. Und die Bruschetta sind köstlich: saftige Tomatenstücke, Rucola und Petersilie auf knusprigem Brot. Leider schmecken die Knoblauch-Stückchen in der ansonsten fein gewürzten Tomaten-Mischung leicht modrig.

Die Kellner flitzen durch das Restaurant und reden laut und italienisch miteinander und mit den Gästen. Block und Stift hat keiner - die schwarzgelockten Männer in italienischen Designer-Jeans merken sich alles im Kopf.

Unter Marilyns Rock

So unkompliziert-fröhlich wie die Kellner ist auch die Ausstattung des La Baia: Die Wände sind in dunklem Gelb gestrichen - weil die Sonne in Deutschland so selten scheint, sagt der Wirt. Im ganzen Restaurant verteilt hängen große Schwarz-Weiß-Fotografien von Elvis, Sophia Loren und anderen Stars. Gelb, Rot, Schwarz, Weiß - die Farbkombination mutet etwas abenteuerlich an, mit einem Teller Spaghetti unter einem Bildnis von Marilyn Monroes gelüftetem Röckchen zu sitzen ebenso. Und die Teller sind mal rund, mal eckig, mal mit blauem Rand, mal ohne. Dieser lockere Mix verstärkt jedoch, dass das Restaurant weder steif noch kühl wirkt, ganz im Gegenteil.

La Baia
:Statt Schmarrn

Im italienischen Restaurant La Baia in Haidhausen werden Gäste wie Freunde behandelt - und der Kaiserschmarrn bekommt Konkurrenz.

Sarina Pfauth

Im zweiten Abschnitt: Wie Hauptgericht und Nachtisch geschmeckt haben - und worauf der Pizzabäcker mächtig stolz ist.

Am Nebentisch wird Holzofen-Pizza serviert. Der dünne Boden wirft Blasen, die Pizzen sind groß und reichlich belegt. Fast bereut man bei diesem Anblick, dass die Wahl auf Nudeln und ein Fleischgericht gefallen ist.

Die "Spaghetti Porcini" (9,80 Euro) sind bissfest gekocht und schmecken intensiv nach Steinpilz. Aber die Pilze selbst sind nicht so fest und schmackhaft wie erhofft und der grob gehobelte Pecorino ist schon leicht angeschmolzen, er bildet Klumpen im Nudelgericht.

Die "Kalbsmedaillons mit schwarzen Trüffeln" sind außergewöhnlich zart, das Gemüse knackig und die im Ofen gebackenen Kartoffeln passen gut dazu. Die Trüffelsoße, die zum Fleisch gereicht wird, hat einen starken Eigengeschmack - der letzte Schliff fehlt ihr aber. Vor allem mit Salz könnte der Koch ab und an etwas großzügiger sein.

Liebevoll drapierte Früchte

In der Mousse au Chocolat, die den Abschluss des Dreigang-Menüs bildet, ist zwar die Sahne geronnen, sie schmeckt aber trotzdem sehr lecker und ist eindeutig hausgemacht. Die Mousse wird mit einem Zweig Johannisbeeren, einem Klecks Sahne, einer Orangenscheibe und zwei Trauenhälften serviert - ein liebevoll gestalteter Teller.

Die neueste Idee von Daniele Villella ist übrigens "Pizza al Gelato" - ein Pizzaboden frisch aus dem Holzofen mit schmelzendem Vanille-Eis, Sahne und Erdbeersoße (10,50 Euro). Der Pizza-Bäcker ist ziemlich stolz auf seine Kreation - zurecht: Für Liebhaber von Süßspeisen ist die Eis-Pizza eine gelungene Abwechslung zu Kaiserschmarrn und Griesbrei.

Fazit: La Baia ist vielleicht kein Gourmet-Tempel, aber wer bodenständige italienische Küche, kombiniert mit einigen exklusiven Zutaten, und Pizza aus dem Holzofen mag, ist hier richtig. Wer sich beim Ausgehen willkommen fühlen will ebenso.

Restaurant La Baia, Milchstraße 10, 81667 München. Tel. 089-4484937. Öffnungszeiten: Mo-Sa 17-24 Uhr, So und Feiertag durchgehend geöffnet ab 11.30 Uhr. Kein Ruhetag. Alle Gerichte auch zum Mitnehmen.

© sueddeutsche.de/bwild - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: