Innovation:Null Zugriffe auf QR-Codes an Sehenswürdigkeiten

Innovation: Im Museumsviertel lassen sich mit solchen QR-Codes zusätzliche Infos aufs Smartphone holen. Das Problem: Kaum jemand hat Interesse daran.

Im Museumsviertel lassen sich mit solchen QR-Codes zusätzliche Infos aufs Smartphone holen. Das Problem: Kaum jemand hat Interesse daran.

(Foto: Robert Haas)
  • QR-Codes an Münchner Sehenswürdigkeiten leiten Handy-Nutzer zu den entsprechenden Informationsseiten im Internet weiter.
  • Als Test sind an verschiedenen Institutionen und historisch bedeutsamen Orten die Codes angebracht worden.
  • An manchen Stellen hat kein einziger Handy-Nutzer den Service genutzt.

Von Franz Kotteder

Zweieinhalb Jahre ist es her, da wollte die Stadtratsfraktion der Grünen die Aufklärung über historisch und kulturell bedeutende Orte direkt in die Zukunft der mobilen Kommunikation katapultieren. Sogenannte "QR-Codes" sollten an Sehenswürdigkeiten angebracht werden und auf Informationsseiten im Internet weiterleiten. QR-Codes, das sind viereckige Felder, gefüllt mit schwarzen und weißen Flecken, die mittels eines Scan-Programms per Smartphone abgelesen werden können und als Abkürzung für eine lange Internetadresse dienen.

2014 beschloss der Stadtrat dann, testweise Kulturinstitutionen mit solchen QR-Codes auszustatten: das Theater der Jugend, den Museumsladen der städtischen Galerie im Lenbachhaus am Rindermarkt und das Abo-Büro der Münchner Philharmoniker. Auch der Kulturgeschichtspfad Maxvorstadt mit seinen 33 Stationstafeln an historisch bedeutsamen Orten wurde mit so einem Code ausgestattet.

Webseiten sind nicht für mobile Nutzung geeignet

Jetzt, knapp eineinhalb Jahre später, liegt das Ergebnis vor. Es ist recht ernüchternd. Man weiß zwar, dass 28 Prozent von knapp 46 Millionen deutschen Smartphone-Nutzern einen QR-Code-Scanner installiert haben, aber nicht, wie viel der genutzt wird. Zudem ist ein QR-Code nur sinnvoll, wenn er auf eine Seite lenkt, die auch für mobile Nutzung geeignet ist und speziell dafür programmiert wurde. Eine Website dafür zu optimieren, ist jedoch teurer und aufwendiger, als lediglich einen Code anzubringen. So haben die Philharmoniker und die Schauburg, das Theater der Jugend, zwar schon seit einiger Zeit einen QR-Code auf Werbeplakaten und anderen Materialien, aber noch keine Smartphone-tauglichen Internetauftritte. Die Philharmoniker haben noch keine für mobile Geräte optimierte Seite, beim Theater der Jugend ist das erst seit Beginn der neuen Spielzeit soweit. Jetzt lässt sich also auch messen, wie viele Zugriffe tatsächlich über den QR-Code erfolgen.

Das weiß man immerhin schon beim Lenbachhaus und dem gut sichtbaren Hinweisplakat im Schaukasten des Museumsladens am Rindermarkt. "Zwischen April und Ende Juli 2015 gab es lediglich zwei Zugriffe", schreibt das Kulturreferat in einer Bekanntgabe für den Stadtrat, "die auf interne Funktionstests zurückzuführen sind." Sprich: Vier Monate lang hat niemand den Code abgerufen.

Weitere Investitionen lohnen sich nicht

Ein bisschen besser sieht es bei den 33 Stationstafeln des Kulturgeschichtspfades Maxvorstadt aus. Die wurden extra für 2200 Euro neu gestaltet, die Internetseiten in einer eingeschränkten Testversion für mobile Geräte optimiert, was noch einmal 7500 Euro kostete. Zwischen April und Juni wurden dann tatsächlich 120 Zugriffe per QR-Code registriert. Kulturreferent Hans-Georg Küppers (SPD): "Das entspricht 40 Zugriffen pro Monat, was angesichts der 33 Stationstafeln eine äußerst geringe Nutzungsfrequenz ist."

Kann man wohl so sagen. Die Münchner Erfahrungen decken sich übrigens auch mit denen von Nürnberg. Dort gibt es seit einem Jahr QR-Codes an Sehenswürdigkeiten. Je nach Standort werden dort zwischen 20 und 130 Scans pro Monat verzeichnet. Eine Ausweitung ist wegen der geringen Nachfrage nicht geplant. Auch in München will das Kulturreferat künftig auf QR-Codes verzichten: "Die Akzeptanz und Nachfrage für diese Einsätze ist zu gering, um weitere Investitionen in erheblicher Höhe zu rechtfertigen."

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