Freizeit:Wo Sie sich rund um München erholen können

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  • Seit 50 Jahren kauft der Erholungsflächenverein Freizeitgrundstücke und baut sie aus.
  • Früher gab es nie Proteste, heute aber spielen Eigeninteressen und Naturschutz eine Rolle.

Von Günther Knoll

Die Ansprüche haben sich gewandelt. Als der "Verein zur Sicherstellung überörtlicher Erholungsgebiete in den Landkreisen um München e.V.", der allgemein in der Region als Erholungsflächenverein firmiert, im Jahr 1965 seine Arbeit aufnahm, da dachte noch niemand daran, gegen den Ausbau von Kiesgruben und Baggerweihern zu formidablen Badeseen mit Erholungscharakter zu protestieren. Jetzt, 50 Jahre später, da der sogenannte Freizeitdruck in und im München deutlich zugenommen hat, ist so etwas längst nicht mehr so einfach, wie das Beispiel Böhmerweiher zeigt.

Warum es Widerstand gegen ein neues Erholungsgebiet gibt

Das Areal, an der Grenze zwischen München und dem Landkreis Fürstenfeldbruck gelegen, will der Verein zusammen mit den Kommunen München, Puchheim und Gröbenzell zum Naherholungsgebiet ausbauen. Doch nicht nur Naturschützer sind dagegen, auch Bürger, die seit jeher dort selbst wild baden. Sie befürchten eine Zerstörung des Idylls. Man wisse, dass der Böhmerweiher "vor schützenswerten Arten strotzt", sagt Jens Besenthal.

Doch das werde der Verein, verspricht dessen Geschäftsführer, beim Ausbau ebenso berücksichtigen wie den Wunsch aus Gröbenzell, das Areal nur für Fußgänger und Radler zu erschließen, damit sich dort am Wochenende die Erholungssuchenden nicht gegenseitig auf die Füße treten. Und dass vor 50 Jahren jemand gegen die Aufschüttung mit Kies protestiert hätte, weil die Steine beim Weg ins Wasser drücken, wie es am Karlsfelder See der Fall ist, wäre wohl auch undenkbar gewesen.

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Wie der Bau von Badeseen begann

Es war der damalige Münchner Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel, der die Gründung des Vereins initiierte. "In dieser Zeit des Wirtschaftswunders und des damit verbundenen starken Freizeitverkehrs haben alle eingesehen, dass man was machen muss", nennt Besenthal die damaligen Motive. Es habe ein totaler Ausverkauf der bayerischen Erholungslandschaft gedroht. Es galt daher, einerseits geeignete Seeufergrundstücke im besonders begehrten Erholungsraum südlich von München für die Allgemeinheit sicherzustellen, andererseits zu versuchen, den starken Freizeitverkehr in Richtung Süden zu entflechten.

Neben der Landeshauptstadt waren als Gründungsmitglieder die Landkreise Dachau, Freising, Fürstenfeldbruck, München, Starnberg und Wolfratshausen mit im Boot. Inzwischen sind viele Kommunen dazu gekommen, so dass es 65 Mitglieder sind, die durch ihre Beiträge die Arbeit des Vereins finanzieren. Eine "Solidargemeinschaft" nennt Besenthal den Zusammenschluss. Die Kreise Erding und Ebersberg dagegen halten eine Mitgliedschaft bis heute für unnötig.

Geologisch bot der Münchner Norden mit seinen Kiesabbauflächen ideale Voraussetzungen, um Erholungsflächen zu schaffen und den Süden zu entlasten. Doch es gab laut Besenthal auch ernsthafte Untersuchungen, ob man nicht durch Heraufpumpen von Grundwasser auch im Süden einen künstlichen See schaffen könnte. Das erste Projekt, das dann 1967 verwirklicht wurde, war aber dann der Unterföhringer See, besser als Poschinger Weiher bekannt.

