Indierock:Der Dschungel in dir

Indierock: Verbunden mit der Welt: Die Glass Animals haben mit schillernden Songs wie "Hazey" oder "Gooey" an die 100 Millionen Klicks im Internet gesammelt.

Verbunden mit der Welt: Die Glass Animals haben mit schillernden Songs wie "Hazey" oder "Gooey" an die 100 Millionen Klicks im Internet gesammelt.

(Foto: Muffatwerk)

Die "Glass Animals" aus Oxford fragen auf dem zweiten Album, was es heißt, ein Mensch zu sein. Die Antwort geben sie am Freitag in der Muffathalle.

Von Jürgen Moises

Was bedeutet es, ein Mensch zu sein? Eine schwierige, vieldeutige Frage, die sich die Glass Animals aus dem britischen Oxford da auf ihrem zweiten Album stellen. Eine, die weit ins Persönliche hineinreicht, weil, wenn überhaupt, nur jeder für sich darauf eine Antwort geben kann. Was die anderen Menschen, denen wir tagtäglich begegnen, fühlen oder denken, was sie in ihrem Menschsein schon alles erlebt haben: Woher sollen wir das wissen?

Indem wir es uns von ihnen erzählen lassen, und genau das hat Glass Animals-Sänger Dave Bayley getan. Aber er hat sich die Geschichten, die ihm auf Tour im Taxi, im Hotel oder auf Partys von teilweise wildfremden Menschen offenbart wurden, nicht nur angehört. Sondern er hat viele davon mit dem Handy aufgenommen und daraus die Texte für "How To Be A Human" gesponnen.

Sehr dunkle, traurige und richtig krasse Dinge seien ihm da anvertraut worden, hat Bayley in einem Interview dem Billboard-Magazin erzählt. Dinge, die diese Menschen wohl nicht mal ihren besten Freunden oder Freundinnen erzählt hätten. Vielleicht, weil er ein Fremder für sie war, so seine Theorie. Daraus geworden sind jedenfalls elf Songs.

Elf Geschichten, die sich um elf fiktive Charaktere drehen, wie etwa eine traurige Kellnerin, einen Wissenschaftler oder einen fetten Mann mit Sonnenbrille und Speedos, deren Biografien sich in den Songs teilweise kreuzen. Wie die Charaktere wohnen, was sie essen und für Kleidung tragen, all das hat sich Bayley beim Songschreiben überlegt.

Raus aus dem Dschungelbuch und rein ins echte Leben, so könnte man also die Stoßrichtung des neuen Glass Animals-Albums beschreiben. War das sehr erfolgreiche Debütalbum "Zaba" doch von Rudyard Kiplings Kinderbuchklassiker inspiriert. Musikalisch haben sich ebenfalls ein paar Dinge geändert. Erkennbar wuchtiger, direkter und extrovertierter kommt der Sound der Briten auf "How To Be A Human" daher, in seiner Mischung aus Indietronics, Hip-Hop, Weltmusik und R'n'B aber vergleichbar bunt und schillernd.

Auch dieser Wandel geht angeblich auf reale Tour-Erlebnisse der vier Musiker zurück. Bei den Auftritten in großen Hallen und bei Festivals habe sich nämlich gezeigt, dass die Fans auf knallige Sounds einfach mehr abfahren.

Glass Animals, Fr., 28. April, 20.30 Uhr, Muffathalle, Zellstr. 4, 089 / 21 83 73 00

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