Immobilien in München:Der Preis der Stadt

Immopreise 2

So teuer war ein Quadratmeter in der Innenstadt 2012.

(Foto: Gutachterausschuss Stadt München)

Helmut Thiele ist ein mächtiger Mann in München: Jeder Immobilienkauf geht durch seine Hände. Der Chef des Bewertungsamtes weiß, wer welches Grundstück oder Haus zu welchem Preis kauft. Nur reden darf er darüber nicht.

Von Katja Riedel

Es ist ein gewaltiges Gebirge. Es besteht weder aus Geröll noch Gestein, es besteht aus Geld. Der Gipfel ist ein lang gezogener Rücken, ein Plateau, wie es in ganz Deutschland einzigartig ist. Helmut Thiele kennt das Hochplateau, er liefert die Zahlen, aus denen es entsteht. Denn das Gebirge zeigt, wie viel Investoren bereit sind, für jeden Quadratmeter Boden zwischen Stachus und Marienplatz auf den Tisch zu legen.

Thiele ist Chef des Bewertungsamtes und des Gutachterausschusses. Sein Gremium, das es in Bayern in jedem Landkreis gibt, hat Einblick in geheimste Dokumente: Jeder Immobilienkauf in München geht durch seine Hände. Vor zwei Jahren waren es 17 500, Rekord. Thiele weiß, wer welches Haus oder Grundstück zu welchem Preis gekauft hat. Reden darf er darüber nicht.

Er sammelt allein die Zahlen - und kann darum in Karten zeigen, wie viel welcher Quadratmeter der Stadt wert ist, und das seit den Sechzigerjahren. Es sind Preise, die real gezahlt werden, in der Fachsprache heißen sie Bodenrichtwerte. Stadt und Staat müssen sie kennen, um den Verkehrswert einer Immobilie ermitteln zu können. Das Innenstadt-Gebirge ragt auch deshalb so weit in die Höhe, weil sich kaum ein Besitzer von seinem wertvollen Grund trennen mag.

2008 kostete ein Quadratmeter in der Kaufingerstraße noch 50 000 Euro, 2012 waren es 80 000, "seitdem sind die Bodenpreise wieder um 15 bis 20 Prozent gestiegen, in Teilbereichen liegen sie deutlich darüber", sagt Thiele. "Das ist ungebremst. Wenn man da ein Geschäft hätte, könnte man es am Tag 20-mal verkaufen, deutlich über Richtwert." Private, vor allem Erbengemeinschaften, "kriegen da schon mal lange Zähne", sagt Thiele. Für diejenigen, die das über ihre Mieten refinanzieren müssten, sei es schwierig.

Wie in der Natur folgt auf den Gipfel das Tal. In München heißt es auch so. Von 80 000 in der Fußgängerzone fällt der Quadratmeterpreis im Tal auf 13 000 Euro ab. Möglicherweise könnte sich das ändern, weil das Tal umgebaut und aufgewertet worden ist. Das vermutet zumindest Wolfgang Fischer von der Innenstadtvereinigung Citypartner. Ramschläden seien verschwunden, mit der Drogerie Müller, dem Elektronikladen Conrad und Gastronomie habe das Tal nun Potenzial aufzuholen.

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