Staatsschutz ermitteltNächtlicher Angriff auf das israelische Generalkonsulat in München

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Unweit des Königsplatzes steht seit 2015 das israelische Generalkonsulat, das aus Sicherheitsgründen nicht fotografiert werden darf.
Unweit des Königsplatzes steht seit 2015 das israelische Generalkonsulat, das aus Sicherheitsgründen nicht fotografiert werden darf. (Foto: Stephan Rumpf)

Unbekannte werfen eine Flasche, in der sich eine Kugel befindet, auf den Hof des stark gesicherten Gebäudes in der Münchner Maxvorstadt.

Von Martin Bernstein

Das israelische Generalkonsulat in München ist am Mittwoch attackiert worden. Details sind noch unklar. Laut Polizei wurde „eine Plastikflasche, die vom äußeren Anschein her die Ähnlichkeit zu einer Brandflasche vermittelte“, über den Schutzzaun auf das Gelände der konsularischen Vertretung geworfen. Es soll sich um eine Flasche handeln, in der sich eine Kugel befand. Sicherheitskreise stufen das als eindeutige Drohung ein.

Zu Details wollte sich eine Sprecherin des Generalkonsulats aus Sicherheitsgründen nicht äußern. Die Flasche, welche die Polizei für sich genommen letztlich als ungefährlich einstufte, wurde wohl in der Nacht auf den Hof des Generalkonsulats geworfen und am Morgen vom Sicherheitsdienst entdeckt. Seither ermittelt der Staatsschutz der Münchner Kriminalpolizei. Und zwar das Kommissariat 45, zuständig für Straftaten, hinter denen eine „ausländische Ideologie“ vermutet wird. Mögliche Zeugen des Vorfalls werden gesucht.

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Die für Süddeutschland zuständige israelische Generalkonsulin Talya Lador sprach in einer Mitteilung auf X (früher Twitter) von einem „Wake-Up-Call an die deutschen Behörden“, wohin Antisemitismus und Israelhass führten. Die Diplomatin schrieb: „Es ist ein Angriff auf das Symbol des Staates Israel in Süddeutschland.“

In den vergangenen Monaten sei es immer wieder zu antisemitischer und antiisraelischer Rhetorik gekommen. „Dieser physische Angriff geht nun noch eine Stufe weiter.“ Seit dem Terrorüberfall der Hamas am 7. Oktober ist in München die Zahl der Übergriffe auf jüdische und israelische Menschen und Einrichtungen sprunghaft angestiegen. Die Münchner Polizei hat ihre Sicherheitsvorkehrungen verstärkt. Erst vor wenigen Tagen wurden zwei Männer festgenommen, die sich vor der Münchner Synagoge Ohel Jakob verdächtig verhalten und gefilmt hatten.

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Das einzige israelische Generalkonsulat in Deutschland wurde 2011 eingerichtet. Seit 2015 ist es in einem Gebäude untergebracht, das symbolträchtig auf dem Gelände der ehemaligen Münchner NS-Zentrale steht. In unmittelbarer Nähe befindet sich das Münchner NS-Dokumentationszentrum. Auf die Frage, ob sie sich in dem Gebäude sicher fühle, hatte Talya Lador vor wenigen Tagen in einem Interview der Süddeutschen Zeitung gesagt: „Ja, es gibt genügend Sicherheitsvorkehrungen hier. Das ist ja jetzt mein zweites Zuhause.“

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