Wirtschaft in München:Nach Benko: Nun hat es den nächsten Immobilienentwickler erwischt

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Die "Highlight Towers" im Münchner Norden. (Foto: Lukas Barth/picture alliance/dpa)

Top-Adressen in ganz Deutschland – und nun Hunderte Millionen Euro Schulden und dutzende Gläubiger: Das österreichische Unternehmen Imfarr ist pleite und weist Parallelen zum Fall René Benko auf.

Von Sebastian Krass

Mit Macht drängte das Unternehmen vor einigen Jahren aus Wien auf den deutschen Markt, nun ist es pleite: Der Immobilienentwickler Imfarr hat Insolvenz angemeldet, das teilte der österreichische Gläubigerverband KSV 1870 am Dienstagmorgen mit. Das Handelsgericht Wien erklärte am Mittag, es werde noch am Dienstag das Insolvenzverfahren eröffnen.

In München sind mehrere Projekte betroffen. So hat Imfarr im Jahr 2021, gemeinsam mit dem Schweizer Partner SN Holding, für mehr als 700 Millionen Euro die 126 und 113 Meter hohen „Highlight Towers“ in der Parkstadt Schwabing gekauft. Im Osten der Stadt, an der Klausenburger Straße in Steinhausen, wollte Imfarr unter dem Namen „Muc East“ ein Quartier mit Tausenden Arbeitsplätzen entwickeln. Ein Neubauprojekt in der Innenstadt ist bereits seit Februar 2024 insolvent. Nahe dem Stachus sollten eine Tiefgarage mit 550 Stellplätzen und oberirdisch ein Büro- und Geschäftsgebäude entstehen.

Die Pleite von Imfarr ist eine weitere Parallele zum – allerdings viel größeren – Signa-Konzern von René Benko. Imfarr wurde vom ehemaligen Investmentbanker Nemat Farrokhnia gegründet und kaufte wie Signa binnen weniger Jahre Top-Immobilien in Deutschland und Österreich, darunter etwa auch den bundesweit bekannten „Silberturm“ in Frankfurt. Während Signa den ehemaligen SPÖ-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer in Diensten hatte, war dessen Nachfolger Werner Faymann (ebenfalls SPÖ) zeitweise Mit-Gesellschafter bei Imfarr.

Durch die gestiegenen Zinsen und die zurückgegangene Nachfrage nach Büroraum ist auch Imfarr in die Krise geraten. Laut der Mitteilung des KSV 1870 beläuft sich der Schuldenstand von Imfarr auf 604 Millionen Euro, 110 Gläubiger seien von der Insolvenz betroffen. Der Schuldnerverband schreibt weiter, dass Imfarr einen Sanierungsplan ohne Eigenverwaltung umsetzen und binnen zwei Jahren eine Quote von 20 Prozent erreichen wolle. Es würde also ein Fünftel der Schulden beglichen. Dafür strebe Imfarr eine „geordnete Verwertung“, also den Verkauf, des Immobilienbestands an.

Ein Großprojekt in München hatte Imfarr bereits abgegeben: Den vom Architekturbüro Herzog/de Meuron geplanten Umbau des ehemaligen Postbank-Gebäudes nahe dem Hauptbahnhof (Projektname „Elementum“). Diese Immobilie übernahm vor knapp einem Jahr der US-Investor Oaktree. Von Imfarr selbst war am Dienstag zunächst keine Stellungnahme bekommen.

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