Süddeutsche Zeitung

Isarvorstadt:Sicherer Schulweg hinter dem Pflanztrog

Kinder, Lokalpolitiker und Green City erproben an der Baaderstraße auffällig gestaltete Querungshilfen

Von Theo Harzer, Isarvorstadt

Hannah geht in die vierte Klasse der Grundschule an der Klenzestraße 48 in der Isarvorstadt. Jeden Morgen muss sie zahlreiche Straßen überqueren, um von zu Hause in den Klassenraum zu kommen. "Da sind natürlich ganz viele Autos, und ich muss ganz weit auf die Straße gehen, um zu sehen, ob da eines kommt", sagt sie. "Das ist total gefährlich!" Deshalb werden nun an der Baaderstraße 79, nicht weit vom Schulgebäude, von Montag, 18. September, bis Montag, 25. September, Querungshilfen getestet. Vier Pflanztröge, gefüllt mit Alpenveilchen, Oregano oder Fetter Henne, flankieren eine Art bunten Zebrastreifen, dazu wurden am Dienstagnachmittag Rampen für Eltern mit Kinderwagen oder Menschen mit Behinderung installiert.

"Im November 2015 gab es eine Einwohnerversammlung für Kinder und Jugendliche aus der Ludwigsvorstadt und der Isarvorstadt", sagt Hannah. "Da habe ich gesagt, dass der Schulweg sicherer werden muss." Dieses Jahr wird die Versammlung für Kinder bereits zum neunten Mal stattfinden, stark gefördert von Beate Bidjanbeg (SPD). Sie ist Kinder- und Jugendbeauftragte im Bezirksausschuss (BA) Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt und hat das Querungshilfe-Projekt zusammen mit der Umweltorganisation Green City in die Tat umgesetzt. Unter anderem hat sie sich um die Finanzierung des Pilotprojekts gekümmert. "Drei Viertel der Kosten wurden von der Initiative ,Bürger gestalten ihre Stadt' getragen, den Rest hat der Bezirksausschuss gezahlt."

Silvia Gonzalez, Leiterin des Bereichs Stadtgestaltung bei Green City, hat mit Kindern in der Glockenbachwerkstatt die Pflanztröge gebaut und bemalt. "Wenn wir langfristig denken, werden wohl keine bunten Töpfe dort stehen, die sollen vor allem Aufmerksamkeit erzeugen", sagt sie. Um den BA von der Wichtigkeit des Projekts zu überzeugen, sammelt Green City Bürger-Stimmen in einem Briefkasten neben dem Übergang. "Gestern haben wir das aufgebaut, und schon heute kamen einige positive Rückmeldungen", freut sich Karoline Kirschfink, Praktikantin bei Green City. Trotzdem ist es ein langer Weg, bis die Übergänge einmal Standard sind. "Das ist, wie einen Baum zu pflanzen, das braucht Zeit. So ist das in der Politik", sagt Gonzalez. Eigentlich sollten die Querungshilfen an fünf Stellen im Viertel getestet werden, genehmigt wurden nur zwei. Von Montag, 16. Oktober, bis Freitag, 27. Oktober, werden Kinder auch an der Geyerstraße 44 die Straße sicherer überqueren können.

Hannah freut sich sehr, dass ihre Meinung etwas bewirkt hat. Ganz zufrieden ist sie dennoch nicht. "Ich will, dass alle Kinder in der Stadt, nein überall, sicher zur Schule kommen." Ein erster Schritt in diese Richtung ist jetzt immerhin getan. Jetzt liegt der Erfolg des Projekts an den Bürgern.

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Quelle:
SZ vom 20.09.2017
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