Infrastruktur:"Wir bauen so viel wie nie"

Die Bahn kündigt eine ganze Reihe von Maßnahmen für dieses Jahr an. Auf der Stammstrecke wird es deswegen immer wieder zu Einschränkungen kommen

Von Andreas Schubert

Bayerns Bahnchef Klaus-Dieter Josel ist zuweilen auch als PR-Mann gefragt. Zum Beispiel dann, wenn es darum geht, die vielen Baustellen zu rechtfertigen, welche die Fahrgäste dieses Jahr zu erwarten haben. Dann sagt der Konzernbevollmächtigte Sachen wie: "Wir wollen Dinge angehen, bevor sie kaputt gehen." Josel sagt auch gerne mal den Satz: "Die Bahn hat Rückenwind." Das rührt vor allem daher, dass die Deutsche Bahn (DB) bundesweit 12,2 Milliarden Euro in ihre Infrastruktur investieren kann. Am Montag hat die DB einige Bauprojekte in Bayern vorgestellt. Ein großer Anteil davon findet auch im Raum München statt.

Schon seit Ende Januar steht fest, dass die Bahn dieses Jahr 1,7 Milliarden Euro in die Infrastruktur in Bayern investiert. Davon steckt sie auch einiges in die Sanierung der S-Bahn. Das bedeutet, dass auch dieses Jahr wieder die Stammstrecke an sechs Wochenenden gesperrt werden muss, jeweils Freitagabend bis Montagmorgen. Die Bahn nutzt diese Zeit für die turnusmäßigen Wartungsarbeiten an der Stammstrecke sowie für die Modernisierung der Tunelbahnhöfe.

Die erste Sperrung ist vom 15. bis 18. Mai zwischen Pasing und Ostbahnhof für das sogenannte Instandhaltungswochenende vorgesehen. Es folgen in den Sommerferien die ersten vier Augustwochenenden, bei denen es vor allem um die Tunnelstationen geht. Diese erhalten zwar ein neues Design mit neuen Sitzgelegenheiten und taktilen Leitstreifen für Sehbehinderte, die ursprünglichen Farbgebungen von 1972 bleiben aber erhalten. Im August ist die Strecke zwischen Donnersbergerbrücke und Ostbahnhof gesperrt. Vom 23. bis 26. Oktober geht dann wieder nichts mehr zwischen Pasing und München Ost. Die Bahn richtet bei den Sperrungen einen Schienenersatzverkehr mit Bussen ein und verweist zudem auf die U- und Trambahnen, die bei den vergangenen Sperrpausen in dichteren Takten fuhren.

Die Arbeiten auf der Stammstrecke sind nicht die einzigen, die den Betrieb teilweise massiv einschränken. So baut die Bahn die Station St.-Martin-Straße barrierefrei aus und erneuert Gleise zwischen Ostbahnhof und Giesing. Das führt auf der S 3 und der S 7 zu Sperrungen. Vom 31. Juli bis 18. September sowie vom 1. bis 9. November müssen Fahrgäste auf diesem Abschnitt auf Ersatzbusse umsteigen. Im März und im Mai kommt es nachts und an Wochenenden in Laim zu Behinderungen. Weil hier Kabel für die zweite Stammstrecke verlegt werden müssen, leitet die Bahn die Züge teilweise um und schränkt die Takte ein. Im Mai und im August halten die Züge am Rosenheimer Platz, am Isartor und am Stachus abwechselnd jeweils eine Woche lang nur in einer Richtung, weil die Bahnsteige erneuert werden. Die genauen Termine gibt die Bahn noch bekannt.

Auch die Taktverstärkerlinien der S 3 und der S 8 kassiert die Bahn zwischen dem 23. März und dem 19. April vorübergehend wieder ein. Der Grund: In der Abstellanlage in Steinhausen geht ein neues elektronisches Stellwerk in Betrieb. Danach aber, so verspricht die Bahn, werde mit den sieben neuen Abstellgleisen ein zügigeres Rangieren möglich sein, die Züge stehen dann auch schneller für den Betrieb zur Verfügung.

Einschränkungen wird es auch auf der S 6 West geben. So erneuert die Bahn vom 6. April bis zum 13. Mai sowie vom 7. bis zum 22. Oktober und vom 26. Oktober bis 10. November zwischen Starnberg und Tutzing die Gleise.

"Wir starten in ein Jahrzehnt der Infrastruktur-Investition", sagt Josel. Bayernweit werden dieses Jahr rund 340 Kilometer Gleise erneuert sowie 270 Weichen und 30 Brücken. Das Ganze geschieht in den meisten Fällen bei laufendem Betrieb, was sich auf diesen dann negativ auswirkt. Den Verkehr für Bauarbeiten aber komplett zu sperren, will die Bahn wenn möglich vermeiden. Bei der Instandhaltung der Stammstrecke macht sie allerdings eine Ausnahme, wobei die Sperrungen lange im Voraus angekündigt werden. Zu dieser Strategie hat sich die Bahn vor drei Jahren entschlossen. Vorher mussten für kleinere Arbeiten immer wieder kurzzeitig einzelne Abschnitte gesperrt werden. Jetzt bündelt die Bahn diese Arbeiten an mehreren Wochenenden. "Wir bauen so viel wie nie", sagt Josel. Gleichzeitig stiegen auch die Fahrgastzahlen. "Bauen ist Teil der Lösung, auch wenn es Einschränkungen gibt." Nur mit einer starken Schiene könnten in Deutschland die Klimaziele erreicht werden.

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