Süddeutsche Zeitung

Immobilienmarkt:Wie Makler ihr Image verbessern wollen

Lesezeit: 4 min

Von Peter Fahrenholz

Wenn der Immobilienverband Deutschland (IVD), die größte Interessenvertretung der Immobilienmakler und -verwalter, sich in den vergangenen Monaten öffentlich zu Wort gemeldet hat, wurden meist markige Töne angeschlagen. Im Kampf gegen die Mietpreisbremse und das von der großen Koalition vorgesehene Bestellerprinzip bei der Bezahlung von Maklerprovisionen galt das alte Lobbyistenmotto: Lerne klagen, ohne zu leiden. Ein anderes Projekt der Koalition steht im Windschatten dieser Kampagne, obwohl es für die Zukunft der Branche vermutlich viel wichtiger ist und die Makler es sich schon lange wünschen: dass ihr Beruf künftig an einen Nachweis der nötigen Sachkunde geknüpft wird.

Makler haben, milde formuliert, in Deutschland nicht den allerbesten Ruf. In Umfragen rangieren sie regelmäßig ganz unten. Auf den überhitzten Wohnungsmärkten der Ballungsräume, wo die Nachfrage weit größer ist als das Angebot, empfinden vor allem Mieter die Makler als Abzocker, die für ein einmaliges Aufsperren der Wohnungstür eine satte Provision einstreichen. Doch es liegt nicht nur an den Zuständen, sondern auch an den Maklern selbst. In der Branche tummeln sich viele schwarze Schafe.

"Makler, die gar keine sind", nennt Münchens langjähriger Oberbürgermeister Christian Ude diese Spezies. Ehefrauen, die die Immobilie des Gatten feilbieten, oder der Spezi, der als Vermittler eingeschaltet wird, um sich dann die Maklerprovision mit dem Vermieter oder Verkäufer zu teilen. "Es gibt einfach so viel Schrott auf dem Markt", klagt Erik Nothhelfer, Vorsitzender des IVD-Süd, eines von sechs IVD-Regionalverbänden.

Wie wird man zum Makler?

Ein Wunder ist das nicht. Denn um sich ein Maklerschild an die Bürotür zu schrauben, genügt es, wenn man die letzten fünf Jahre nicht straffällig geworden und nicht insolvent ist - schon hat man den Gewerbeschein. Zwar gibt es diverse Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Man kann Seminare der Industrie- und Handelskammer (IHK) besuchen und damit zum Immobilienfachwirt werden, es gibt Fernstudiengänge oder Kompaktkurse, etwa bei der Deutschen Immobilien-Akademie an der Uni Freiburg. Oder auch eine dreijährige Ausbildung bei der IHK zum Immobilienkaufmann. Aber verpflichtend ist das nicht.

Die Glitzerwelt des Fernsehens tut ein Übriges. Viele Interessenten in seinen Fortbildungsseminaren hätten die Makler-Soap "Mieten, Kaufen, Wohnen" gesehen, erzählt Nothhelfer. Und würden danach glauben, als Makler ließe sich schnell das große Geld verdienen.

"Ich sage seit Jahren, das muss sich ändern", sagt Nothhelfer über den allzu leichten Zugang zum Maklerberuf. Warum ausgerechnet in der Immobilienbranche, in der immense Summen hin- und herbewegt werden, so laxe Regeln herrschen, während für andere freie Berufe hohe Hürden gelten, kann eigentlich niemand so recht sagen. Das habe wohl "historische Gründe", mutmaßt Beatrix Zurek, die Vorsitzende des Münchner Mietervereins. In der Wirtschaftswelt sei der freie Zugang zum Maklerberuf "nicht unerwünscht" gewesen, glaubt Ex-OB Ude. Denn das erleichtert lukrative Nebentätigkeiten. Auch viele Ehefrauen von Politikern, so wird in der Maklerbranche gemunkelt, besäßen den nötigen Gewerbeschein.

