16. Oktober, Mittlerer Ring
"Vorne steht nichts Extremes", sagt der junge Familienvater mit dem giftgrünen Retro-Rennrad. Zur Sicherheit lugt er noch mal an die Startlinie. Nein, da sei wirklich niemand, der so aussehe, also wolle er die elfeinhalb Kilometer jetzt so schnell wie möglich "runterreißen". Der Familienvater gibt Entwarnung.
Gemütlich soll es zugehen, das mahnen die Veranstalter am Sonntagmittag vor dem Startschuss immer wieder an. Die Fahrt über den Mittleren Ring sei eine Spazierfahrt und kein Wettrennen, erklärt Wigand von Sassen, der Projektleiter der Radlhauptstadt München. Er muss das sagen, denn die Ansammlung von Fahrradfreunden, die sich am Neuhofener Berg, dem Startpunkt, eingefunden hat, ist durchaus beträchtlich. Die Organisatoren werden am Ende von 15.000 Teilnehmern sprechen. Für sie sperrt die Polizei zwei Stunden lang Teile des Mittleren Rings. Zum ersten Mal dürfen Fahrradfahrer durch den Luise-Kieselbach-Tunnel fahren. Eine Attraktion, die eine Heerschar an Münchner Radlern am Sonntagnachmittag auf die Stadtautobahn treibt. Wigand von Sassen ist begeistert: "Das zeigt, wie sehr der Radlverkehr in München durch die Decke geht."
Sogar OB Dieter Reiter lässt sich zum Start kurz blicken. Er trägt ein blaues Sakko mit beigen Ellenbogenpolstern und bedauert, dass er von Amtswegen keine Zeit mehr zum Fahrradfahren hat. Das "bisserl Anarchie", den Autofahrern für ein paar Stunden den Mittleren Ring wegzunehmen, bereitet dem Rathauschef dagegen erkennbares Vergnügen. "Das gönn ich euch", sagt Reiter.