Open Spaces und MesseChinas Autobauer drängen vehement auf die IAA

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Bereits vor zwei Jahren präsentierte sich der chinesische Elektroauto-Hersteller BYD selbstbewusst bei der IAA.
Bereits vor zwei Jahren präsentierte sich der chinesische Elektroauto-Hersteller BYD selbstbewusst bei der IAA. (Foto: Arnulf Hettrich/Imago)

Die Automobilausstellung präsentiert in der Münchner Innenstadt und auf dem Messegelände Neuheiten und Innovationen. Was dort zu sehen sein wird, dürfte deutschen Herstellern ein wenig Sorge bereiten.

Von Martin Mühlfenzl

Die deutsche Automobilindustrie steckt tief in der Krise. Der Münchner Autobauer BMW hat unlängst für das erste Halbjahr 2025 einen Gewinneinbruch von nahezu 30 Prozent verzeichnet. Deutschlands größter Autobauer Volkswagen vermeldete für das zweite Quartal einen Rückgang der Gewinne um ein Drittel im Vergleich zum Vorjahr; zudem hat VW einen massiven Abbau von Arbeitsplätzen angekündigt. Noch schlimmer sieht es bei der Volkswagen-Tochter Porsche aus: In den ersten sechs Monaten sank der Gewinn des Stuttgarter Konzerns um etwa 91 Prozent im Verglich zum Vorjahr.

All diese Hiobsbotschaften aus Deutschlands bedeutendster Industriesparte aber geben dem Geschäftsführer des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Jürgen Mindel, keinen Anlass, negativ in die Zukunft zu blicken. Als Ausrichter der am 9. September beginnenden Internationale Automobil-Ausstellung (IAA) in München verbreitet Mindel an diesem Donnerstagvormittag im „House of Comunications“ bei einem Pressetermin nahe dem Ostbahnhof vielmehr Zuversicht. Von der IAA, so der VDA-Chef, werde „ein Signal der Stärke“ gepaart mit „Weltneuheiten und Innovationen“ ausgehen.

Zum dritten Mal nach 2021 und 2023 findet die IAA Mobility, wie die Fahrzeugschau offiziell heißt, in der Landeshauptstadt statt. Und zwar erneut als zweigeteilte Messe: Auf dem sogenannten Summit in der Messestadt Riem wird sich das Fachpublikum über Neuheiten aus der Automobilbranche informieren und auf zahlreichen Veranstaltungen und Fachtagungen über die Zukunft der Branche diskutieren. Eröffnet wird die Fachmesse am Dienstag, 9. September, von Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU).

Die Münchner Innenstadt wird sich derweil bis Montag, 15. September, an mehreren zentralen Plätzen in einen sogenannten Open Space verwandeln, der öffentlich zugänglich ist – und an dem mehr als 30 Automobilhersteller ihre Neuheiten und Innovationen präsentieren werden.

Die Zukunft der Automobilindustrie wird sich dabei hauptsächlich auf den Königsplatz bestaunen lassen. Es ist eine Aussicht, die insbesondere den deutschen Herstellern zumindest ein klein wenig Sorge bereiten dürfte. Aufgrund des großen Andrangs von Automobilkonzernen seien dort zusätzlich 15 Stellplätze geschaffen – und binnen kürzester Zeit auch gebucht worden, sagt der Bereichsleiter Mobility bei der Messe München, Christian Vorländer. Und zwar von einem Hersteller, der mit seinen Elektrofahrzeugen mittlerweile den heimischen Markt dominiert und auch mit Vehemenz in Deutschland und Europa Fuß fassen will: dem chinesischen Konzern BYD.

Christian Vorländer von der Messe München und VDA-Geschäftsführer Jürgen Mindel (Mitte, von links) stellen das Programm der diesjährigen IAA in München vor.
Christian Vorländer von der Messe München und VDA-Geschäftsführer Jürgen Mindel (Mitte, von links) stellen das Programm der diesjährigen IAA in München vor. (Foto: Martin Mühlfenzl)

Während also unter anderem der Cybertruck des US-amerikanischen Elektroauto-Herstellers Tesla auf der IAA nicht zu sehen sein wird, präsentieren immer mehr chinesische Autobauer und auch Zulieferer ihre Produkte in München. Im Vergleich zur Ausstellung vor zwei Jahren sind in diesem Jahr 40 Prozent mehr chinesische Hersteller auf der IAA vertreten. „Wir haben bei den chinesischen Ausstellern enorme Zuwächse. Das Niveau liegt deutlich über dem von vor zwei Jahren – bei großen und kleinen Herstellern“, sagt dementsprechend Jan Heckmann aus der Projektleitung des VDA.

Aber nicht nur Automobilhersteller und Zulieferer werden in diesem Jahr die IAA als große Bühne nutzen, egal ob in der Innenstadt oder auf dem Summit in Riem. Bei Letzterem werden erstmals auch große Tech-Konzerne wie Google, Amazon Web Services, Bosch oder Samsung vertreten sein. „Damit wird der Summit das intellektuelle Zentrum der IAA sein“, sagt VDA-Geschäftsführer Mindel – dementsprechend würden dort auch die großen Fragen dieser Zeit rund um das Thema Mobilität diskutiert vom autonomen Fahren über den Aufbau einer Ladeinfrastruktur bis zur urbanen Verkehrswende. Auch deshalb hätten führende Unternehmen ihre Standflächen auf der IAA teilweise verdoppelt oder gar verdreifacht.

Über die kriselnde deutsche Automobilindustrie will Mindel so kurz vor der IAA nicht sprechen, vielmehr gibt der VDA-Vorsitzende ein Bekenntnis zur Elektromobilität ab. „Das Auto ist und bleibt der wichtigste Anker der Mobilität“, sagt er – und weiter: „Die Transformation zur Elektromobilität ist in den Köpfen der Menschen verankert und sie sind neugierig auf das autonome Fahren.“ All dies sind Themen, die Menschen bewegten. Der sich aber auch die deutsche und europäische Autoindustrie stellen müsse, so Mindel, und zwar mit Investitionen in Milliardenhöhe. „Mit unserer Arbeit schaffen wir Wohlstand und Arbeitsplätze, hier in Deutschland und Europa.“

Dass es aber auch viel Kritik an der IAA an sich, dem Konzept der Open Spaces in der Innenstadt und der Automobilindustrie generell gibt, kann freilich auch der VDA nicht ausblenden. Schließlich sind auch während dieser Automobilausstellung wie bereits 2021 und 2023 Proteste samt Camp geplant. Der VDA, so sein Geschäftsführer, werde „selbstbewusst“ mit den Protesten umgehen, die aus seiner Sicht „ein Zeichen von lebhafter Demokratie“ seien. „Wir stellen uns dieser Diskussion und wir freuen uns auf diese Diskussion“, sagt Mindel.

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