Was die Vermittler wissen müssen

Der IVD hofft jetzt darauf, dass die Politik endlich ein Regelwerk einführt, das den kundigen Immobilienexperten vom windigen Gelegenheitsvermittler trennt. Nach den Vorstellungen des Verbandes sollte ein Grundlevel eingeführt werden, das jeder erreichen muss. Wer den Test bei der IHK besteht, darf sich dann Immobilienmakler/IHK nennen. Als zweites "Low-Level" soll es den Fachwirt Immobilienwirtschaft geben.

In Nothhelfers Augen sind auch diese Hürden noch zu niedrig. "Ich halte eigentlich den Immobilienkaufmann für nötig." Es müsse verhindert werden, dass sich jemand ohne Vorkenntnisse selbständig mache. Nothhelfer hat solche Fälle selber erlebt. Kollegen, die den Schlauch der Dunstabzugshaube für die Wasserleitung gehalten hätten oder ein Fertighaus nicht von einem Massivhaus unterscheiden könnten. Bei einer strengen Qualitätsprüfung würde wohl die Hälfte aller Makler durch den Rost fallen, schätzt Nothhelfer.

Den Vorwurf, der IVD wolle mit seinem Vorstoß vor allem eigene Pfründen sichern und sich unerwünschte Konkurrenten vom Leibe halten, weist er energisch zurück. Denn die Schranke soll nicht sofort fallen. Eine "gewisse Übergangszeit" von zwei bis fünf Jahren sei nötig, um möglichst viele Kollegen mitzunehmen, ihnen Zeit zu geben, die nötigen Qualifikationen zu erwerben. "Ich kann nicht einfach den Schalter umlegen", sagt Nothhelfer.

Pläne stoßen auf positive Reaktionen

Die Makler ernten für ihren Vorstoß Zustimmung auch von ganz ungewohnter Seite. Münchens Ex-OB Ude, der mehr als 20 Jahre mit den Problemen des wohl schwierigsten Wohnungsmarktes in Deutschland zu kämpfen hatte, hält ihn für "überfällig". "Jeder Schritt zu größerer Seriosität ist zu begrüßen", sagt Ude. "Das ist eine gute Idee", sagt auch Münchens Mietervereins-Chefin Zurek.

Auch Lukas Siebenkotten, der Bundesgeschäftsführer des Deutschen Mieterbundes, begrüßt die geplante Einführung eines Sachkundenachweises und hofft darauf, dass er möglichst hoch aufgehängt wird. "Das muss eine staatliche oder staatlich zertifizierte Stelle machen." In gleichem Zuge müsse eine Versicherungspflicht für Makler geschaffen werden. In Siebenkottens Augen wäre es "die beste Lösung", wenn die Makler aus ihrer Profession einen richtigen Ausbildungsberuf mit klar definierten Prüfungsanforderungen machen, ob nun als Studiengang oder innerhalb des dualen Systems aus Ausbildungsbetrieb und Berufsschule.

Was einen guten Makler ausmacht

Falls es der Branche auf diese Weise gelingt, die schwarzen Schafe loszuwerden, würde auch die Öffentlichkeit wieder wahrnehmen, was einen guten Makler ausmacht: die präzise Bewertung einer Immobilie, eine umfassende und ehrliche Beratung und umfassende Kenntnisse der aktuellen Rechtslage. Auch eine gute Sozialkompetenz gehöre dazu, findet Nothhelfer. "Das ist ein wichtiger Beruf", sagt Christian Ude, vor allem bei Gewerbeimmobilien seien profunde Rechtskenntnisse des Maklers "sehr wichtig".

Auch das von den Maklern heftig befehdete Bestellerprinzip könnte letztlich zu einem Qualitätssprung beitragen. Denn wenn künftig auch in den Ballungszentren, wo die meisten Wohnungen quasi von selbst weggehen, in der Regel die Vermieter den Makler zahlen müssen, werden die sich genau anschauen, was sie für ihr Geld geboten kriegen. "Die seriösen Firmen", sagt Beatrix Zurek, "werden keine Probleme haben." Erik Nothhelfer, der schwäbische Diplom-Immobilienwirt aus Ulm, kann sich jedenfalls keinen anderen Beruf vorstellen. "Es gibt nichts Schöneres, als jemandem die Immobilie zu vermitteln, die dann seine Heimat ist."

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SZ vom 27.02.2015
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