Immobilienbranche:Fatale Umgehung des Bestellerprinzips

Mieten

Das neue Bestellerprinzip wird unterlaufen - legal, aber fatal.

(Foto: Dieter Assmann/dpa)

Wer zahlt, schafft an - diese Regel gilt laut dem Bestellerprinzip auf dem Wohnungsmarkt, die Vermieter müssen jetzt den Makler zahlen. Doch gerechter wird es nicht: Die Mieten steigen noch mehr.

Kommentar von Bernd Kastner

Wer zahlt, schafft an, und wer anschafft, der zahlt auch. Logisch, oder? Nicht in der Immobilienbranche. Dort musste bis vor kurzem der Mieter den Makler bezahlen, den der Vermieter engagiert hatte. Seit Juni ist das umgekehrt, es gilt das Bestellerprinzip. Endlich!, will man rufen. Wäre da nicht München und sein Mietmarkt, auf dem mit allem zu rechnen ist. Zum Beispiel damit, dass die angestrebte Gerechtigkeit sich ins Gegenteil verkehrt und die gesparte Maklergebühr als Bumerang zurückkommt: Die Mieten steigen noch ein wenig höher, als sie ohnehin schon sind.

Diese Befürchtung drängt sich auf, wenn man sich in der Branche umhört. In München sitzen die Vermieter am längeren Hebel, sie kriegen jede Wohnung los, zu fast jedem Preis. Wäre es da so überraschend, wenn ein Eigentümer, der bisher nicht das Maximum ausschöpft, sich sagt: Bevor ich auf der Maklerprovision sitzen bleibe, hole ich mir die ein-, zwei-, dreitausend Euro halt vom Bewohner. Hinten rum, über eine etwas höhere Miete. Merkt in München sowieso keiner, bei diesem Niveau.

Münchner Marktlogik

In der Branche kursieren genau diese Empfehlungen, sie sind, anders als die meisten Tricks, um das Gesetz auszuhebeln, auch schlicht legal.

Und fatal. Dann zahlt ein Mieter nicht nur wie bisher die Gebühr, wenn auch in Raten. Auf Dauer zahlt er mehr als die bisher üblichen zwei Kaltmieten. Damit nicht genug. Der Trick wirkt sich auch auf alle anderen Mieter aus, die bisher ohne Maklergebühr an eine Wohnung gekommen sind. Denn jede höhere Miete fließt in den Mietspiegel ein, der die Obergrenze vorgibt. So verringert sich auch die Wirkung der Mietpreisbremse, die sich die Mieterlobby erhofft. Die Grenzen verschieben sich noch schneller nach oben, der Gipfel ist noch lange nicht erreicht. Münchner Marktlogik.

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