Süddeutsche Zeitung

Inventur im Tierpark:19 364

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Hellabrunn zählt seine Tiere - das ist nicht leicht, bei dem Gewusel

Von Katharina Kutsche

Für Unternehmen ist die Inventur zum Ende eines Geschäftsjahres Pflicht. Und so wird auch im Münchner Zoo durchgezählt, wer in der Fledermausgrotte abhängt oder am Affenfelsen rumklettert. Das Ergebnis: Zum Stichtag 31. Dezember lebten 19 364 Tiere und 771 Tierarten in Hellabrunn.

Für die Tierpfleger ist die Inventur je nach Tierart eine Herausforderung - wer kann schon jede Blattschneide-Ameise einzeln zählen? Die Ameisen sind die kleinsten Bewohner im Zoo, sie bringen es auf eine Länge von maximal zwei Millimetern. Daher werden sie als ein Tier gezählt. Auch bei den Fischen ist es schwer, jedes Exemplar beim Tauchen zu erwischen. Hier zählen die Zoomitarbeiter die einzelnen Fische in einem Beckenausschnitt und schätzen dann die Gesamtzahl.

Ohnehin dokumentieren die Tierpfleger täglich, was in den Gehegen, Aquarien und Volieren los ist. "Natürlich haben wir in Hellabrunn viele Geburten", erläutert Zoo-Sprecherin Verena Wiemann, "aber es sterben eben auch einzelne Tiere." Ein weiterer Grund für Verluste sind Austauschprogramme mit anderen Tierparks. Im Vergleich zum Vorjahr leben etwa 400 Tiere mehr in Hellabrunn. "Neu dazugekommen sind im Jahr 2015 unter anderen Stumpfkrokodile und Darwin-Nandus", sagt Zoodirektor Rasem Baban. Dagegen werden die Eisbären-Pfleger zum Ende dieses Jahres zwei Striche weniger machen: Die beliebten Zwillinge Nela und Nobby ziehen in andere europäische Zoos um.

Während der Zählung stellen die Pfleger einzelne Exemplare auf die Waage. Der größte Brocken im Zoo ist demnach Elefantenkuh Mangala mit stattlichen 3 660 Kilogramm. Auch der Nachwuchs hat zugelegt: Panzernashorn Puri hatte bei seiner Geburt Ende August ein Startgewicht von 60 Kilogramm - mittlerweile wiegt das Jungtier fünfmal so viel.

Überhaupt liefert das Inventurergebnis viele Beispiele für die zum Teil extreme Vielfalt der verschiedenen Tierarten: Groß, klein, dick, dünn - alles ist dabei. So hält Riesenschildkröte Eunjoe mit etwas mehr als 100 Jahren den Altersrekord. Das Männchen stammt von den Seychellen und ist schon seit 1974 in Hellabrunn zu Hause. Längstes Tier ist ein Anakonda-Weibchen, es misst 6,2 Meter. Und den besten Überblick über die Zoo-Anlage hat Limber: Die Netzgiraffen-Dame hat eine Scheitelhöhe von beachtlichen 4,15 Metern.

Für Zoodirektor Baban ist die tierische Vielfalt ein Wettbewerbsfaktor: "Hellabrunn zählt weiterhin zu den tier- und artenreichsten Zoos Europas." Dabei geht es nicht nur um Exoten, sondern auch um den Erhalt heimischer Arten. Murnau-Werdenfelser Rinder etwa gehören zu einer gefährdeten Rasse. In Hellabrunn leben seit Silvester vier Rinder dieser Rasse: Kalb Paulchen wurde pünktlich zum Inventurstichtag geboren.

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Quelle:
SZ vom 17.02.2016
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