Ideenbörse der Stadt:Mit dem Löschschlauch gegen das Ertrinken

München: Ideenbörse der Stadt München 2018, die Gewinner. Gewinner Matthias Kalix,  Ausbilder Feuerwehr.

Dank Matthias Kalix, 52, kann ein Feuerwehrschlauch Leben retten, wenn jemand droht, in der Isar zu ertrinken.

(Foto: Stefanie Preuin)

Die Stadt prämiert Erfindungen ihrer Mitarbeiter: Sie erleichtern das Arbeiten, sparen jede Menge Geld, und manchmal retten sie sogar Leben.

Von Theresa Parstorfer

Ein Feuerwehrschlauch ist eine feine Sache. Wenn es brennt, rettet er Leben. So viel steht fest. Dank Matthias Kalix, 52, kann ein Feuerwehrschlauch jedoch seit neuestem auch dann Leben retten, wenn jemand droht, in der Isar zu ertrinken. Denn der Münchner Feuerwehrmann hat in Form zweier Kupplungen eine Möglichkeit entwickelt, den Löschschlauch in eine mit Luft gefüllte Schwimmnudel zu verwandeln. Entweder von einer Brücke oder dem Flussufer aus können Feuerwehrleute diese dem Ertrinkenden entgegenstrecken - eine Art überdimensionaler Rettungsring.

Unter bunten Faschingsgirlanden in der Alten Küferei im Rathaus ist Matthias Kalix jetzt für diese Idee von Bürgermeister Josef Schmid mit 400 Euro belohnt worden. Organisiert wurde sowohl die Ausschreibung der Preise als auch deren feierliche Verleihung von der Ideenbörse der Stadtverwaltung. Seit 60 Jahren wird diese vom Personal- und Organisationsreferat im Rathaus veranstaltet und bietet Mitarbeitern die Möglichkeit, selbst Anregungen einzureichen, wie ihr Arbeitsalltag verbessert werden könnte.

Jeder bei der Stadt Angestellte, vom Friedhofsverwalter bis hin zum Grundschullehrer oder Straßenreiniger, kann also zum Erfinder werden. Und verbesserungswürdig ist in all diesen Bereichen offensichtlich einiges: Dieses Jahr wurden bereits 376 Ideen eingereicht.

Eine Kommission aus Arbeitgebern und Arbeitnehmern entscheidet einmal im Quartal, welche Ideen ausgezeichnet werden. Diesmal waren es über 300, denn der Kommission gehe es "nicht um Gewinner und Verlierer", sagte Anton Steininger, der die Leitung der Jury nach 20 Jahren abgibt. Vielmehr gehe es darum, eine Atmosphäre am Arbeitsplatz zu schaffen, in der sich die Mitarbeiter nicht nur wohl fühlen, sondern auch wissen, dass ihre Kreativität und Eigeninitiative willkommen und geschätzt sind.

Für die Stadt selbst wiederum geht es bei der Ideenbörse um viel Geld. Vergangenes Jahr konnten durch Ideen wie die von Matthias Kalix 75 000 Euro eingespart werden. 41 300 Euro wurden in Form von Geldpreisen an die Ideenschöpfer zurückgegeben, denn die meisten der Einfälle werden schließlich fortlaufend Geld sparen. Oft werden außerdem Konzepte eingereicht, die vielleicht nicht unbedingt Kosten, aber doch einiges an Nerven und unnötigem Arbeitsaufwand vermeiden, so der Bürgermeister in seiner Dankesrede.

Beispielsweise eine neu programmierte Anwendung, die Tippfehler auf den Visitenkarten der Stadtangestellten vermeidet, indem sie Namen und Adressen aus dem Telefonbuch übernimmt. Für diese Idee wurden Judith Baur und Heike Meinel ausgezeichnet. Baur hatte, bevor ihre Kollegin die Bewerbung vorschlug, noch nie etwas von der Ideenbörse gehört. Umso überraschter war sie, gleich beim ersten Mal gewonnen zu haben.

Bereits zum "neunten oder zehnten Mal" war Gerold Hölber am Freitag im Ratskeller dabei. Er arbeitet bei der Stadtreinigung, und er bastelt gerne. Da, wie er sagt, "das Material und die Verarbeitung der Hersteller oft nicht so gut sind", hat er auch in diesem Jahr eine Möglichkeit gefunden, die Düse einer Maschine zu optimieren, mit der er und seine Kollegen Münchens Abwassersystem sauber halten. Bevor er kaputte Teile zur Reparatur schicke oder gar wegwerfe, baue er lieber selber noch einmal an ihnen herum.

All diese kleinen Verbesserungen würden zwar erst einmal unwichtig oder gar banal klingen, sagt Jürgen Liebherr, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit des Personalreferats, und die meisten Menschen außerhalb der Stadtverwaltung werden wahrscheinlich auch niemals etwas von ihnen erfahren. "Aber oftmals erleichtern sie den Arbeitsalltag erheblich", so Liebherr. Zusätzlich zu den Einsparungen sollte außerdem beachtet werden, dass die Stadt München auch durch diese Erfinder im Kleinen in beständigen Schritten nachhaltiger, sauberer und sicherer wird.

Die Schlauchrettungsschwimmnudel ist auch dafür ein gutes Beispiel. Denn als Matthias Kalix mit seinen Kollegen zum ersten Mal über seine Idee sprach, dachte er nicht in erster Linie daran, wie viel billiger es wäre, wenn Einsatzwägen sie an Bord hätten. Für ihn war es wichtiger, dass es bei der "Wasserrettung sehr viel sicherer ist, wenn niemand in den Fluss steigen muss". Die Isar bei Hochwasser, vor der hätten nämlich sogar ausgebildete Taucher Respekt. Und auch wenn Kalix so ein unfreiwilliges, lebensgefährliches Bad niemandem wünscht - ein bisschen würde es ihn ja schon jucken, seine Erfindung auch einmal unter echten Bedingungen testen zu können.

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