IAA in München:Ungeliebte Umweltspur

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Mit großer Skepsis reagieren Lokalpolitiker auf die geplante "Blue Lane" zwischen Innenstadt und Messestadt Riem

Von Nicole Graner und Patrik Stäbler

Die "Blue Lane", die sich während der Automesse IAA als eine Umweltspur von der Innenstadt in den Osten zieht, ist nun auch in den Bezirksausschüssen (BA) Bogenhausen und Au-Haidhausen angekommen. Zumindest virtuell. Tatsächlich geben wird es sie erst vom 6. bis zum 12. September. Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) und IAA-Projektleiterin Christine von Breitenbuch stellten das Projekt nun vor. Es werde sich dabei weder um eine "Kreml-Spur" handeln, wie sie es in Moskau gibt und nur den Reichen und Mächtigen vorbehalten ist, noch um eine "Vip Lane", beteuerte Baumgärtner eingangs.

Auf dieser Spur sollen temporär neue Fortbewegungsmittel ausprobiert werden können. Fahren dürfen emissionsfreie, auf dieser Strecke elektrisch betriebene Fahrzeuge wie Plug-in-Hybride, batteriebetriebene E-Autos und E-Autos mit Brennstoffzelle. Ebenso erlaubt sind emissionsfreie Shuttlebusse, aber auch Autos mit mindestens drei Insassen. Die Blue Lane verläuft laut Powerpoint-Präsentation stadteinwärts von der A 94 über die Prinzregentenstraße bis zum Leuchtenbergring, stadtauswärts von der Bothestraße über Einstein- und Truderinger Straße bis zum Messegelände in Riem. Eine große Verkehrsbelastung werde, so erklärt Baumgärtner, für diese Abschnitte nicht erwartet, da die IAA ja noch in die letzte Ferienwoche falle. Gesperrt würden die Autobahnzufahrten München/Zamdorf und München/Daglfing.

Ob die Sperrung der Zufahrten sinnvoll ist, bezweifelte Petra Cockrell (Grüne) und verwies auf den zunehmenden Verkehr auf der Weltenburger Straße. Florian Braun sagte, dass die zeitweilige Freigabe von Standstreifen schon "übliche Praxis" sei. Insofern erscheine ihm der Preis durch die Behinderungen, die durch zwei gesperrte Auffahrten entstünden, "im Verhältnis zum Erkenntnisgewinn relativ hoch".

Ein weiterer Problem-Abschnitt liegt aus Sicht des BA zwischen Autobahnende und der Prinzregentenstraße. Schon jetzt sind dort aufgrund der verkürzten Grünphasen zwischen Ismaninger und Grillparzer Straße täglich erhebliche Staus angesagt. Auf der anderen Seite glaubt der BA, dass sich die insgesamt entstehenden Verkehrsbelastungen durch die IAA in Grenzen halten. Der BA erhofft sich aus der veränderten Verkehrsführung durch die Blue Lane aber auch neue Erkenntnisse, zum Beispiel auf der Prinzregentenstraße. Von der Stadt möchte das Gremium nach der IAA informiert werden, welche Auswirkungen die temporär erprobten Vorrangspuren haben. Das versprach Baumgärtner.

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Auf wenig Begeisterung stoßen die Pläne für die sogenannte "Blue Lane" auch im Bezirk Au-Haidhausen. Nachdem Clemens Baumgärtner und Christine von Breitenbuch das Konzept vorgestellt hatten, hagelte es viel Kritik von den BA-Mitgliedern. "Mir drängt sich der Eindruck auf, das ist der rote Teppich, der da für einen Verkehr ausgelegt wird, den ich in dieser Form nicht möchte", sagte Heidrun Stangenberg (Grüne). Und Jürgen Fischer (Linke) sprach von einer "Kreml-Spur" zum Nachteil der Anwohner. "Sie schafft gefährliche Situationen und mindert die Umweltqualität."

Derweil forderte Nina Reitz (SPD) den Wirtschaftsreferenten auf, "dass Sie genau so viel Energie daran setzen, marketingtechnisch etwas für die U-Bahn zu tun wie für diese Konzepte". Darauf erwiderte Baumgärtner, dass die U-Bahn ein zentraler Part des IAA-Konzepts sei und man unter anderem Direktzüge zwischen der Messe und dem Königsplatz plane. Zuletzt verwies er noch auf die 140 000 Arbeitsplätze in der Autoindustrie in München. All dies überzeugte das Gros der BA-Mitglieder jedoch nicht. Einzig Andreas Micksch (CSU) äußerte sich positiv zur Blue Lane: "Es ist doch sinnvoll, so ein Konzept einmal auszuprobieren - für sechs Tage".

© SZ vom 27.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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