Modern Jazz:Leistungssport

Modern Jazz: Fulminante Technik und musikalische Vision: Immanuel Wilkins.

Fulminante Technik und musikalische Vision: Immanuel Wilkins.

(Foto: Ralf Dombrowski)

Der Jungstar-Saxofonist Immanuel Wilkins in der Unterfahrt.

Von Oliver Hochkeppel, München

Die vom Unterfahrt-Publikum heftig eingeforderte zweite Zugabe war gewissermaßen ein nachgereichter Schlüssel zum Konzert des jungen, zum kommenden Star ausgerufenen - und in München tatsächlich schon von Autogrammjägern verfolgten - Alt-Saxofonisten Immanuel Wilkins. "Warriors" hieß das Stück, und das beschreibt korrekt seine wie die Spielhaltung so vieler junger amerikanischen Jazzer. Dazu muss man sich vor Augen halten, wie hart der Konkurrenzdruck, oft gar der Überlebenskampf in der amerikanischen Jazzszene ist. Nur die Besten schaffen es da wie Wilkins zum Label "Blue Note" und auf Europatournee.

Und so begann Wilkins' Unterfahrt-Premiere mit Hochleistungsjazz: Ein flirrender, rasanter, monströs lange durchgehaltener und für Normalsterbliche nahezu unspielbarer Tanz um ein Motiv erhob sich. Um dann naht- und pausenlos in die weitere, fast eineinhalbstündig ausgebaute siebenteilige Suite aus dem aktuellen, Furore machenden Album "The 7th Hand" einzuleiten. Da zeigte sich zum einen, dass Wilkins' Begleiter - alle wie er unter 25 - in seiner Liga spielen: der dynamische, höchst präzise und doch kreative Schlagzeuger Kweku Sumbry, der flinke, kraftvolle und konditionsstarke Bassist Tyrone Allen und vor allem der schon mit einem ganz eigenen Stil spielende Pianist Micah Thomas, von dem man ebenfalls noch viel hören wird. Und zum anderen, dass der Aufruhr um Wilkins berechtigt ist, weil er neben seiner fulminanten Technik bereits eine musikalische Vision hat. Auf der Grundlage traditioneller Formen erzählt er mit immer wieder variierten seriellen Mustern und wohlüberlegten Stimmungswechseln neue, hypnotisch fesselnde Geschichten.

Mitunter wird dabei noch im jugendlichen Überschwang aus Musik Leistungssport. Oft genug sind diese jungen Krieger aber schon zu dem fähig, was am Schluss in luce eine kleine, nur von Klavier und Saxofon gespielte Ballade demonstrierte: die pure Magie der Musik.

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