Süddeutsche Zeitung

Innenstadt:Hier soll die Fußgängerzone in der Altstadt noch größer werden

  • CSU, SPD und FDP wollen die Fußgängerzone in der Altstadt noch einmal erweitern - in der Fürstenfelder Straße und am Färbergraben.
  • Außerdem soll der Platz an der Sattlerstraße zwischen dem Hirmer-Parkhaus und der Post ein "Ort zum Verweilen" werden.

Von Heiner Effern

Die Fußgängerzone in der Altstadt soll noch einmal kräftig wachsen. Nach dem Rauswurf der Autos aus der Sendlinger Straße planen CSU, SPD und FDP einen neuen Flanierbereich in der Fürstenfelder Straße und am Färbergraben. Dieser soll parallel zur Kaufinger Straße verlaufen, etwa auf Höhe des jetzigen Hirmer-Parkhauses beginnen und am Rindermarkt enden.

Herzstück soll der Platz an der Sattlerstraße werden, der momentan vorwiegend für Stellplätze und als Zufahrt zum Parkhaus genutzt wird. Dieser Platz soll nicht nur die Kaufinger Straße mit der Einkaufspassage in der Hofstatt verbinden, sondern auch zum Verweilen einladen. "Es ist schön, dass sich an diesem Ort etwas tut und attraktiver Raum fürs Stadtleben entsteht", heißt es in einer Mitteilung der drei Stadtratsfraktionen.

Die Gebäude an der West- und Ostseite des im Volksmund Sattlerplatz genannten Areals zwischen dem Parkhaus und der Post gehören den beiden Unternehmerfamilien Hirmer und Inselkammer. Hirmer will an der Stelle des Parkhauses zweimal bauen: einmal direkt im Anschluss an die bestehenden Gebäude, dann folgt eine erste Passage zwischen Kaufingerstraße und Hofstatt, und dann noch einmal ein komplett neues Haus.

Dort wolle man die Verkaufsfläche erweitern, andere Firmen ansiedeln und Wohnungen bauen, verkündete das Unternehmen Anfang November. Damals wurde bekannt, dass die Münchner Familie das Grundstück des Parkhauses auf Erbpacht von der Stadt erhalten hat. Auch die Familie Inselkammer würde ihr Gebäude, die frühere Post, gerne neu gestalten, doch dafür benötige man noch das Einverständnis der Denkmalschützer, sagt SPD-Fraktionschef Alexander Reissl.

An der Sendlinger Straße, an den ebenfalls geplanten Verbesserungen für Fußgänger am Frauenplatz und in der Löwengrube und nun an der neuen Flanierzone am Sattlerplatz zeige sich, "dass wir in diesem Bereich in wenigen Jahren einiges geschafft haben", lobt Reissl seine Fraktion und auch den Bündnispartner CSU. Dieser spielt den Ball zurück. "Zusammen mit Münchner Unternehmen werten wir ein Eck auf, das kein Glanzpunkt der Stadt ist", sagte Stadtrat Hans Theiss.

Entgegen der landläufigen Meinung lägen seiner Partei auch die Fußgänger am Herzen. Allerdings hält sich der Interessenkonflikt mit Autofahrern in diesem Fall in Grenzen. Geplant ist dort nämlich eine neue Tiefgarage, die nach derzeitigem Stand etwa 360 Pkw fassen könnte. Anbinden könnte man sie über das Altheimer Eck und die Hotterstraße. "Das war uns wichtig. Eine Altstadt, die nicht mehr mit dem Auto zu erreichen ist, wird zu einem Museum", sagt Theiss.

Momentan sehe es da aus wie in einem unfreundlichen Hinterhof, kritisiert FDP-Fraktionschef Michael Mattar. "Das ist eine Wunde der Stadt." Für die Ausgestaltung werde ein Wettbewerb ausgelobt. Klar sei aber schon allein durch die Größe, dass der Sattlerplatz einen ganz anderen Charakter erhalten werde als der Marienplatz oder der Stachus: "ein Ort zum Verweilen". Die Stadt lege Wert darauf, den Platz mit Münchner Unternehmen neu zu gestalten, betont das ungewohnte Dreierbündnis. Gerade im Zentrum solle auch noch einheimisches Leben stattfinden. "Sonst laufen nur noch Touristen durch und kaufen bei internationalen Ketten ein", warnt CSU-Stadtrat Theiss.

Einig ist sich das Trio auch darin, dass es noch einige Jahre dauern wird, bis das neue Areal fertigt ist. Und einig ist man sich im Ärger über die Grünen. Diese hatten die Art der nicht-öffentlichen Vergabe des Grundstücks an die Familie Hirmer kritisiert. "Damit haben sie sich selbst aus den Gesprächen gekickt", sagt FDP-Fraktionschef Mattar. Ein Zwist, der vorerst bleiben wird. Die Grünen befürworteten eine neue Fußgängerzone natürlich, sagt Vize-Fraktionschefin Katrin Habenschaden. Im Übrigen nennt sie den Antrag des Trios "einen klugen Schachzug", der die grundsätzliche Kritik an der Vergabe übertünchen solle. "Die Frage ist, inwieweit man durch die schnelle Festlegung noch große Gestaltungsfreiheit dort hat."

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SZ vom 12.12.2017/libo
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