Süddeutsche Zeitung

Impressionen aus der bayerischen Hauptstadt:"München ist eine visuelle Oase"

Rainer Viertlböck hat seine Heimatstadt von oben fotografiert. Und schafft es, Bilder abseits vom gängigen Postkartenmotiv zu finden.

Von Alfred Dürr

Manchmal muss man zweimal hinsehen, um herauszufinden, was Rainer Viertlböck eigentlich fotografiert hat: Das Bild zeigt die Isar mit dem Friedensengel. Viertlböcks Fotografien von München waren schon in vielen Ausstellungen zu sehen. Nun erscheint die Sammlung auch als Buch.

Viertlböck hat schon die vom Smog verdunkelten Städte Chinas oder Megacitys in Amerika in Szene gesetzt. Er hat gezeigt, wie Siedlungen afrikanischer Immigranten in Südspanien aussehen und er hat Veränderungen in Japan nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima dokumentiert. München sei ihm da oft wie eine visuelle Oase vorgekommen, sagt er. Hier der Turm des Deutschen Museums mit dem Blick nach Süden die Isar hinunter.

Wenn man lange im Ausland gelebt habe, verändere sich die Sicht auf München, sagt Viertlböck. Sein Blick durch das Siegestor auf die Ludwigstraße.

Bei seiner Arbeit bediente er sich allerlei technischer Hilfsmittel. Er stellte den Fotoapparat auf ein hohes Stativ oder auf Hebebühnen. Hier die Schlucht der Landwehrstraße im Bahnhofsviertel.

Für einige Aufnahmen setzte sich der Fotograf auch in einen Hubschrauber. Zum Beispiel für die Gesamtansicht des Gärtnerplatzes - so hatte man die Stadt noch nicht im Fokus.

Viertlböck ist ein Perfektionist. Der Blickwinkel, das Licht und das Wetter, die Auswahl der Kamera und der Utensilien - alles muss stimmen, damit er den Stachus so ablichten kann wie hier.

Die Bilder sind in dem Buch nicht zufällig aneinander gereiht. Viertlböck will die Geschichte der Stadt und die ihres besonderen Charakters erzählen, ihre Struktur aufzeigen, die Gebäude in einen Zusammenhang mit der Umgebung bringen. Hier ein Blick über die Schulter der Bavaria.

Kennt man nicht längst schon alle Bilder dieser Stadt? Nein, es gibt ihn noch, den speziellen Blick auf Häuser, Straßenzüge und Monumente. Die St.Ludwigskirche von oben.

Der Blick über München vom Dach des Maximilianeums. Das Buch ist ein Erkenntnisprozess der besonderen Art - übrigens auch für den Fotografen selbst, wie er sagt. Er habe viel Neues über seine Stadt gelernt, so Viertlböck.

Rainer Viertlböck: München. Photographien 2009 - 2015. Herausgegeben von Nicola Borgmann. Mit Texten von Christian Ude und Ulrich Pohlmann. Schirmer/Mosel Verlag, 272 Seiten, 49,80 Euro

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