Innovationspreis für das Programmkino:Schräg, schräger, Monopol

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Das Münchner Monopolkino ist für seine originellen Videoclips von der Bundesregierung mit dem Innovationspreis 2008 ausgezeichnet worden. Die Filmchen sind witzig, schräg und äußerst unterhaltsam.

Beate Wild

"Sex, meine Damen und Herren, es gibt immer mehr Filme, die Lust darauf machen sollen. Wir wollen heute auf einen Film hinweisen, der Lust auf Liebe macht." Diese Sätze sagt Christian Pfeil, Betreiber des Monopolkinos in München, in seinem neuesten Videoclip. Mit seinen ironisch-süffisanten "Monopol News" will Pfeil sein Kinopublikum direkt ansprechen. Sehen kann man die Filmchen als Vorspann im Kino oder auf der Videoplattform Youtube im Internet. Kinobetreiber, die ihrem Publikum eigenhändig gute Filme ans Herz legen? Gibt's nicht? Gibt's doch! Pfeil hat sich mit seinem Freund Marcus Morlinghaus, Autor und Produzent, zusammengetan. Seit Anfang 2008 stellen die beiden Filme, die in Pfeils Kinos laufen, in einem extra dafür gedrehten Videoclip vor - und zwar auf witzige und ungewöhnliche Art. Ihren "Monopol News" haben sie den Beinamen "Magazin für gute Filme, Weltfrieden und persönliche Bereicherung" gegeben. Die Idee ist völlig neu und außerordentlich originell. Genau aus diesem Grund sind Morlinghaus und Pfleil nun von Kulturstaatsminister Bernd Neumann mit dem Innovationspreis 2008 im Bereich Film ausgezeichnet worden.

Marcus Morlinghaus (links) traktiert Christian Pfeil (rechts) mit einer Plastikflasche: Der Humor der "Monopol News" ist schräg. (Foto: Foto: Screenshot Monopols News)

Monopol News Winter 2008: Für diesen Clip haben Marcus Morlinghaus und Christian Pfeil den Innovationspreis 2008 erhalten.

Dotiert ist der Preis mit 25.000 Euro. "Das ist endlich ausreichend Budget für weitere Clips", freut sich Pfeil. Das gesamte Preisgeld wollen die beiden kreativen Köpfe in neue "Monopol News" stecken. "Ein Ziel wäre es, monatlich einen Clip zu produzieren", sagt Pfeil. 2008 sind bislang insgesamt vier Videos erschienen.

Beide spielen in den Filmchen in verschiedenen Rollen mit. Einmal geben sie die leicht verschusselten Moderatoren, dann wiederum sind sie in fingierten Interviews zu sehen. Etwa das mit der angeblichen spanischen Regie-Ikone Carlos Alvorada (angelehnt an den spanischen Regisseur Pedro Almodóvar), gespielt von Morlinghaus. Den Interviewer gibt Pfeil. Die beiden sprechen spanisch, darüber gelegt ist die deutsche Übersetzung, wie man es aus dem Fernsehen kennt. Das Spanisch, das sie miteinander reden, ist in Wirklichkeit völliger Nonsens. So antwortet Alvorada etwa auf die Frage, warum der Film auf so viel Kritik gestoßen ist, mit "Me gusta la Marihuana" ("Ich liebe Marihuana").

Zwischen den fingierten Interviews werden - ganz ernsthaft - Filmausschnitte aus dem empfohlenen Streifen gezeigt. "Das Filmmaterial erhalten wir vom Verleiher und schneiden es dann rein in unsere Clips", erklärt Pfeil. Wie hat sich der skurril-schräge Stil der Clips entwickelt? "Wir haben versucht, etwas zu finden, was so seltsam funktioniert wie das Monopolkino selbst", lacht Pfeil.

Das kleine Kino an der Münchner Freiheit ist ein Programmkino. Gezeigt werden ausgewählte, anspruchsvolle Filme, die im Mainstream-Kino untergehen. Das Konzept dort funktioniert sogar ohne Werbung, derzeit kostet der Eintrittspreis während der Woche fünf Euro, am Wochenende sieben Euro. Zu den Filmen im Monopolkino passe einfach keine Werbung eines Fast-Food-Restaurants oder einer Bodylotion, so Pfeil. Halbstündige Werbeblöcke wolle er seinem Publikum ersparen. Dafür laufen pro Abend mehrere Filme direkt hintereinander. Dadurch könne man mehr Eintrittskarten verkaufen und hole so das Geld wieder herein.

Erst am 1. Juli 2008 ist das Kino für sein originäres Konzept mit dem "Schwabinger Kunstpreis 2008" der Stadt München ausgezeichnet worden. Und jetzt also der Innovationspreis 2008 der Bundesregierung.

Die Gewinner der Krise

Das Monopolkino scheint derzeit eine Glückssträhne zu haben. Auch der baldige Abriss des Gebäudes, der für Ende März 2009 geplant war, wurde zunächst aufgeschoben. "Der Mietvertrag wurde jetzt bis Ende 2009 verlängert", sagt Pfeil. Dann müsse man weitersehen. Wegen der Finanzkrise könne die Immobilienfirma ihre Baupläne derzeit nicht verwirklichen. "Wir sind sozusagen die Gewinner der Krise", freut sich Pfeil.

Monopol News Sommer 2008 (Teil 1)

Auch in dem jüngsten Clip ist der drohende Abriss der Gebäude an der Feilitzschstraße, in denen sich das Monopolkino, die Schwabinger 7 und Mama's Kebap-Haus befinden, auf humorvolle Weise thematisiert. In einer fingierten Pressekonferenz sagt Kinobetreiber Pfeil: "Es ist richtig, wir haben die Bundesregierung um eine Milliarde Euro gebeten. Das klingt wenig, aber damit wäre uns zumindest eine Planungssicherheit für die nächsten 10.600 Jahre garantiert." Dann kommt ein Mitarbeiter des Monopolkinos zu Wort: "Die Zulieferer wie die Nacho-Industrie oder der Döner unten, die reißt es ja gleich mit in den Abgrund."

Es ist ein feinsinniger, intellektueller Humor, mit dem Pfeil und Morlinghaus ihre Clips gestalten. Man muss allerdings schon ein bisschen Vorwissen haben und um die Situation des Kinos Bescheid wissen, sonst versteht man so manche Anspielung nicht. Aber darum müssen sich die beiden keine Gedanken machen, sie haben eine feste Fangemeinde, die sowohl das Kino als auch die gewitzten Filmchen der beiden lieben.

Monopol News Sommer 2008 (Teil 2)

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