Auch andere wollen an einem Stand in der Fußgängerzone heiße Ware an den Flaneur oder die Flaneurin bringen, auch sie nutzen Zucker, sie umhüllen ihre Worte damit. 20 Euro sind eine gute Investition ins Seelenheil, wenn man den Leuten Glauben schenkt, die ein Buch mit dem Titel "Dianetik" von L. Ron Hubbard, dem Gründer von Scientology, im Angebot haben. Sie haben Albert Einsteins Konterfei auf ein Plakat und auf Flyer gedruckt, zusammen mit folgendem ergoogelten Satz: "Wir nutzen nur zehn Prozent unseres geistigen Potenzials." Er wisse, warum das so sei, sagt der Mann in der dicken Steppjacke. Für 20 Euro lässt er einen an diesem Wissen teilhaben.
Durchs Karlstor, über die Straße, zur weniger hübschen Seite des Innenstadt-Einkaufslandes, zum Karstadt, den der Investor Benko nun ebenfalls gekauft hat, jedenfalls zur Hälfte. Ein Großteil der Milliarde, die der Österreicher investieren will, soll in das Ensemble zwischen Hauptbahnhof und Stachus fließen. Viele freut das, weil dann wohl der nicht mehr dem Zeitgeschmack entsprechende Anbau von 1971 verschwinden wird. Wann die Bagger auffahren, ist ungewiss, aber früher oder später, wenn die Kartellbehörde nichts einzuwenden hat, wird die Benkoisierung der Innenstadt weitergehen.
Wie wird das dann hier sein? Wird auch hier der Luxus um sich greifen, und wenn ja, werden die Tauben, die jetzt noch keck herumspazieren, dies dann immer noch tun können? Werden Menschen hier noch am helllichten Tag mit Bierflaschen stehen können, und wenn nein, ist das dann gut oder schlecht? Sicher ist eines: An dem Motto, mit dem Karstadt im Schaufenster für seinen Internetauftritt wirbt, wird sich in dieser Welt so schnell nichts ändern. "Shoppen. Immer. Überall." Künftig noch immerer. Und überaller.