Seit Jahren geht kaum etwas voran beim Moschee-Projekt Ziem. Obwohl das Vorhaben des Penzberger Imam Benjamin Idriz seit 2007 diskutiert wird, ist weiter unklar, wann und wo München ein repräsentatives muslimisches Gotteshaus bekommt. Die Stagnation sorgt inzwischen für Enttäuschung und Verdruss, im Rathaus wie bei den Initiatoren.
Weder gibt es eine Finanzierung, noch ein Grundstück, Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) und Idriz machen sich gegenseitig für die Blockade verantwortlich. Jeder fordert vom anderen den ersten Schritt.
Ude, von Anfang an Unterstützer des Projekts, reagiert gereizt: "Es geht wenig voran, weil Herr Idriz keine Frage beantworten kann." Unklar sei noch immer, welchen konkreten Flächen- und Raumbedarf es gebe, und wie das Zentrum finanziert werde. Während der lange diskutierte mögliche Standort in der Herzog-Wilhelm-Straße in der Nähe des Stachus keine Mehrheit im Stadtrat hat, ist als Alternative weiterhin ein Grundstück im künftigen Kreativquartier an der Dachauer Straße im Gespräch. Als möglicher Finanzier des Baus gilt der Golfstaat Katar, benötigt wird ein zweistelliger Millionenbetrag.
Der OB kritisiert die - für ihn unzureichende - Kommunikation des Imam: "Er spricht nie über Geld." Bisher sei noch kein Euro an Förderung sicher. Niemand verlange, dass Idriz alles Geld auf den Tisch lege, aber vage Äußerungen aus Katar, das Projekt mit Sympathie zu begleiten, genügten nicht, um in Grundstücksverhandlungen zu treten. "Man muss so ein Projekt glaubwürdig darlegen."
Indirekt wirft Ude dem Imam vor, über Jahre mehr geredet als gehandelt zu haben. In anderen Städten seien Moscheen bis zum Baubeginn reibungslos im Hintergrund geplant worden. Idriz jedoch habe einen "wahnsinnig überzogenen Anspruch". Neben der Moschee sollen nach den Ziem-Vorstellungen ein Gemeindezentrum, eine Islam-Akademie mit Imam-Ausbildung, ein Museum und eine Bibliothek entstehen.
Probleme sieht Ude bereits im Namen Ziem; dieser steht für "Zentrum für Islam in Europa - München". Das werde nicht nur von Islamfeinden instrumentalisiert, das wecke auch in der breiten Bevölkerung Ängste, dass in München ein muslimisches Zentrum für ganz Europa entstehen solle.
Ude räumt seine "Gereiztheit" selbst ein - "weil ich das Projekt ja will". Er halte Idriz für einen "klugen und vernünftigen Mann" und das Konzept inhaltlich für "perfekt". Der Imam dürfe aber nicht von der Stadt verlangen, dass sie seine Aufgaben erledige. Im Rathaus nehme die Ratlosigkeit ob des Stillstands zu: "Die Enttäuschung greift um sich", beschreibt Ude die Stimmung. "Immer mehr Stadträte fragen sich: Wofür halten wir den Kopf hin? Wir wissen ja nichts." Damit spielt der OB auf die ihm fehlenden Informationen und die Anti-Moschee-Kampagne extremistischer Islamfeinde an.
Ein Bröckeln der Unterstützung befürchtet Ude jedoch nicht: "Es gibt kein politisches Problem im Stadtrat." Er hoffe weiter auf ein Gelingen des Vorhabens. Die Erfahrung anderer Städte zeige, dass der Protest gegen eine Moschee verstumme, sobald die Bagger anrückten.