Internationaler Gedenktag:Vertrieben und getötet

Internationaler Gedenktag: Erinnern an die Opfer: Karl-Heinz Rummenigge, Dieter Reiter, FCB-Präsident Herbert Hainer (von links).

Erinnern an die Opfer: Karl-Heinz Rummenigge, Dieter Reiter, FCB-Präsident Herbert Hainer (von links).

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Neue Erinnerungszeichen für NS-Opfer übergeben

Von Katharina Federl

Modern, kunstsinnig, weltoffen, sportlich, lebensfroh: So beschreibt Dieter Reiter Irene und Wilhelm Neuburger. Am Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust steht der Oberbürgermeister mit Karl-Heinz Rummenigge, Rabbiner Shmuel Aharon Brodman und Angehörigen des ermordeten Ehepaares vor dessen früheren Anwesen an der Innstraße 18, wo das 30. "Erinnerungszeichen auf Augenhöhe" der Öffentlichkeit übergeben wird. Eingeritzt sind die Geburtsdaten und Gesichter von Irene und Wilhelm Neuburger sowie ihre Todesursache. "Wir haben keinen Grabstein, deshalb wird die Stelle für uns zu einem ganz besonderen Ort der Erinnerung", sagt Sonja Schneidinger, die Enkelin der Neuburgers, die sie aber nie persönlich kennengelernt hat. Sie ist mit ihren beiden Söhnen aus der Schweiz für die Gedenkfeier am Montag angereist.

Irene und Wihelm Neuburger lernten sich 1925 auf einem jüdischen Ball in München kennen. Nachdem ihre Töchter Erica und Marion geboren waren, bewohnte das Ehepaar von 1929 an die Villa ihrer Großeltern in Bogenhausen. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wussten sie, dass das Leben für sie als Juden immer gefährlicher werden würde, und emigrierten in die Niederlande. Von Amsterdam aus wurden sie im Januar 1943 in das Konzentrationslager Westerbork verschleppt, ein Jahr später deportierte sie die SS in das KZ Bergen-Belsen. Irene und Wihelm Neuburger wurden schließlich im November 1944 und im Januar 1945 ermordet, ihre beiden Töchter überlebten.

"Und das alles nur, weil sie Juden waren", sagt Reiter. Er betont, welch angesehene Bürger sie waren, bevor man sie wegen ihres Glaubens enteignet, vertrieben und getötet hatte. "Nicht nur ihres grausamen Todes soll mit den Erinnerungszeichen gedacht werden, sondern vor allem auch ihrem Leben und Wirken in der Münchner Stadtgesellschaft." Wilhelm Neuburger war Mitglied des FC Bayern, gewann als junger Mann sogar die Skimeisterschaft von Bayern. "Meine Mutter ist immer wieder gerne nach München zurückgekehrt", erzählt Sonja Schneidinger über Neuburgers ältere Tochter Erica.

Auch an der Montgelasstraße 2 wurde am Montag eine Erinnerungsstele übergeben - für die NS-Opfer Hedwig und Hugo Railing.

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