Süddeutsche Zeitung

Umzug:IHK zieht zurück in ihr Stammhaus in der Innenstadt

  • Die Sanierung des Stammhauses hat 14 Millionen Euro mehr gekostet als 2011 veranschlagt.
  • Eigentlich sollte die Industrie- und Handelskammer schon im Jahr 2015 wieder in die Innenstadt ziehen.
  • Die Verzögerung lag unter anderem daran, dass sich die IHK mit ihrem ersten Generalplaner überworfen hatte.

Von Pia Ratzesberger

Das Haus war viele Jahre ohne Bewohner, doch nun sind die ersten wieder eingezogen. Das Haus ist mehr als 100 Jahre alt, und so lange beheimatet es auch schon die Industrie- und Handelskammer (IHK) für München und Oberbayern, die Vertretung der Unternehmen in der Region. Allerdings mit einer Pause von sieben Jahren, denn das Haus musste saniert werden und die IHK ihre Adresse ändern: Jahrelang arbeiteten ihre Mitarbeiter an der Balanstraße. Zum Beginn des Jahres haben die ersten Mitarbeiter nun die neuen Büros im alten Gebäude an der Max-Joseph-Straße bezogen - viel später, als einmal geplant war und vor allem zu viel höheren Kosten.

Die Sanierung ihres Stammhauses in der Innenstadt hat die IHK voraussichtlich 87 Millionen Euro brutto gekostet. Das sind 14 Millionen Euro mehr, als man im Jahr 2011 veranschlagt hatte. Damals setzte die Vollversammlung der IHK einen Rahmen von 72,9 Millionen Euro. In den darauffolgenden Jahren wurde klar, dass die Summe nicht reichen würde. Immer wieder wurde Kritik an der teuren Sanierung laut - zumal da sie letztlich von den Mitgliedsbetrieben bezahlt wird, die an die IHK Zwangsbeiträge abführen müssen.

Doch die IHK weist daraufhin, dass man die Entscheidung zweimal zur Abstimmung in der Vollversammlung gestellt habe, dem höchsten Entscheidungsgremium der Kammer. Die Vollversammlung habe sich zweimal klar dafür ausgesprochen, das Haus an der Max-Joseph-Straße zu behalten. Im Jahr 2015 erweiterte sie den Rahmen auch noch einmal auf 75,3 Millionen Euro.

Dass am Ende auch diese Summe nicht reichte, begründet man bei der IHK zum einen mit den über die Zeit gestiegenen Baupreisen. Zum anderen mit dem Alter des Hauses und den damit verbundenen "hohen Unwägbarkeiten" bei der Sanierung. Erst nach den ersten Arbeiten habe man erkennen können, dass doch mehr getan werden müsse als ursprünglich angenommen, dass zum Beispiel mehr Aufwand betrieben werden müsse, um die Fundamente, Decken und Wände wieder in Ordnung zu bringen. Dabei habe auch eine Rolle gespielt, dass das Haus auf dem alten Befestigungsgraben der Stadt stehe. Im Zweiten Weltkrieg hätten außerdem viele Bomben das Gebäude getroffen und danach sei es nur notdürftig repariert worden, sagt der neue Geschäftsführer der IHK, Manfred Gößl. Er hat sein Amt zum Jahresbeginn angetreten und sein neues Büro im Stammhaus bezogen.

In das sanierte Gebäude hätte die Industrie- und Handelskammer eigentlich schon im Jahr 2015 wieder einziehen sollen. Dass der Termin um mehrere Jahre verschoben werden musste, hat auch damit zu tun, dass sich die IHK mit ihrem ersten Generalplaner überworfen hatte - einem Architekturbüro aus München. Die IHK kündigte den Vertrag im Jahr 2013 und schloss etwa ein halbes Jahr später einen neuen Vertrag mit einem neuen Planer. Zu den Gründen für die außerordentliche Kündigung des ersten will man sich bei der IHK nicht äußern. Man befinde sich in einem laufenden Gerichtsverfahren und deshalb seien keine näheren Angaben möglich, sagt Geschäftsführer Gößl lediglich.

Die Mitarbeiter der IHK zogen vor sieben Jahren an die Balanstraße, und die Kosten für die Miete der Räume dort stiegen zuletzt kontinuierlich. Insgesamt hat die IHK mehr als 17,6 Millionen Euro für ihr Ausweichquartier gezahlt. Alleine im vergangenen Jahr zum Beispiel waren es mehr als 2,6 Millionen Euro. In den Büros an der Balanstraße waren etwa 470 Mitarbeiter untergebracht, ein Teil von ihnen wird an die Orleansstraße ziehen, in die sogenannte Akademie der IHK. Der Großteil aber zieht zurück an die Max-Joseph-Straße, in das geschichtsträchtige Gebäude. Einen Teil hat der Architekt Friedrich von Thiersch im Jahr 1901 erbaut. Der andere Teil des Hauses wurde im Jahr 1912 vom Architekten Gabriel von Seidl für einen jüdischen Antiquitätenhändler errichtet. Die Kammer habe ihm den Gebäudekomplex damals für mehr als eine Million Reichsmark abgekauft, heißt es bei der IHK.

Mittlerweile ist die Max-Joseph-Straße eine Straße der Wirtschaft. Die IHK befindet sich in guter Nachbarschaft, auch andere Wirtschaftsverbände haben ihre Zentrale dort, die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft etwa und die Handwerkskammern. Nun also auch wieder die IHK. Bis Ende Februar sollen alle 275 Mitarbeiter eingezogen sein.

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SZ vom 03.01.2019/baso
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