Internationale Automobil-AusstellungDie Autobranche sucht wieder den Weg in die Innenstadt

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Auch in diesem Herbst werden bei der IAA in München zentrale Plätze in der Innenstadt, sogenannte Open Spaces, für Besucherinnen und Besucher bespielt. 
Auch in diesem Herbst werden bei der IAA in München zentrale Plätze in der Innenstadt, sogenannte Open Spaces, für Besucherinnen und Besucher bespielt.  (Foto: Catherina Hess)

Das Konzept der Open Spaces an zentralen öffentlichen Plätzen wird auch in diesem Jahr weitgehend unverändert fortgeführt. Worauf sich Fußgänger, Radfahrer und Nutzer des öffentlichen Verkehrs einstellen müssen.

Von Martin Mühlfenzl

In diesem September werden sich Fußgänger und Radfahrer in München wieder auf Umwege sowie längere Geh- und Fahrtzeiten einstellen müssen. Denn dann verwandeln sich zentrale Plätze wie der Odeonsplatz, der Königsplatz, Wittelsbacher- und Max-Joseph-Platz sowie die Ludwigstraße und der Geschwister-Scholl-Platz wieder in sogenannte Open Spaces. Also öffentlich zugängliche Bereiche der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA), die infolge des Umzugs von Frankfurt am Main nach 2021 und 2023 das dritte Mal in der bayerischen Landeshauptstadt stattfinden wird.

Der Münchner Stadtrat hatte die IAA respektive den Verband der Automobilindustrie als Veranstalter Ende vergangenen Jahres aufgefordert, ein Konzept vorzulegen, mit dem die Einschränkungen für den Fuß- und Radverkehr so gering wie möglich gehalten werden sollen. Dem kommt die IAA Mobility nun an diesem Dienstag, 24. Juni, im Ausschuss für Arbeit und Wirtschaft des Münchner Stadtrats nach. Das „Konzept Fuß-, Radwege und öffentlicher Personennahverkehr“ liegt der Süddeutschen Zeitung vorab vor.

Die IAA selbst findet von 9. bis 14. September sowohl in der Münchner Innenstadt als auch in der Messe Riem statt, in der mit dem „IAA Summit“ sowie der „IAA Conference“ die zentralen Veranstaltungen für Fachvertreter der Automobilbranche abgehalten werden. Die Einschränkungen in der Innenstadt aber werden deutlich länger dauern als die Ausstellung mit ihren öffentlich zugänglichen Veranstaltungen selbst. Auf- und Abbau in den Open Spaces haben zur Folge, das Radfahrer und Fußgänger von 31. August bis 19. September Umwege werden in Kauf nehmen müssen.

Auf dem Königsplatz wird zwischen den Staatlichen Antikensammlungen und der Glyptothek ein Open Space eingerichtet. Stadteinwärts werden Radfahrer nördlich der Glyptothek von der Augusten- über die Gabelsbergerstraße bis zum Karolinenplatz und der Brienner Straße geleitet; stadtauswärts erfolgt die Umleitung vom Odeonsplatz kommend südlich der Antikensammlungen über die Karlstraße. Fußgänger können den Königsplatz weiterhin im Norden und Süden des Platzes begehen – und selbst Radler dürfen in Schritt-Geschwindigkeit entlang der Staatlichen Antikensammlungen auf dem gemeinsamen Fuß- und Radweg unterwegs sein.

Während der IAA wird hingegen die Residenzstraße für Fahrradfahrer gesperrt. Richtung Tal führt ab der Brienner Straße eine Umleitung über die Alfons-Goppel-Straße, die Maximilian- und die Sparkassenstraße – diese ist in beiden Richtungen befahrbar. Für Fußgänger bleibt der Max-Joseph-Platz während der gesamten Ausstellung rund um den dortigen Open Space geöffnet.

