Isarvorstadt:Nächste Runde im Kastanien-Streit

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Lokalpolitiker fordern ein Treffen mit der Naturschutzbehörde

Von Birgit Lotze, Isarvorstadt

Der Bezirksausschuss Isarvorstadt-Ludwigsvorstadt fordert ein Treffen mit der Unteren Naturschutzbehörde und dem Amt für Gartenbau auf dem Schulgelände an der Klenzestraße 27. Es geht um die Rettung einer alten Kastanie mit einer großen Krone, die den Anliegern und auch dem Bezirksschuss sehr wichtig ist, schon wegen ihres Beitrags zum Stadtklima. Die vor kurzem noch gesunde Kastanie sollte sehr kurzfristig während der derzeitigen energetischen Sanierung der Sporthalle der Schule notgefällt werden. Die stellvertretende Bezirksausschussvorsitzende Beate Bidjanbeg (SPD) verhinderte das in letzter Minute, sie holte die Polizei und informierte die Stadt. Im Rathaus wurde daraufhin eine Notfällung vorerst rückgängig gemacht.

Die Notfällung war eingeleitet worden, da der Baum offenbar im Zuge der Sanierungsarbeiten beschädigt wurde und deshalb möglichst rasch aus dem Schulhof entfernt werden sollte. Die Anlieger warfen der Stadt vor, sie wolle in den Ferien schnell noch vollendete Tatsachen schaffen. Inzwischen ist die Kastanie angeblich als erhaltenswert eingestuft, allerdings wurde sie so radikal zurückgeschnitten, dass die Anlieger weiterhin um sie zittern. Alexander Miklosy (Rosa Liste), der BA-Vorsitzende, hofft auf Rettungsmaßnahmen des Gartenbauamts. Beispiele dafür gebe es, ein Uraltbaum an der Hans-Sachs-Straße werde ebenfalls vom Gartenbauamt erfolgreich am Leben erhalten.

Allerdings gibt es noch Ungereimtheiten in dem Gutachten, das die Notfällung einleitete. So wird eine mögliche Erhaltung der Kastanie angeblich mit 25 000 Euro beziffert; angesichts dieser Summe hatte sogar die Baumschutzbeauftragte im BA die Notwendigkeit der Fällung nicht angezweifelt. Miklosy, der das Gutachten nicht gesehen hat, hält die Höhe der Summe für "nicht nachvollziehbar". Beate Bidjanbeg sagte, sie habe den Eindruck, dass dort "nur die allerteuerste Lösung" genannt worden sei. Auch wurde der Besitzer des Nachbarhauses gar nicht gefragt, ob er eine offenbar kostengünstigere Befestigung des Baumes auf seinem Anwesen zuließe. "Die technischen Möglichkeiten, den Baum wieder schulhofkonform zu machen, wurden offenbar nicht voll ausgelotet", so Bidjanbeg.

Christoph Scholder, einer der Anlieger, die um die Kastanie kämpfen, sagte vor dem Ferienausschuss, er könne nicht nachvollziehen, dass die Stadt für Dämmungsmaßnahmen an einer Turnhalle, die unter dem Aspekt des Klimaschutzes nicht unumstritten seien, ausgerechnet einen großen Baum opfere. Schließlich habe der einen "Riesenwert" für das Stadtklima und biete viel Sauerstoff.

© SZ vom 27.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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