Immobilien:Wohnungsbau: Die Stadt ist nicht genug

Wohnungsmarkt

Wohnungen sind in München echte Mangelware.

(Foto: dpa)

Für den Wohnungsbau müsste es längst einen Masterplan geben, der das Umland miteinbezieht. Es reicht nicht, nur innerhalb der Stadtgrenzen zu bauen.

Kommentar von Thomas Anlauf

Eine Vision: München bekommt den fiebernden Wohnungsmarkt in den Griff. Die Stadt baut in den kommenden Jahren Zehntausende Wohnungen auf den letzten Brachflächen, um den unheimlichen und ungezügelten Zuzug zu meistern. Die Folge: Die Mieten schnellen nicht mehr weiter nach oben wie derzeit, der Wohnungsmarkt ist gesättigt. Schöne Vorstellung, nicht wahr? Wenn es so einfach wäre.

Man muss sich nur klarmachen, weshalb so viele Menschen nach München wollen. Weil die Stadt attraktiv ist. Weil die Wirtschaft brummt, und es Arbeitsplätze für fast jeden gibt. Weil München so viel Kultur und Sport und Freizeit zu bieten hat, dass der Rest Deutschlands neidisch an die Isar blickt. Wenn auch noch die Mietpreise stimmen würden, dann hätte die Stadt im Jahr 2030 nicht wie zu erwarten 200 000 Einwohner mehr als heute. Sondern vielleicht 400 000. München würde kollabieren.

Das soll natürlich nicht heißen, dass es besser wäre, das Wohnungsproblem weiterhin so zu ignorieren wie in den vergangenen Jahren. Die Kraftanstrengungen, die Oberbürgermeister Dieter Reiter und sein Rathaus mittlerweile unternehmen, um den Wohnungsmarkt zu entspannen, sind bemerkenswert. Und doch wird das vorne und hinten nicht ausreichen.

Derzeit kommen in einem Jahr 32 000 Menschen zusätzlich nach München, das sind zweieinhalb mal so viele wie zu Beginn der Jahrtausendwende. Demgegenüber sieht Stadtbaurätin Elisabeth Merk insgesamt noch Platz für 62 500 weitere Wohnungen im Stadtgebiet. Wie das gut gehen soll? Gar nicht, eben.

Jede Anstrengung, genügend Wohnraum zu schaffen, kann nicht ausreichend sein. Das weiß das Münchner Rathaus, das registrieren sogar die bayerische Staats- und die Bundesregierung. Es müsste aber längst ein Masterplan auf dem Tisch liegen. Dazu zählt, den Wohnungsbau zu beschleunigen und zu vereinfachen. Und dazu gehört endlich der massive und zügige Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes - nicht nur auf der Stammstrecke. Denn München ist bald an seinen Grenzen angelangt, das Umland noch lange nicht.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: