Süddeutsche Zeitung

Inntal-Autobahn:Die Nachbarn setzen auf die Bahn - und Bayern schläft

Bayern und Tirol streiten über die Blockabfertigung von Lastwagen an der Grenze, die lange Staus nach sich zieht. SZ-Leser fragen sich, warum die bayerische Staatsregierung nicht endlich mehr für den Gütertransport auf der Schiene tut

"Stau an der Grenze" vom 12. Dezember, "Laster brauchen mehr Stellplätze" vom 11. Dezember und "Blockabfertigung soll Dauereinrichtung werden" vom 7. Dezember:

In die Sackgasse

Zu den SZ-Berichten über die Kontingentierung von Lastwagen auf ihrem Weg durch Österreich: Die Landesregierung in Tirol handelt rechtmäßig und legitim. Die vornehmste Aufgabe einer Regierung ist es immer, Schaden von den Menschen abzuwenden. Der bayerische Innenminister warf der Regierung in Tirol in dem ihm eigenen Geblubbere vor, unrechtmäßig zu handeln. Der Maßstab ist dabei offenbar das bayerische oder das EU-Recht. Wer jedoch sagt uns, dass darauf nicht Lobbyisten der Automobilindustrie Einfluss genommen haben? Wie man hört, ist der Ausbau der Bahnzuläufe in Bayern für den Brenner-Basistunnel gehörig im Rückstand. Die Republik Österreich und Italien sind schon mit dem Tunnel fertig, wenn in Bayern mal gerade das Planfeststellungsverfahren abgeschlossen ist. Tja ja, Bayern ist oft nur vorne, wenn es was zu verhindern gilt. Statt dessen setzt der Freistaat auf eine in Bälde auslaufende, veraltete (Verkehrs-)Technologie, von der sich absehen lässt, dass sie die Straßen verstopft, die Gesundheit der Menschen schädigt, die Natur ruiniert und ganz sicher in eine Sackgasse führt. Klaus Holzschuher, Hof/Saale

Da sind alle Nachbarn besser

Natürlich gibt es sehr viele, zu viele Lkw, die Plätze brauchen, und neue Parkplätze würden kurzzeitig das Problem auch mildern, langfristig aber nicht lösen. Hier werden nur die Folgen, nicht die Ursachen des rasant gestiegenen Lkw-Verkehrs bekämpft.

Der Bau von Parkplätzen ist meines Erachtens der falsche Anreiz und der falsche Weg. Durch den Neubau gibt es noch mehr Lkw, weil ja dann mehr Plätze vorhanden sind, ein Teufelskreis beginnt. Außerdem bedeutet dies wieder einmal einen großen Flächenverbrauch von meist noch landwirtschaftlich genutztem Boden. Meiner Meinung nach sollte der Lkw-Verkehr begrenzt werden. Die Erhöhung der Lkw-Maut, die Senkung der Trassenpreise der Bahn brächte Lastwagen und deren Güter von der Straße auf die Bahn. Die Schließung der Güterverkehrsstrecke Neumarkt-Marklkofen ist hier wieder ein Beispiel dafür, wie es nicht sein sollte. Zugegeben, diese Müllfahrzeuge benötigen keine Autobahnparkplätze, aber sie erzeugen nun zusätzlichen Straßenverkehr.

Der Ausbau der Bahnstrecke München-Mühldorf-Freilassing kommt nicht voran, die Strecke Landshut-Rosenheim könnte ebenfalls ertüchtigt werden. Die Brennerzulaufstrecke ist in Bayern erst in Vorplanung, in Österreich werden die Tunnels des Brennerbasistunnels bald fertig. Ähnliches ist an der Rheintalstrecke zu beobachten. Während der Ausbau stockt, ist der Gotthard-Tunnel vor der geplanten Bauzeit fertig geworden.

Fazit: Nicht die Lkw brauchen neue Plätze, sondern die Verkehrspolitik muss schnellstens umsteuern nach dem Motto: Güter auf die Bahn. Das ist umweltfreundlicher, schont die Luft und die endlichen Bodenressourcen. Vorbilder in den Nachbarstaaten gibt es. Dr. Reinhard Wanka, Mühldorf

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Quelle:
SZ vom 02.01.2018
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