Integrationsbericht:München wird Weltstadt

Grafik München wird Weltstadt - Integration

So steht es um die Integration in München.

(Foto: Grafik)

Wie steht es um die Integration in München? Der Anteil der Ausländer an der Stadtbevölkerung wird größer, sie finden häufiger Arbeit, ihr Bildungsniveau nimmt zu. Im neuesten Integrationsbericht steht viel Gutes. Doch noch immer gibt es zahlreiche Ungleichheiten zu beseitigen.

Von Sven Loerzer

München macht Fortschritte bei der Integration von Ausländern, vor allem im Bildungsbereich und auf dem Arbeitsmarkt. Das weist der zweite Interkulturelle Integrationsbericht der Landeshauptstadt aus. Er steht unter dem Motto "München lebt Vielfalt". Und die meisten Münchner, ganz gleich ob mit oder ohne Migrationshintergrund, fühlen sich in dieser Vielfalt eher wohl oder sogar sehr wohl: Fast 90 Prozent gaben diese Einschätzung bei der Befragung 2013 an.

Die Stadt könne mit dem bisher Erreichten zufrieden sein, sagt deshalb Sozialreferentin Brigitte Meier (SPD), München werde seinem Anspruch "Weltstadt mit Herz" gerecht. Aber es bleibe einiges zu tun: Nach wie vor seien "große Ungleichheiten festzustellen, die es abzubauen gilt", fasst Meier das Ergebnis zusammen. Die 250 Seiten starke Analyse wird an diesem Freitag im Rathaus vorgestellt und am Dienstag nächster Woche im Stadtrat diskutiert.

Bevölkerung: München wächst vor allem durch Zuwanderung aus anderen Nationen. Lebten 2009 knapp 309 000 Ausländer in der Landeshauptstadt (Bevölkerungsanteil: 22,6 Prozent), sind es Ende 2012 fast 354 000 Ausländer (24,6 Prozent). Einschließlich der Deutschen mit Migrationshintergrund haben nun 38,6 Prozent der Einwohner ausländische Wurzeln.

Mit Abstand am stärksten sind in München Türken vertreten, gefolgt von Griechen und Kroaten, beide nahezu gleichauf.

Die bunt gemischte Bevölkerung verteilt sich relativ ausgewogen auf die Stadtteile, ebenso wie der Zuzug von Menschen mit Migrationshintergrund. Sie geben München Zukunft: In der Altersgruppe der unter 28-Jährigen sind sie deutlich in der Mehrheit. Bei den unter Fünfjährigen haben mehr als 54 Prozent der Kinder Migrationshintergrund, bei den sechs- bis 17-Jährigen sind es 55 Prozent.

Armut: Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren mit ausländischer Staatsangehörigkeit sind dreimal so häufig von Armut betroffen wie deutsche. Ausländische Eltern leben häufiger in prekären Arbeitsverhältnissen, werden häufiger und länger arbeitslos. Das wirkt sich auch im Alter aus, der erworbene Rentenanspruch reicht nicht zum Leben: Während 3,4 Prozent der Deutschen im Rentenalter Sozialhilfe bezogen, waren es 14,4 Prozent der Ausländer.

Kinderbetreuung: Nur 32,4 Prozent der Kinder mit Migrationshintergrund besuchen im Alter bis zu drei Jahren eine Kindertagesstätte, das ist erheblich weniger, als ihrem Anteil von 52,5 Prozent in dieser Altersklasse entspricht. Dies könnte damit zusammenhängen, dass bei der Platzvergabe der durch Berufstätigkeit der Eltern erforderliche Betreuungsbedarf Vorrang hat. Fast ausgeglichen sieht es dagegen bei den Drei- bis Sechsjährigen im Kindergarten aus: 49 Prozent von ihnen haben einen Migrationshintergrund.

Die Arbeitslosenquote ist gesunken

Schule: Fast doppelt so viele ausländische Kinder (14,3 Prozent) werden später eingeschult als deutsche Kinder (6,7 Prozent). Der Grund dafür könnte fehlende Sprachkenntnis sein. Erfreulich haben sich die Übertrittsquoten ins Gymnasium entwickelt. Schafften diesen Sprung 2007 nur 26,3 Prozent der ausländischen Kinder, waren es 2011 bereits 32,1 Prozent. Von der Quote deutscher Kinder mit mehr als 60 Prozent ist das aber immer noch sehr weit entfernt. Bei den Schulabschlüssen verzeichnet der Integrationsbericht erhebliche Fortschritte: Die Zahl ausländischer Schüler, die ohne Abschluss bleiben, ist von fast 20 Prozent im Jahr 2003 auf 12,6 Prozent im Jahr 2010 (Deutsche: 5,6 Prozent) gesunken. Immer mehr ausländische Jugendliche schaffen einen qualifizierenden Mittelschulabschluss (28,8 statt 23,5 Prozent; Deutsche: 11,2 Prozent) und leicht zugenommen hat die Quote der Abiturienten (11 statt 9,6 Prozent; Deutsche: 38,4 Prozent).

Zeitung: Koalition wünscht mehr Migranten als Lehrer

Immer mehr Kinder mit Migrationshintergrund schaffen es auf Gymnasien.

(Foto: Waltraud Grubitzsch/dpa)

Arbeitsmarkt: In München ist die Arbeitslosenquote seit dem letzten Integrationsbericht von 2010 gesunken und lag Ende 2012 bei 4,9 Prozent im Durchschnitt, knapp zwei Prozentpunkte unter dem bundesweiten Wert. Ausländer waren in der Landeshauptstadt mit 8,7 Prozent erheblich weniger von Arbeitslosigkeit betroffen als im Bundesdurchschnitt (14,3 Prozent). Dennoch sind sie doppelt so häufig von Arbeitslosigkeit betroffen wie Deutsche (3,8 Prozent). Immer mehr Ausländer gründen zudem Unternehmen, fast jeder zweite neue Betrieb geht darauf zurück.

Diskriminierung: In der Bürgerbefragung hat die Stadt erstmals auch erhoben, ob sich ihre Einwohner benachteiligt fühlen und dabei nach sechs Bereichen wie etwa Schule, Ämter oder Wohnungssuche unterschieden. Die subjektiv wahrgenommene Diskriminierung ist danach, wie Sozialreferentin Meier feststellt, "erfreulich gering". Allerdings sehen sich Menschen mit Migrationshintergrund in allen Bereichen stärker benachteiligt als Menschen ohne ausländische Wurzeln. Immerhin fühlen sich aber je nach Bereich zwischen 75 und 90 Prozent der Migranten gar nicht benachteiligt (Deutsche: 83 bis 95 Prozent). Menschen mit anderer Hautfarbe erleben häufiger Benachteiligung.

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