Innenansicht:Schlechte Karten

Mit dem Bus machen sich Kommunalpolitiker aus der Region auf nach Berlin. Die maue Resonanz liegt nicht nur an einem Schafkopfturnier

Von Heiner Effern

Die Fußballer des FC Bayern tun es regelmäßig und benehmen sich ziemlich gnadenlos. Die Queen macht es eher selten, aber natürlich eindrucksvoll-elegant. Bei Motörhead wird es bald so weit sein. Es wird vermutlich laut werden, sehr laut. Da passt es ins Bild, dass sich am Dienstag auch eine Abordnung der Metropolregion München auf den Weg nach Berlin macht. Die Delegation soll gnadenlos-eindrucksvoll-laut dafür sorgen, dass nach ihrer Abreise die Ohren des Establishments nur so glühen. S-Bahn, U-Bahn, Trambahn, Nahverkehrsbahn, Fernbahn, Autobahn, so soll es schallen in den Köpfen der Bundeshauptstadt. Bis die Milliarden in Strömen gen Süden fließen.

So ähnlich haben sich das die Strategen der Metropolregion wohl gedacht. Damit die Botschaft ankommt, musste ein schmissiger Slogan her. "Busse nach Berlin" machte das Rennen, was die insgeheim von vielen verfluchte Konsequenz mit sich bringt, dass sie zumindest auf der Hinfahrt nicht den Flieger oder den ICE nehmen können. Nun starten sie also am Dienstag um 8.30 in München, damit sie um 18.30 zu einem Parlamentarischen Abend in Berlin einladen können. So nennt sich ein Lobby-Event in der Hauptstadt, der was hermachen soll. Leider gibt es noch ein kleines Problem mit der Gästeliste, das Interesse in Berlin soll überschaubar sein. Als Spitzenredner sind Dorothee Bär, Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium, und der bayerische Verkehrsminister Joachim Herrmann angekündigt.

Nun geht im Süden das Gerücht, dass die geringe Nachfrage auf eine Gegenveranstaltung zurückgeht, die im politischen Berlin mächtig Wirbel machen soll: ein Schafkopfturnier in der Bayerischen Landesvertretung. Mancher Münchner sorgt sich, dass den Abgeordneten ein Sauspiel wichtiger sein könnte als die zweite S-Bahn-Stammstrecke. Deshalb ein Vorschlag der SZ: Man könnte die beiden Events zusammenlegen, zu einer Art Parlamentarischer Schafkopf-Abend. Die Besetzung wäre sicher einzigartig, und vielleicht könnten gewiefte Kartler aus der Metropolregion den Berlinern sogar ein paar Zuschüsse abzocken. Das setzt natürlich voraus, dass die Münchner die Lage schafkopftechnisch im Griff haben. Die acht Stunden Busfahrt könnten als Intensiv-Trainingslager noch ungeahnten Wert erlangen.

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