Isarvorstadt/Sendling:Wie "Luise" attraktiv wird

Isarvorstadt/Sendling: Im Bau: Luise an der Ruppertstraße ist nicht alleinstehend, sondern Teil eines Schulkomplexes.

Im Bau: Luise an der Ruppertstraße ist nicht alleinstehend, sondern Teil eines Schulkomplexes.

(Foto: Robert Haas)

Noch ist das gemeinsame Kulturhaus für drei Stadtteile Baustelle, doch erste Programm-Gespräche laufen schon

Von Birgit Lotze, Isarvorstadt/Sendling

Ach Luise. Das neue stadtteilübergreifende Kulturzentrum, das unter dem Arbeitstitel Südbahnhof geplant wurde, soll nach einer Bürgerumfrage einen Vornamen bekommen, in dem sich die drei Stadtteile, aus denen heraus es am Laufen gehalten werden soll, über jeweils zwei Anfangsbuchstaben wiederfinden: "LU", "IS" und "SE". Die Luise wird derzeit etwa dort gebaut, wo früher der Südbahnhof war, über den der Großmarkt aus Italien beliefert wurde. Für viele Anwohner war es ein Sehnsuchtsort wegen der Verbindung nach Süden, gleichzeitig bildeten die Gleise auch eine Trennlinie zwischen Sendling und der Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt.

Bei einer ersten Infoveranstaltung im Bahnwärter Thiel direkt gegenüber auf dem Viehhofgelände wurde erörtert, wo die Stadtviertel Gemeinsamkeiten sehen: das Internationale, Bunte, ein wenig immer noch Arbeiterviertel, Bauch der Stadt. Fest steht: Beide Viertel zeichnen sich durch viele Kunstschaffende und großen Raummangel aus. "Ein Klohäusl? Wir nehmen alles!" Damit hatte Beate Bidjanbeg, Kulturausschussvorsitzende der Isar- und Ludwigsvorstadt, die Lacher auf ihrer Seite und machte gleich klar, wie die Gegebenheiten in den beiden Stadtteilen sind. Auch wenn man einräumte: Das Klohäusl - das gibt es ja wirklich - macht kleine, aber feine Ausstellungen in Sendling.

Maximilian Leuprecht, Abteilungsleiter für Stadtteilkultur im Kulturreferat, machte eingangs deutlich, dass keines der bislang 31 Stadtteilkulturzentren Münchens stadtteilübergreifend arbeitet und keines auf so einem Nährboden für kulturellen Austausch steht: Gegenüber wird das Volkstheater gebaut, Bahnwärter Thiel ist dort, der Ausflugsdampfer Utting steht nebenan auf der Gleisbrücke, das Wirtshaus im Schlachthof liegt ebenfalls sehr nah.

Nur was ist Stadtteilkultur? Neben etwa 15 Planern und Organisatoren vom Kulturreferat, aus den Bezirksausschüssen und von der Glockenbachwerkstatt, die Trägerin werden soll, waren rund 30 Interessierte gekommen: Kulturschaffende und am Austausch Interessierte. Ein Cellist, der vorwiegend Kabarett begleitet, eine Vertreterin des "Forum Humor und komische Kunst", dessen Mitglieder die alte Viehbank zu einem Museum ausbauen möchten und auf das positive Votum des Stadtrats dafür hoffen. Die Leiterin der Klingenden Brücke München, die multikulturelle Gruppen bildet, in denen sich die Teilnehmer gegenseitig Lieder in ihrer Muttersprache beibringen. Eine Schauspielerin, die Jugendliche darstellende Kunst lehrt, ein Organisator von Dialogseminaren.

Was ist Stadtteil-Kulturarbeit? Man muss sich engagieren, doch man wird nicht engagiert, fasste der Cellist leicht sarkastisch zusammen. Doch klar war den Beteiligten, dass 700 Quadratmeter Luise mit Leben gefüllt werden müssen. Das Fastfood Theater bot an, von September an immer dienstags Menschen aus den Vierteln ein paar Techniken für Bühnenpräsenz beizubringen. Darüber hinaus soll der Kulturbegriff sehr weit gefasst werden: Gemeines Frühstücken oder Veranstaltungen zu Klimathemen und offene Treffs sind genauso erwünscht wie Poetenstammtische, Tänzer und Konzertierende. Im Kulturreferat ließ man durchblicken, dass die Luise-Kulturmacher sich dank der Beteiligung der als Träger erfahrenen Glockenbachwerkstatt ganz auf die Inhalte konzentrieren können. In anderen Stadtteilen hätten immer erst einmal die "organisatorischen Mühen" angestanden, man habe zunächst erst Träger werden müssen.

Ein bisschen schwierig könnte das Verhältnis der Kulturschaffenden wohl trotzdem zu Luise werden: Carmen Theil vom Kulturreferat sagt, wenn im März 2020 das Haus eröffnet wird, dann stehe dort nichts Gewachsenes, alles ist nigelnagelneu. Außerdem sei Luise nicht alleinstehend, sondern Teil eines Schulkomplexes. Markus Lutz, der Vorsitzende des Sendlinger Bezirksausschusses, hofft deshalb, dass die Stadtviertel nicht erst beim Programm, sondern bei der Außengestaltung bereits Einfluss nehmen können.

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