Verbrechen in München:Einbrecher stehlen das Sicherheitsgefühl

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Immer mehr Münchner erfahren, wie es ist, wenn das eigene Schlafzimmer von Einbrechern durchwühlt wurde. Allein in diesem Monat wurde in der Stadt in mehr als 250 Wohnungen eingebrochen. Die Polizei rüstet nun auf und gibt Tipps wie Sie sich schützen können.

Von Susi Wimmer

Emily Seidlein hat ihre Hecke geschnitten. So kurz, dass ihr "wissbegieriger Nachbar", wie sie sagt, in ihren Garten schauen kann. "Ich habe nichts zu verbergen", meint die Münchnerin. Seit ein Einbrecher ihr Schlafzimmer durchwühlt, ihren Schmuck und auch ihr Gefühl von Sicherheit gestohlen hat, findet sie den Gedanken eher beruhigend, dass auch der Nachbar ein Blick auf ihr Haus hat. So wie Emily Seidlein ging es allein im November weit über 250 anderen Münchnern: Bei ihnen wurde eingebrochen.

Normalerweise, so meint Polizei-Vizepräsident Robert Kopp, unterliegen die Einbruchszahlen saisonalen Schwankungen. "Jetzt allerdings sind sie unverändert hoch, im Oktober und November gab es sogar zusätzliche Steigerungen." Laut Polizei handelt es sich vornehmlich um Diebesbanden aus Rumänien, Ungarn, Polen, aber auch aus Deutschland. Zum einen liege das sicher am Wohlstandsgefälle, sagt Kopp. Zum anderen auch daran, dass es sich rumgesprochen habe, "dass viele Bürger auf ihr Hab und Gut nicht aufpassen".

Polizei rüstet auf

"Man schämt sich, weil man sich so dumm angestellt hat", sagt Emily Seidlein. Die Aubingerin heißt in Wirklichkeit ganz anders, aber ihr Name sollte nicht in der Zeitung stehen. Sie hatte das Gartentor nicht abgesperrt, die Rollos nicht geschlossen und die Gartenharke auf der Terrasse stehen lassen. Mit der hat der Einbrecher vermutlich die Terrassentüre geknackt. "Eigentlich hab ich ein Bewusstsein für Sicherheit", sagt sie, "bloß nicht im eigenen Haus". Auch ein Bursche aus der Nachbarschaft war zu unbedarft: Er sah noch, wie ein Fremder aus dem Garten der Nachbarin kam, auf der Schulter einen prall gefüllten Sack.

Die Münchner Polizei will nun die Bürger sensibilisieren, aufklären, informieren. Im Internet etwa ist ein interaktives Haus eingestellt, wo der Nutzer per Mausklick Schwachstellen erkennt und Tipps erhält ( www.k-einbruch.de). Bereitschaftspolizei, zivile und uniformierte Kräfte kontrollieren die Straßen, auch die Reiterstaffel wird in Wohngebieten eingesetzt, "weil die von oben einen bessern Blick haben", meint Kopp. An den Tatorten wird die Spurensuche intensiviert, um Zusammenhänge zu erkennen, Geodaten werden ausgewertet, um Schwerpunkte zu erkennen. Emily Seidlein hat ihr Haus nun technisch gesichert. Und zur Heckenschere gegriffen.

Noch relativ sicher

253 Einbrüche innerhalb der ersten drei Wochen im November - für München ist diese Zahl rekordverdächtig. Bis zum 22.November waren es insgesamt 1437 Einbrüche, vergangenes Jahr um diese Zeit gerade mal 1201. Aber, wie Innenminister Joachim Herrmann erklärte, sei das kein Grund zur Panik. In Berlin habe man mit fünfmal so hohen Einbruchszahlen zu kämpfen, in Köln seien sie siebenmal so hoch. Und auch wenn man in die bayernweite Statistik blickt, bestehe kein Grund zur Beunruhigung. 2004 etwa verzeichnete man noch fast 7000 Wohnungseinbrüche im Jahr, vergangenes Jahr waren es gerade mal 5700. Die Ballungsräume, sagt Herrmann, seien am ärgsten betroffen. "Aber München ist immer noch die sicherste Großstadt Deutschlands."

© SZ vom 28.11.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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