Süddeutsche Zeitung

Immobilien in München:René Benko kauft jetzt auch den Karstadt

  • René Benko übernimmt Teile des Kaufhaus-Komplexes zwischen Bahnhofsplatz und Hotel Königshof.
  • Damit dehnt der Tiroler sein Engagement in München aus: Zuvor hatte er die Alte Akademie in der Fußgängerzone gekauft und war bei der Schrannenhalle finanziell mit eingestiegen.
  • Die Vereinbarung mit der Investmentfirma RFR über ein 50:50-Joint-Venture muss aber noch durch die Kartellbehörde bestätigt werden.

Von Alfred Dürr

Einer der spektakulärsten Immobiliendeals in der Innenstadt aus jüngster Zeit erlebt eine bemerkenswerte Fortsetzung.

Das von dem Tiroler René Benko gegründete Immobilienunternehmen Signa beteiligt sich an dem kürzlich von der Investmentfirma RFR erworbenen Karstadt-Ensemble zwischen Hauptbahnhof und Stachus. Nach dem Kauf der Alten Akademie in der Fußgängerzone und dem Einstieg bei der Schrannenhalle am Viktualienmarkt mit Eataly dehnen die Österreicher ihr Engagement in München aus. Die Beteiligung der Signa an dem weitläufigen Kaufhaus-Komplex zwischen Bahnhofsplatz, Prielmayerstraße, Schützenstraße und dem Hotel Königshof soll über ein 50:50-Joint-Venture mit dem Partner RFR stattfinden. Diese Vereinbarung bestätigte die RFR der Süddeutschen Zeitung. Allerdings müsse die Kartellbehörde noch zustimmen.

RFR hat erst vor wenigen Wochen das Karstadt- Gebäude erworben. Spektakulär war dieser Deal nicht nur wegen des Kaufpreises von 250 Millionen Euro. Der Komplex hat auch große Bedeutung für die weitere Stadtentwicklung. Es laufen die Vorbereitungen für den Bau des neuen Hauptbahnhofs, die Baugenehmigung für den Abriss und Neubau des Hotels Königshof am Stachus ist bereits erteilt.

Damit sind eigentlich auch die Weichen für eine Umstrukturierung des Karstadt-Komplexes gestellt. Der historische Kaufhausbau am Hauptbahnhof aus dem Jahr 1905 bliebe dabei unangetastet, der lang gestreckte Erweiterungstrakt des Architekten Fred Angerer aus dem Jahr 1971 weicht wohl einem Neubau. Möglich wird damit eine attraktive Verbindung zwischen dem Hauptbahnhof und der Altstadt-Fußgängerzone, was auch von den städtischen Planern begrüßt wird.

RFR hatte das Gebäude im August von der deutsch-irischen Gesellschaft Signature Capital gekauft. Diese hatte es nur eineinhalb Jahre im Besitz und mit deutlichem Aufschlag wieder veräußert. Dieser Vorgang und der jetzt erfolgte Einstieg der Signa zeigen, was für ein hoher Stellenwert der Immobilie am Hauptbahnhof beigemessen wird. Es gibt aber keine Aussagen darüber, wann Umbauaktivitäten starten.

Hinter der RFR stehen die deutschstämmigen Immobilieninvestoren Aby Rosen und Michael Fuchs. Nach eigenen Angaben hat das Unternehmen in den vergangenen Jahren in den USA ein Portfolio mit Hochhaus-Klassikern, modernen Bürohäusern, Eigentumswohnungen und Hotels in besten Lagen zusammengestellt. RFR betreue weltweit ein Immobilienvermögen von 10 Milliarden Dollar.

Die Signa hält sich nicht bescheiden zurück. In den 16 Jahren ihres Bestehens sei es gelungen, sich mit einem Immobilienvermögen von sechs Milliarden Euro und einem Umsatzvolumen ihrer Handelsbeteiligungen von mehr als drei Milliarden Euro zu einem "Unternehmen europäischen Formats" zu entwickeln, heißt es in der Selbstdarstellung des Unternehmens. Zum Handelsbereich gehören unter anderem die Premium-Kaufhäuser KaDeWe in Berlin, das Alsterhaus in Hamburg und Oberpollinger in München, außerdem die komplette Karstadt Warenhaus GmbH und Karstadt Sports, Outfitter.de und der Lebensmittelhändler Eataly.

Das Joint Venture von RFR und Signa wird als Bekenntnis dafür gewertet, dass sich im boomenden München Großinvestments lohnen und man auf Wirtschaftswachstum setzt. Besonders im Bereich des Einzelhandels sei die bayerische Landeshauptstadt der bevorzugte Standort unter den deutschen Metropolen, war von der Signa zu hören.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3186624
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 01.10.2016/imei
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.