Süddeutsche Zeitung

Automesse:München macht sich Hoffnungen auf IAA

  • Die Münchner Messe macht sich große Hoffnungen auf die künftige Ausrichtung der internationalen Automesse IAA.
  • Die IAA wurde bisher in Frankfurt abgehalten und litt unter Besucherschwund. Sie soll jetzt mit überarbeitetem Konzept umziehen.
  • Insgesamt bewerben sich sechs weitere Städte um die Ausrichtung der Messe. Der Autoindustrieverband VDA will laut Dittrich im Februar entscheiden.

Von Christian Rost

Die Münchner Messegesellschaft will die größte deutsche Automobilfachmesse in die bayerische Landeshauptstadt holen. Der Verband der Automobilindustrie sucht derzeit für seine bislang in Frankfurt am Main organisierte Internationale Automobilausstellung (IAA) ein Nachfolgekonzept und einen neuen Veranstaltungsort von 2021 an. Dafür bewirbt sich auch die Messe München GmbH. Der Vorsitzende der Geschäftsführung, Klaus Dittrich, rechnet sich gute Chancen aus, den Zuschlag zu bekommen. "Wir können Großveranstaltungen", sagte Dittrich selbstbewusst am Dienstag bei der Vorstellung der Messebilanz für 2019.

Tatsächlich konnte der Messechef für das vorige Jahr mit Zahlen glänzen. "Das beste Jahr ihrer Geschichte" habe die Messegesellschaft hinter sich. Der Konzernumsatz stieg im Vergleich zum Vorjahr von 418 Millionen auf 480 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen wird voraussichtlich die 130 Millionen Euro-Marke übertreffen. Wachstumstreiber war wieder einmal die alle drei Jahre stattfindende Messe für Bau- und Bergbaumaschinen mit 620 000 Besuchern und 3700 Ausstellern aus insgesamt 63 Ländern. "Die größte Bauma aller Zeiten", jubelte Dittrich und sparte auch sonst nicht mit Superlativen. Zum "Mega-Rekordjahr" trugen weltweit 43 Messeveranstaltungen bei, davon 15 in München und 28 im Ausland. Überdies wurde das Messegelände in Riem für 163 Gastveranstaltungen und Kongresse genutzt. In der Summe kamen so rund 3,15 Millionen Besucher, davon allein 2,5 in München, in der Bilanz der Messegesellschaft zusammen.

Weil die Bauma aber nur alle drei Jahre im Messekalender steht, werden die Zahlen am Ende dieses Jahres etwas magerer ausfallen. Da würde eine der weltgrößten Automobilfachmessen gut ins Konzept der Münchner passen. Die IAA litt zuletzt in Frankfurt unter Besucherschwund. Mit 560 000 Besuchern kamen nur noch knapp halb so viele wie in Hochzeiten der Auto-Schau. Für die Neuauflage bewerben sich neben Frankfurt nun auch Berlin, Hamburg, Hannover, Köln und Stuttgart als künftige Standorte. München böte sich mit seiner hervorragenden Messeinfrastruktur und als Hochtechnologiestandort aber besonders gut als Ausrichter an, so Dittrich. Bayern sei mit BMW und Audi sowie den vielen Zulieferfirmen ein bedeutender Standort der Automobilindustrie. Daneben seien auch Hightech-Unternehmen wie Microsoft und Google in München präsent.

Der Automobilverband will seine Motorshow, die neben den Schwesterveranstaltungen in Paris, Detroit, Genf und Tokio zu den wichtigsten Fachmessen der Branche zählt, auch inhaltlich zeitgemäßer präsentieren. Eine "Plattform für Mobilität" soll die Messe werden, wobei sich das Geschehen nicht nur auf einen neuen Messestandort konzentrieren soll, sondern auch auf die Umgebung drumherum. So denken die Münchner Messemacher über verschiedene Präsentationsorte im ganzen Stadtgebiet nach, wo den Besuchern die neuen Formen der Mobilität zum Ausprobieren zur Verfügung stehen sollen. Ende Januar präsentiert die Messegesellschaft ihre Bewerbung für München beim Automobilverband, dann kommen zwei Städte in die nähere Auswahl. Eine endgültige Entscheidung könnte schon im Februar fallen.

Während die Messegesellschaft weiter ihre Aktivitäten im Ausland - vor allem in China, aber auch zunehmend in Indien - vorantreibt, prägen in der Heimat dieses Jahr die Klassiker das Messegeschäft: die Reise- und Freizeitmesse Free, die bereits fünfzigste Auflage der Sportartikelmesse Ispo, die Fachmessen Analytica und Automatica sowie die gute alte Handwerksmesse. Am Standort Köln sind die Münchner mit einer Premiere zu Gast - auf der Digi-Bau geht es um die Chancen durch die Digitalisierung im Bauwesen.

Überrannt wird München im Sommer von Volksmusikfreunden, wenn der Musiker Andreas Gabalier sein Fan-Fest auf dem Messegelände in Riem feiert. Es ist sein einziges Konzert in diesem Jahr, deshalb wird der Andrang bei diesem tagesfüllenden Event gewaltig sein. Dittrich rechnet mit 115 000 Besuchern am 15. August und ist froh, sein Areal wieder einmal massentauglich präsentieren zu können. "Wir haben schon den Papst hergeholt", erinnerte er an die Freiluftmesse mit Benedikt XIX. im Jahr 2006. Und auch eine Veranstaltung mit dem ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama hat Dittrich nachhaltig beeindruckt. Obamas Teilnahme an der Gründerkonferenz Bits & Pretzels während der Wiesn im vorigen Jahr habe den Anspruch der Messe München als Austragungsort für "Events von Weltformat" untermauert.

Mit Vorfreude blickt Dittrich auf die kommenden Jahre. Persönlichkeiten von Weltformat haben sich zwar noch nicht angekündigt für einen Auftritt in Riem. Das Veranstaltungsgeschäft brummt aber weiter. Die European Society of Cardiology kommt auch 2023 in München zusammen. Beim europaweit größten Medizinkongress werden rund 30 000 Teilnehmer wieder die Betten und Kassen in der Landeshauptstadt füllen.

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