Interview mit "Blacky Fuchsberger":"Ich gehöre allen"

Joachim "Blacky" Fuchsberger über Gehorsamsverweigerung, über Qualitätsfernsehen und den deutschen Krimi.

Fritz Göttler

SZ: Herr Fuchsberger, es verwundert ein wenig, dass Sie erst im zweiten Wixxer-Film auftreten - was ist der Grund?

Joachim "Blacky" Fuchsberger
(Foto: Foto: dpa)

Joachim Fuchsberger: Seit vielen Jahren wurde ein Versuch nach dem anderen gestartet, die Wallace-Zeit zu revitalisieren. Salopp gesagt: Diese alte Kuh noch einmal zu melken. Die Wallace-Zeit gehört in meiner langen beruflichen Laufbahn zu etwas Bewahrenswertem.

Und es missfiel mir, dass alle versuchten, noch mal was daraus zu machen - und das sehr oberflächlich. Auch Horst Wendlandt, der die Serie damals produzierte, kam ja vor einigen Jahren noch auf die Idee, neue Filme zu produzieren - da sollte ich wieder dabei sein.

Was soll ich denn spielen, fragte ich, und er: Na das gleiche wie damals, den Kommissar. Das war natürlich Quatsch - damals war ich 35, sprang über Tisch und Bänke. Außerdem, was sollen die Leute von mir denken, wenn ich vierzig Jahre lang nicht befördert wurde. Als dann der Wixxer kam, habe ich genauso reagiert - und dann dieser Titel!

Bitte nicht, habe ich gesagt. Oliver Kalkofe hat mir dann eine DVD geschickt und gesagt: Ich habe gelesen, dass Sie immer noch gegen unseren Wixxer polemisieren und stolz darauf sind! Also habe ich es mir angeschaut und war begeistert. Man sieht, Voreingenommenheit ist das Falscheste was es gibt.

SZ: Wie war das in den Sechzigern? Wie ernst nahm man die Wallace-Serie, hat es damals Improvisation gegeben?

Fuchsberger: Nein, für Improvisation war einer wie Alfred Vohrer nicht zu haben, und auch Harald Reinl nicht, mit dem ich begonnen habe. Reinl war so präzise wie Hitchcock. Wie der hatte er in seinem Drehbuch auf der linken Seite eine Abfolge von selbstgezeichneten Bildern für jede Szene.

Das heißt, sie kamen ins Studio und wussten haargenau, was sie wollten. Man sagte: Die Deutschen können alles, nur keine Kriminalfilme drehen, das ist die Domäne der Franzosen, der Amerikaner. Dann kam der erste Film, und man sagte: Zufallstreffer. Dann der zweite, schließlich waren es 31.

SZ: Wie kamen Sie damals zu der Rolle des Gefreiten Asch in den 08/15-Filmen?

Fuchsberger: Durch meine persönliche Bekanntschaft mit Paul May. Ich war damals erster Nachrichtensprecher beim Bayerischen Rundfunk. Und als er von Ilse Kubaschewski den Auftrag bekam, den Kirst-Roman zu verfilmen, hat er sich sicher an einige Geschichten erinnert, die ich ihm aus meiner Kriegszeit erzählt hatte.

Ich sagte, das kann ich nicht, ich bin ja kein Schauspieler. Aber ich bin der beste Regisseur der Welt, sagte er. Kubaschewski wollte einen Star. Paul May sagte, er brauche einen, mit dem sich Millionen Deutsche identifizieren können.

"Ich gehöre allen"

SZ: In den Siebzigern haben Sie angefangen, TV-Unterhaltung zu machen.

Fuchsberger: Man hat mich immer kategorisiert als Showmaster. Das war ich nicht - ich habe sehr journalistisch gearbeitet. Ich war der erste, der eine große Samstagabendshow machte, beim WDR: Nur nicht nervös werden, Ende der Fünfziger.

Dann kam Der heiße Draht, dann Auf los geht's los. Eigentlich war mein Leben lang die Motivation eher die Angst, der Zweifel, ob ich es schaffe. Man hat mich damals auch sehr gescholten, dass ich das Product Placement in die Shows einführte.

Aber wir konnten Robert de Niro nicht 200 000 Dollar zahlen, damit er in die Show kam. Wenn er allerdings seinen neuen Film vorstellen durfte ...

SZ: Und wie sehen Sie die Entwicklung der Fernsehunterhaltung?

Fuchsberger: Das ist ja nie eine Frage der Qualität, sondern der Quantität. Heute gibt es wenig Gutes und viel Schund. Was die Leute lernen müssen und wozu ich sie immer animiere, ist, zu selektieren - nicht durchzappen und irgendwo hängen bleiben.

Sondern vorher auswählen. Ich kann doch der Fülle nicht den Vorwurf machen, dass es sie gibt. Ich gehe doch auch nicht auf der Straße, ohne zu schauen, wo ich hintrete. Und wenn da ein Haufen Exkremente liegt, gehe ich drumherum.

SZ: Bedauern Sie, dass Sie nicht Journalist geworden sind?

Fuchsberger: Manchmal. Ich halte das für einen der interessantesten Berufe. Und notwendig wie das tägliche Brot. Mein Prinzip war immer: Ich gehöre allen. Deshalb habe ich jedes Angebot abgelehnt, einer Partei beizutreten.

Das hab ich schon bei den Nazis geschafft - auch da ist es mir gelungen, davonzukommen. Du lebst gefährlich, hat man mir gesagt, keiner steht hinter dir, keine Powergroup. Ich wollte mir meine Unabhängigkeit bewahren, von Kindheit an.

Da differiere ich zum Beispiel von Günter Grass. Das Wichtigste ist Unabhängigkeit. Wenn einer befiehlt, und ich weiß, es ist Mist, tue ich es nicht.

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