Seitdem sind fast jährlich neue hinzugekommen, so dass Besenthal jetzt 32 Einrichtungen aufzählen kann, die der Verein in den 50 Jahren fertiggestellt hat, die meisten davon im Norden. Doch war man auch am Starnberger See nicht untätig, um wenigstens Teile für die Allgemeinheit zu sichern. Das Erholungsgebiet Ambach im Süden erstreckt sich auf eine ausgebaute Uferlänge von 2,5 Kilometern. Dazu kam später der Strand bei Kempfenhausen und auch das "Paradies", ein Erholungsgelände bei Possenhofen, hat der Verein ausgebaut, dann aber übergeben.

Erwerb und Ausbau eines Areals übernimmt in der Regel der Erholungsflächenverein, nach Fertigstellung fungiert dann ein Landkreis beziehungsweise eine Kommune aus den Reihen der Mitglieder als Träger. Nur mancherorts werden Parkgebühren verlangt, meist aber ist auch das Abstellen des Autos kostenlos, denn grundsätzlich stellt der Verein seine Einrichtungen der Allgemeinheit unentgeltlich zur Verfügung. Zum Ausbau gehört, wie Besenthal sagt, auch eine "angemessene gastronomische Versorgung".

Sogar in Sofia ist der Rat des Vereins gefragt

Dieses Modell der interkommunalen Zusammenarbeit funktioniert, die Zahl der Gäste geht jährlich in die Millionen, genaue Zahlen gebe es da leider nicht, bedauert der Geschäftsführer. Und das Modell ist so erfolgreich und einzigartig, dass es Nachahmer findet. Er habe die Arbeit des Vereins sogar schon in Sofia vorstellen dürfen, berichtet Besenthal. Ob das Konzept nach Münchner Vorbild dort auch funktioniere, wisse er aber leider nicht.

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Modellhaft ist auch die Ausstattung der Verwaltung: Das Personal besteht aus drei Kräften, neben dem Geschäftsführer sind das Johanna Huber und Birgit Vizl, die für Finanzen beziehungsweise Organisation zuständig sind. Der jährliche Haushalt hat ein Volumen von rund 1,6 Millionen Euro. Damit wird ausgebaut und saniert. "Es geht, man muss die Projekte halt über die Jahre ziehen", beschreibt Besenthal den Finanzierungsmodus. Die Zeiten, als der Freistaat dafür noch Zuschüsse gab, seien leider vorbei.

Was am Feringasee noch passieren soll

Der Vorstand besteht aus drei Mitgliedern. Derzeitiger Vorsitzender ist der Starnberger Landrat Karl Roth, dazu kommen der Münchner Bürgermeister Josef Schmid und Freisings Landrat Josef Hauner. Der Vorstand trifft sich ebenso wie die Mitgliederversammlung nur einmal im Jahr, heuer wird dann Jubiläum gefeiert. Doch ein Grund, sich auf den Lorbeeren auszuruhen, ist das für den Verein nicht. "Die Nachfrage nach Möglichkeiten zur Naherholung steigt in unserer Region mit verdichteten Siedlungsformen und weiterhin wachsender Bevölkerung und Wirtschaft ungebrochen an," schreibt der Vorsitzende Karl Roth. Und Besenthal kann gar nicht aufhören aufzuzählen, was es noch zu tun gibt: weitere Bauabschnitte fertigstellen, die vorhandenen Areale sanieren.

Viel verspricht er sich vom Ausbau des Hollerner Sees sowie von einem zusätzlichen See am Feringasee, der dort durch Kiesabbau entstehen soll. Eins sei bei alledem wichtig: Die "Empfindlichkeiten" seien heute viel stärker als früher. Der Geschäftsführer nennt den Pullinger See als Beispiel, dessen weiterer Ausbau sogar zu anarchischen Ausbrüchen im zuständigen Freisinger Stadtrat führte. Dabei erinnerte sich so mancher an die Zeiten des früheren wilden Badens. Auf all das müsse man hören, sagt Besenthal, "über das Wie kann man sich dann immer einigen".

© SZ vom 27.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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