Süddeutsche Zeitung

Immobilienmesse Expo Real:"Wer jetzt kein Geld macht, ist selber schuld"

Lesezeit: 2 min

Von Anna Hoben

Bescheidenheit ist René Benkos Sache nicht. Es sei davon auszugehen, dass der Signa-Pavillon wieder zum absoluten Hotspot der gesamten Immobilienmesse avancieren werde, steht auf der Internetseite seiner Firma geschrieben. Und tatsächlich umschwirren am Mittwochmittag die Messebesucher den Stand in der Halle A 1 wie die Motten das Licht.

Der Tiroler Benko ist ein gefragter Mann, sein Sprecher berichtet von Terminen im Halbstundentakt und verteilt die Unternehmenszeitung, Titel: Signa Times. Am Dienstag wurde bekannt, dass der 39-Jährige in den nächsten Jahren in München mehr als eine Milliarde Euro investieren will. Unter anderem beteiligt er sich mit 50 Prozent am Karstadt-Komplex am Hauptbahnhof.

"Wer jetzt kein Geld macht, ist selber schuld." Solche Sätze kann man zurzeit hören, wenn man mit der S-Bahn durch München fährt, Richtung Osten. Wer so etwas sagt, der ist auf dem Weg zur Expo Real, jener europaweit größten Fachmesse für Immobilien und Investitionen, die noch bis zu diesem Donnerstag stattfindet: 38 000 Teilnehmer aus 75 Ländern, 1700 ausstellende Unternehmen. Wer so etwas sagt, der ist bereit, 455 Euro für das Drei-Tage-Ticket hinzublättern. Wer so etwas sagt, der ist in Goldgräberstimmung.

Ein Rundgang durch die Hallen A 1 und A 2. Bilder dieser Ausstellung: Menschen, die auf Bänken sitzen, über Smartphones gebeugt. Kellner, die vergeblich versuchen, Häppchen in kleinen Gläschen loszuwerden. Männer in dunkelblauen Anzügen, die sich die Hände reiben, bevor sie zum Gesprächsangriff starten. Frauen im Dirndl hinter den Tresen der Bayerischen Landesbank, obwohl die Wiesn doch jetzt vorbei ist. Weißbiere zum Netzwerken in nur etwa kölschgroßen Gläsern, weil die Wiesn doch jetzt vorbei ist. Der Soundtrack des Netzwerkens: "Darf ich dir den Soundso vorstellen?" / "Sind wir per Du?" / "Viel Erfolg!" / "Danke, gut geht's, ich hab' das Schlafdefizit ein bisschen reduziert, ich seh' wieder klar, haha, in Ghana ist im Moment einfach wirklich viel los."

Podiumsthema nebenan: Frauen in der Immobilienwirtschaft. Männer legten ein besseres Benehmen an den Tag, wenn Frauen mit dabei seien, und von daher spreche eigentlich nichts "gegen selbstbewusste und gut ausgebildete Frauen" in der Branche, stellt ein Mann fest. Zwei Hostessen stöckeln vorbei, eine auf roten, eine auf schwarzen High Heels.

Mit dem Humor ist es so eine Sache

Derweil hat sich an der Essenstheke beim Marktplatz München, wo sich die Landeshauptstadt präsentiert, eine lange Schlange gebildet; es gibt sogar eine "Fast Lane", wie am Flughafen. Vom Münchner Boom profitiert auch auf der Messe das Umland. "Wir sind zufrieden", sagt Marlene Christ von der Wirtschaftsförderung im Landkreis Dachau. Anders als in den vergangenen Jahren sei heuer konstant viel los.

Am Stand von Transsilvanien braucht es indes keine "Fast Lane". Nur wenige Besucher verirren sich hierher, obwohl der Mann vor der Stellwand mit dem Bild einer wunderschönen Wald- und Hügellandschaft so überzeugend die Vorzüge der rumänischen Region preisen kann, die auch als Siebenbürgen bekannt ist (wichtige IT-Branche, viele Studenten, wunderschöne Wald- und Hügellandschaft). Ob er neidisch in Richtung der Münchner Stände schaue? "Na ja, München ist München", sagt er und lacht. Am Stand von Berlin wiederum liegt der Humor im Empfinden des Betrachters. "Was ist der beste Ort, um ein Pilotprojekt zu starten?", fragt eine Stellwand. "Ein Flughafen."

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SZ vom 06.10.2016
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