Auch auf der Ludwigstraße wird es für Radfahrer zu Einschränkungen kommen, dort wird während des Auf- und Abbaus der IAA von 3. bis 8. September sowie von 15. bis 18. September der östliche Radweg komplett gesperrt. Radler müssen vom Odeonsplatz über den Hofgarten nördlich Richtung Englischer Garten und über die Königinstraße, die Veterinärstraße bis zum Professor-Huber-Platz ausweichen; diese Umleitung ist auch in südlicher Richtung befahrbar. Der westlich gelegene Radweg auf der Ludwigstraße bleibt während des Auf- und Abbaus vom Siegestor bis zum Oskar-von-Miller-Ring geöffnet, von dort aus wird eine Umleitung über die Kardinal-Döpfner- und Franz-Xaver-Schweyer-Straße bis zum Odeonsplatz angeboten. Vor dem Bayerischen Finanzministerium müssen auch Fußgänger ausweichen und das Reiterdenkmal umlaufen. Während der IAA vom 9. bis zum 14. September wird die Ludwigstraße für den Fahrradverkehr komplett gesperrt, dann müssen Radler auf die Umleitung durch den Hofgarten und entlang des Englischen Gartens ausweichen.

Auch mehrere Buslinien müssen während der IAA sowie des Auf- und Abbaus der Open Space-Zonen in der Innenstadt umgeleitet werden. Betroffen sind unter anderem die Buslinien 58, 68, 153 und 153 sowie die Museumslinie 100.

Gegen die IAA in München gibt es - wie im Jahr 2023 - immer wieder lautstarke Proteste. 
Gegen die IAA in München gibt es - wie im Jahr 2023 - immer wieder lautstarke Proteste.  (Foto: Leonhard Simon)

Unumstritten sind die Open Spaces in der Münchner Innenstadt nicht, wiewohl der Münchner Stadtrat Ende vergangenen Jahres beschlossen hat, die alle zwei Jahre stattfindende IAA bis mindestens 2031 in der Landeshauptstadt halten zu wollen – samt der öffentlichen Flächen für Besucherinnen und Besucher. Die Grünen sprachen sich damals ebenfalls für einen Verbleib der IAA Mobility aus – allerdings ausschließlich auf dem Messegelände in Riem. Sie beklagten die Belastungen des öffentlichen Raums durch die Automobil-Ausstellung. Bereits vor der Stadtratsentscheidung hatten sich die Grünen für diese Haltung Kritik vom Koalitionspartner eingehandelt.

OB Dieter Reiter (SPD) hatte süffisant gefragt, ob die Grünen auch die Wiesn verbieten wollten – diese belege jedes Jahr drei Monate lang den öffentlichen Raum. SPD-Fraktionssprecherin Anne Hübner sagt auf SZ-Nachfrage, ihre Partei begrüße die Open Spaces: „Da werden wichtige Mobilitätsfragen mit den Münchnerinnen und Münchnern sowie Gästen im Herzen der Stadt diskutiert. Dort, wo es Menschen betrifft – auf der Straße.“ Hunderttausende Besucher belebten zudem das Gastgewerbe und den Einzelhandel, so Hübner, und München könne sich als „offene Stadt“ präsentieren. Sie erhebt aber auch eine seitens der SPD bekannte Forderung: Der Freistaat solle es erlauben, dass die Landeshauptstadt mit einer Übernachtungssteuer an der Großveranstaltung auch Geld verdient.

Kritik an den Open Spaces kommt aber auch vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). Dessen Münchner Vorsitzender Andreas Schön kritisiert den VDA vor allem für dessen aus seiner Sicht rückständige Haltung. „Die IAA gibt sich sehr grün, aber trotzdem geht es etwa dem VDA darum, Umweltstandards zu lockern oder gegen das Tempolimit anzukämpfen“, sagt Schön. „Das geht nicht zusammen.“ Zudem werde durch die Belegung der „schönsten Plätze in der Innenstadt“ Protest gegen die IAA nahezu unmöglich gemacht, so der ADFC-Vorsitzende, aber das sei möglicherweise auch gewollt. „Zumindest gibt es jetzt nach 2023 sinnvolle Ausweichrouten. Aber für eine Fahrradmesse würde man das nicht machen.“

Allerdings erfahren die Open Spaces in der Münchner Innenstadt auch enormen Besucherzuspruch. Im Jahr 2023 strömten nach Angaben der IAA etwa eine halbe Million Menschen in die Messehallen und auf die Open Spaces – allein am Samstag der sechstägigen Automobil-Ausstellung waren es mehr als 100 000 in den öffentlich zugänglichen Bereichen. Angelockt wurden sie neben den Oldtimern und neuen Modellen der mehr als 700 Aussteller auch von Live-Acts, Konzerten, Kunstinstallationen und Gastro-Bereichen. Darauf setzen die IAA-Macher auch in diesem Herbst.

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