Wohnprojekt:Wie ein offenes Haus beim Start in ein selbständiges Leben hilft

Wohnprojekt: Ehemals ein Apart-Hotel, ist das Haus an der Dantestraße 18 jetzt ein Wohnprojekt für junge Erwachsene.

Ehemals ein Apart-Hotel, ist das Haus an der Dantestraße 18 jetzt ein Wohnprojekt für junge Erwachsene.

(Foto: Robert Haas)

Aus einem ehemaligen Apart-Hotel wird ein Wohnprojekt für junge Erwachsene. Dank intensiver Betreuung sollen die Wohnungslosen genug Selbstvertrauen aufbauen, um langfristig auf eigenen Füßen zu stehen.

Von David Pister

Im Außenbereich des ehemaligen Apartment-Hotels an der Dantestraße 18 sind Holzterrassen, Büsche und Sitzgelegenheiten mit Polstern in grellen Farben zu sehen. Alles sieht neu und modern gestaltet aus. Am Dienstag wurde dort ein Wohnprojekt eröffnet, das speziell für junge wohnungslose Menschen zwischen 18 und 27 Jahren ausgelegt ist. In München ist es die erste Einrichtung dieser Art. Das Amt für Wohnen und Migration führt den Betrieb und vergibt die Betten, während der Internationale Bund (IB) die sozialpädagogische Betreuung übernimmt. Im April 2020 hatte der Stadtrat das Wohnprojekt beschlossen. 27 Monate später als geplant wird die Einrichtung nun in Betrieb genommen. Das liegt unter anderem daran, dass die Räume zunächst als Quarantäne-Einrichtung für Wohnungslose und geflüchtete Menschen dienen mussten.

Doch was ist das Besondere an dem Haus? In München existieren bereits Wohnprojekte und Wohngruppen der Jugendhilfe für junge Erwachsene. Mit der Aufnahme sind allerdings Voraussetzungen verbunden, die viele der jungen Menschen nicht erfüllen können, wie zum Beispiel die Teilnahme an einer schulischen oder beruflichen Ausbildung. An der Danstestraße wolle man den jungen Erwachsenen eine Chance geben, ihren Lebensweg positiv zu gestalten, sodass eine Ausbildung, ein Schulabschluss oder ein Arbeitsplatz in Zukunft denkbar seien, so Thomas König, Regionalleiter des Internationalen Bunds Region Südbayern. "Wir wollen den Menschen die Hoffnung auf ein gelingendes Leben geben", so König. Dabei wolle man die jungen Erwachsenen dort abholen, wo sie stehen, und herausfinden, wohin sie wollen.

Um die jungen Menschen in allen Lebenslagen angemessen zu unterstützen, sei eine größere Zahl an Betreuungspersonal als sonst notwendig, räumt Münchens Sozialreferentin Dorothee Schiwy ein. An sich liege das Verhältnis bei den Wohnungen für junge Erwachsene bei einem Betreuer pro 35 Bewohnern. Im Wohnprojekt Dantestraße stehen nun mehr als doppelt so viele Betreuer bereit. "Das oberste Ziel ist es, die jungen Erwachsenen wohn- und mietfähig zu machen", sagt Heike Stockinger, Bereichsleitung für die Betreuung in Beherbergungsbetrieben der IB. So sollen neben der Hilfe bei Behördengängen und Anträgen auch Koch-Projekte oder Computerkurse angeboten werden.

Wohnprojekt: Sozialreferentin Dorothee Schiwy und Thomas König, Regionalleiter des Internationalen Bundes Region Südbayern, besichtigen Bewohnerzimmer.

Sozialreferentin Dorothee Schiwy und Thomas König, Regionalleiter des Internationalen Bundes Region Südbayern, besichtigen Bewohnerzimmer.

(Foto: Robert Haas)

Am 18. Juli können die ersten jungen Erwachsenen einziehen: sechs Menschen zwischen 18 und 19 Jahren. Insgesamt können maximal 51 Bewohner an der Dantestraße 18 leben, sie sollen sukzessive im Juli kommen. Im Haus gibt es Einzel- und Doppel-Zimmer, die jeweils mit einer kleinen Küche, einem Sanitärbereich und einem Balkon ausgestattet sind. Gemeinsam genutzt werden nur die Waschküche und der Außenbereich. Das sei wichtig, um den Bewohnern Eigenständigkeit und Verantwortung näherzubringen, so Stockinger.

Hinter dem Haus befinden sich die Büros der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie ein Gruppenraum. Das Gelände ist offen gestaltet, künftig können sich die Bewohner ohne große Umstände an ihre Ansprechpartner wenden.

Am Mittwoch, 20. Juli, soll es einen Tag der offenen Tür geben. Anwohnerinnen und Anwohner sowie Interessierte sollen sich bei einem Besuch an der Dantestraße 18 einen Eindruck von der Einrichtung machen. "Solche Projekte können Ängste wecken", sagt König. Deshalb suche man den Dialog mit den Anwohnern . Und das mit Erfolg: In allen Einrichtungen der Wohnungshilfe seien die Projekte inzwischen als Teil des Stadtviertels akzeptiert.

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